Umstrittener Anti-Apartheid-Streiter Buthelezi tot
9. September 2023Eine der umstrittensten Persönlichkeiten aus dem südafrikanischen Freiheitskampf ist tot. Mangosuthu "Gatsha" Buthelezi starb im Alter von 95 Jahren, wie Präsident Cyril Ramaphosa auf X mitteilte. Ramaphosa zeigte sich "zutiefst traurig" und würdigte ihn als einen "herausragenden Anführer im politischen und kulturellen Leben unserer Nation", darunter auch das "Auf und Ab unseres Freiheitskampfes". Buthelezi musste die letzten Wochen bereits im Krankenhaus verbringen, offiziell war von Rückenproblemen die Rede.
Prägung durch die Zulu-Herkunft
Der Zulu-Häuptling, Parteichef und spätere Innenminister unter Nelson Mandela war einer der letzten Protagonisten des Anti-Apartheid-Kampfes am Kap. Er galt lange Zeit als Hoffnungsträger und Freiheitskämpfer, wurde von seinen früheren Verbündeten und späteren Gegnern beim Afrikanischen Nationalkongress (ANC) aber auch als Handlanger der Apartheid-Regierung kritisiert.
1928 wurde Buthelezi als Sohn eines traditionellen Chiefs und der Schwester des Zulu-Königs geboren. Er wuchs in KwaZulu-Natal auf, der traditionellen Hochburg des Zulu-Volkes. Auch seine spätere Politik sollte sich an den ethnischen Grenzen des Vielvölkerstaates orientieren. Mit 20 Jahren besuchte er das College von Fort Hare. Unter der weißen Minderheitsregierung fungierte diese Universität als eine Hochburg des schwarzen Widerstands. Nach Studentenprotesten wurde Buthelezi der Hochschule verwiesen. Dasselbe Schicksal hatte auch Nelson Mandela (1918-2013) ereilt, den Buthelezi als einen "engen Freund und inspirierenden Führer" bezeichnete.
1951 begann Buthelezis politische Zeit, derentwegen ihn manche Kritiker bis heute als "Marionette der weißen Regierung" abstempeln. 1976 wurde er Ministerpräsident von KwaZulu-Natal und damit einer der wenigen schwarzen Profiteure der Apartheid. Wegen seiner antikommunistischen Haltung verlor er den Anschluss an andere Freiheitsbewegungen wie den ANC. Der endgültige Bruch folgte, als der ANC den bewaffneten Kampf aufnahm. Buthelezi stand für eine gewaltfreie Lösung der Rassentrennung; bereits 20 Jahre vor dem Ende der Apartheid entwarf er einen Plan zur nationalen Aussöhnung.
Inkatha-Partei als Gegenstück zum ANC
1975 dann gründete Buthelezi die Inkatha Freedom Party (IFP), deren Mitglieder sich fast ausschließlich aus der Zulu-Ethnie rekrutierten. Zunächst galt die Partei als Gegenstück zum ANC: gemäßigt, kapitalistisch, interessiert am politischen Dialog. Bald schon aber wirkten Buthelezis Friedensbekundungen unglaubwürdig; IFP- und ANC-Anhänger prallten immer öfter aneinander. Bei Kämpfen zwischen ANC, IFP und der Apartheid-Polizei wurden insgesamt rund 20.000 Menschen getötet.
Buthelezi machte sich für eine Freilassung Mandelas stark, blieb dem ANC aber feindlich gesinnt. Der Profit der Zulus schien ihm wichtiger als die nationale Versöhnung, wie Mandela und der letzte Apartheid-Präsident Frederik Willem de Klerk sie anstrebten. Die ersten demokratischen Wahlen in Südafrika 1994 wollte Buthelezi boykottieren. Erst nachdem ihn Mandela und de Klerk überredet hatten, entschied er, die Inkatha doch auf die Wahlzettel zu setzen.
Diese Entscheidung verhinderte weiteres Blutvergießen. Für die Partei ging sie jedoch nach hinten los: Die IFP erhielt kaum Stimmen. Trotz ihres gespannten Verhältnisses ernannte Mandela Buthelezi zu seinem Innenminister. Buthelezi fungierte gar als sein Vertreter, wenn Südafrikas erster frei gewählter Präsident auf Reisen war.
Zuletzt ein fast machtloser Parteichef
Nach dem Ende von Mandelas Amtszeit 1999 wurde deutlich, dass der Versöhnungskurs Buthelezis nicht dem ANC als Partei galt, sondern nur Mandela persönlich. Die Beziehungen verschlechterten sich. Buthelezi verließ 2004 die Regierung und verschanzte sich in der Opposition. Er wurde einer der größten ANC-Kritiker, wies vor allem auf soziale Missstände in Südafrika hin. Auch in späteren Jahren blieb Buthelezi als Führer der Inkatha-Partei noch ein bellender Hund - allerdings ohne Zähne. 2013 verließen ihn drei führende Parteimitglieder, um dem ANC beizutreten. Sein Einfluss schwand immer mehr. Bei den Parlamentswahlen 2014 erreichte die IFP landesweit nur noch 2,4 Prozent der Stimmen. Doch erst 2019 legte Buthelezi den Parteivorsitz nieder.
sti/jj (afp, dpa, kna)