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Umberto Eco ist tot – und die ganze Welt trauert

Kristina Reymann-Schneider20. Februar 2016

Er gehörte zu den ganz großen Schriftstellern und Intellektuellen: Umberto Eco. Nach seinem Tod bekunden Menschen auf der ganzen Welt ihre Trauer. Reaktionen im Netz.

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Umberto Eco, italienischer Autor und Wissenschafter
Bild: Imago/Sven Simon

Umberto Eco schaffte es, weltweit Menschen mit seiner Literatur, seinem Scharfsinn und seinem Witz zu begeistern. Das zeigt sich auch nach seinem Tod: im Sekundentakt poppen auf Twitter hunderte neuer Tweets auf – aus aller Welt. Zitate, Erinnerungen, Lieblingsbücher – Literaturfans aus Australien, Neuseeland, Asien, den USA, Südamerika, Südafrika und Europa würdigen den außergewöhnlichen Autor und sein Werk.

Schon sein erster Roman wurde Anfang der 1980er Jahre zum Welterfolg: "Der Name der Rose" ist ein historischer Kriminalroman, der im späten Mittelalter spielt, aber zugleich unzähligen Anspielungen auf die Gegenwart enthält. Weltweit ging diese Buch mehr als 50 Millionen Mal über die Ladentheke. Auch die Verfilmung mit Sean Connery von 1986 lockte Millionen Menschen in die Kinos.

Europäer aus Überzeugung

Der Chef des Bundeskanzleramts, Peter Altmaier, sieht in Eco einen Schriftsteller, der es verstand die europäische Kultur, die europäische Identität und die europäische Geschichte auf beindruckende Weise in seinem Weltbestseller "Der Name der Rose" darzustellen.

Eco hatte sich in einem Tagesschau-Interview im September 2015 selbst einen "Pionier Europas" genannt, einen "überzeugter Europäer". Allerdings befürchtete er schon damals, dass der Sinn für Solidarität abnehmen werde. Doch ohne einen Sinn für Solidarität könne Europa nicht funktionieren, sagte er voraus.

Dass sein Name in Deutschland immer zuerst mit dem Roman "Der Name der Rose" in Verbindung gebracht werde, nerve ihn, gab er im selben Interview zu. Sein Buch "Das Foucaultsche Pendel" – eine Mischung aus Historien- und Kriminalroman, erschienen 1988 – gefiele ihm viel besser, weil es reifer sei.

Hervorragender Schriftsteller

Bundesjustizminister Heiko Maas pickt sich keinen Roman heraus, sondern lobt generell Ecos Kriminalromane, die "gespickt mit raffiniertem Hintersinn", ein Stück Weltliteratur seien.

Tatsächlich wurden Ecos Romane in mehr als 60 Sprachen übersetzt. International erfolgreich war er auch mit "Die Insel des vorigen Tages" (1994), mit "Baudolino" (2000), mit "Der Friedhof in Prag" (2010) und mit seinem jüngsten Roman "Nullnummer", der im vergangenen Jahr erschienen ist. Der Krimi spielt im Jahr 1992 und erzählt die Geschichte eines Journalisten, der für eine Zeitung schreiben soll, die nicht am Kiosk zu kaufen ist, sondern nur mächtigen Politikern und Wirtschaftsbossen zugestellt werden soll. Eco beschreibt die enge Verflechtung von Presse und Politik und scheut sich nicht, zahlreiche Seitenhiebe auf Italiens ehemaligen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi in die Handlung einzufügen. Das Buch ist zugleich Mediensatire und Verschwörungsthriller. Ecos Kritik an der italienischen Medienlandschaft und der Politik hält Italiens amtierenden Ministerpräsident Matteo Renzi jedoch nicht davon ab, ihn als großen Italiener und großen Europäer zu bezeichnen.

Auch Italiens Kulturminister Dario Franceschini meldete sich via Twitter zu Wort und nennt Eco anerkennend ein "Genie, das die italienische Kultur in die ganze Welt gebracht hat. Jung und sprühend bis zum letzten Tag."

Mit nur fünf Worten drückt die kanadische Schriftstellerin und Lyrikern Margaret Atwood ihre Betroffenheit über Ecos Tod aus.

Zeichen und Worte waren Ecos Leidenschaft

Eco war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Literaturwissenschaftler und Philosoph. Als Professor für Zeichentheorie lehrte er unter anderem an der Universität Bologna und verfasste mehrere wissenschaftliche Bände – darunter die "Einführung in die Semiotik" (1968), das längst zum Standardwerk und damit zur Pflichtlektüre für Literaturstudenten geworden ist. Die Schweizer Philosophin Barbara Bleisch erinnert sich an ein Zitat von Eco, das sie einst in ein Notizheft geklebt hatte. Ein Zitat, das sicher nicht nur angehende Geisteswissenschaftler aufmuntern kann: "Der wirkliche Liebhaber von Büchern muss sie gar nicht alle gelesen haben. Wichtig ist, dass man weiß: Es gibt dieses oder jenes Buch und man hat es zur Verfügung – für die Zukunft".

Tröstende Worte zum Tod des Autors findet die deutsch-polnische Netzaktivistin und Bloggerin Katharina Nocun. Eco werde dank seiner außergewöhnlichen Schaffenskraft nie ganz tot sein, twittert sie. Sein Werk existiere weiter und somit immer auch ein Teil des Autors.