Fehler-Software bei 737-Absturz eingeschaltet
29. März 2019Das automatische Flugsteuerungssystem MCAS, das sogenannte Trimmsystem, sei kurz vor dem Unglück in Äthiopien eingeschaltet worden, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf einen noch nicht veröffentlichen vorläufigen Abschlussbericht zu dem Unglück. Die Ermittler beziehen sich demnach auf die Auswertung des Flugschreibers.
Piloten machtlos gegen die Technik
Es handelt sich dem Bericht zufolge um den bislang gewichtigsten Hinweis darauf, dass eine Fehlfunktion des Trimmsystems, zu den Abstürzen der Boeing-Maschinen in Äthiopien und in Indonesien geführt hatte. Die Ermittlungen seien jedoch noch nicht abgeschlossen.
Das MCAS-System soll mögliche Schwierigkeiten durch die größeren Triebwerke der Max-Modelle im Vergleich zu früheren Versionen der Boeing 737 ausgleichen. Im Steigflug soll das System eigentlich verhindern, dass Piloten die Nase des Flugzeugs unabsichtlich so hochziehen, dass es dabei zu einem gefährlichen Strömungsabriss an den Flügeln kommt. In diesem Fall greift die MCAS-Technik selbstständig in die Steuerung des Höhenruders ein und senkt die Nase des Flugzeugs ab. Es besteht der Verdacht, dass das System in beiden Unglücksfällen die Maschine gegen den Willen der Piloten immer wieder nach unten drückte.
Offizielle Veröffentlichung des Berichts nächste Woche erwartet
Am 10. März war zum zweiten Mal eine noch neue Boeing 737 Max, diesmal von Ethiopian Airlines, abgestürzt. Bei dem Unglück in Äthiopien kamen 157 Menschen ums Leben. Der Ablsuf ähnelte dem Absturz einer 737 von Lion Air im Oktober in Indonesien, dem alle 189 Menschen an Bord zum Opfer fielen. Beide Unglücksmaschinen waren nach dem Start mit äußerst unregelmäßiger Flugkurve und Fluggeschwindigkeit aufgestiegen und anschließend unkontrolliert abgesunken.
Offiziell soll ein erster vorläufiger Bericht zur Blackbox-Auswertung des verunglückten Ehtiopian-Airlines-Flugzeugs kommende Woche erscheinen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
Software-Update und das war's?
Boeing hat ein Software-Update für das MCAS-System angekündigt, sowie bisher ausgebliebene Trainings für die Piloten. Der Flugzeugbauer hofft, damit eine Freigabe für das inzwischen weltweit gesperrte, für den Konzern wichtige Modell zu bekommen. Für den Verkaufsschlager hat Boeing Aufträge von mehr als einer halben Billion Dollar ausstehen. Doch die ersten Airlines widerrufen mittlerweile ihre Aufträge, mit der Begründung, die Passagiere hätten das Vertrauen in dieses Modell verloren.
qu/sti (rtr, afp)