Ukrainische Soldaten unter Druck
22. März 2014Einen Tag nach der Aufnahme der Schwarzmeer-Halbinsel Krim in die Russische Föderation versucht das Verteidigungsministerium in Moskau, den Eindruck eines fast normalen Vorgangs zu erwecken: Russland habe offiziell auch die militärische Kontrolle über die Region übernommen, hieß es in einer Erklärung.
Auf der von Kiew abtrünnigen Halbinsel wehe nun über 147 ukrainischen Militäreinrichtungen die russische Fahne. Außerdem habe die Schwarzmeerflotte bisher 54 von insgesamt 67 ukrainischen Schiffen übernommen. Nach Darstellung Moskaus wollen weniger als 2000 der mehr als 18.000 ukrainischen Soldaten die Halbinsel verlassen.
Korrespondenten auf der Krim berichteten aber gleichzeitig von neuen Aktionen der sogenannten prorussischen Kräfte gegen ukrainische Militäreinrichtungen und Soldaten. So meldeten Reporter, Angreifer hätten zwei ukrainische Luftwaffenstützpunkte gestürmt. Auf der Militärbasis Belbek in der Nähe von Sewastopol hätten Bewaffnete mit enem gepanzerten Fahrzeug das Tor durchbrochen und seien auf das Gelände vorgedrungen. Sie feuerten Schüsse in die Luft und hielten ukrainische Soldaten in Schach.
Zuvor hatten rund 200 prorussische Demonstranten eine ukrainische Luftwaffenbasis in Nowofedorowka im Westen der Krim gestürmt.Ukrainische Soldaten verbarrikadierten sich zunächst in den Gebäuden, gaben nach Verhandlungen mit russischen Einheiten aber auf und verließen den Stützpunkt.
U-Boot in russischer Hand
Die russische Marine brachte derweil auf der Krim das einzige U-Boot der Ukraine in ihren Besitz. Die "Saporoschoje" sei offiziell in die Schwarzmeerflotte aufgenommen worden, sagte der Kommandeur der russischen U-Boot-Kräfte, Anatoli Warotschkin, der Staatsagentur Ria Nowosti.
Etwa die Hälfte der 78 Mann Besatzung wolle in der russischen Marine dienen. Die übrigen Soldaten hätten das U-Boot verlassen. Der ukrainische Fernsehsender "5. Kanal" hatte zuvor berichtet, russische Schiffe hätten die "Saporoschje" in der Strelezki-Bucht bei Sewastopol umzingelt und mit dem Abwurf von Blendgranaten zur Aufgabe gezwungen. Bereits am Donnerstag hatten russische Marinekräfte drei ukrainische Korvetten auf der Krim besetzt.
wl/sti (dpa, afp,rtr)