Ukraine: Angriff in Kiew, Drohnenattacke in Russland
Veröffentlicht 30. August 2023Zuletzt aktualisiert 30. August 2023
Das Wichtigste in Kürze:
- Mindestens fünf Tote nach russischen Angriffen
- Ukrainische Drohnenangriffe auf breiter Front
- Kreml zieht Anschlag als Ursache für Prigoschin-Absturz in Betracht
- USA kündigen weitere Militärhilfe an
- Selenskyj erinnert an die toten ukrainischen Soldaten
Bei russischen Luftangriffen auf mehrere Regionen der Ukraine sind mindestens fünf Zivilisten getötet und mehr als 15 verletzt worden. Nach Angaben der ukrainischen Behörden setzte Russlands Militär dabei Marschflugkörper, Drohnen und Artillerie ein.
Allein in der Hauptstadt Kiew und der umliegenden Region wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft mindestens zwei Menschen getötet und sechs verletzt. Insgesamt seien mehr als 20 russische Geschosse von der Luftverteidigung zerstört worden, hieß es. Es handele sich um den "größten Raketen- und Drohnenbeschuss seit dem Frühling" in Kiew. Tote und Verletzte gab es auch in den ukrainisch kontrollierten Gebieten der umkämpften Region Donezk im Osten des Landes.
Im Süden des Landes wurde das Gebiet Saporischschja laut der örtlichen Militärverwaltung zum Ziel von mehr als 100 Angriffen innerhalb von 4 Stunden. Dabei seien drei Menschen verletzt und mehr als 20 Gebäude beschädigt worden.
Angriffe auf russische Ziele vom Nordwesten bis zur Krim
Der Flugplatz der nordwestrussischen Stadt Pskow nahe der Grenze zu Estland wurde nach russischen Angaben mit ukrainischen Drohnen angegriffen. Gouverneur Michail Wedernikow veröffentlichte ein kurzes Video, auf dem ein heller Feuerschein über dem Flugplatz zu sehen und eine Explosion zu hören ist. Alle Starts und Landungen sind dort vorerst abgesagt.
Der Flugplatz ist Standort von Militärtransportflugzeugen der russischen Armee. Vier Transportflieger vom Typ Iljuschin Il-76 seien beschädigt worden, zwei von ihnen in Flammen aufgegangen, meldete die russische Agentur TASS unter Berufung auf Rettungsdienste. Videos, die von russischen Medien veröffentlicht wurden, zeigen dichten schwarzen Rauch, der über dem Flughafen aufsteigt.
Russland meldet zudem die Abwehr von vier weiteren ukrainische Drohnen. Drei unbemannte Luftfahrzeuge seien von der Luftabwehr über der südwestlichen Grenzregion Brjansk abgeschossen worden, heißt es aus dem Verteidigungsministerium in Moskau. Eine weitere Drohne wurde demnach über dem benachbarten Gebiet Orjol abgeschossen.
Und auch die Halbinsel Krim wurde mit Drohnen angegriffen: Ukrainische Streitkräfte haben die Bucht von Sewastopol ins Visier genommen. Das russische Militär befinde sich in Kampfbereitschaft und wehre den Angriff ab, teilte der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Hafenstadt Sewastopol, Michail Raswoschajew, mit.
Zuletzt gab es verstärkt Meldungen über ukrainische Angriffe auf militärische Objekte der seit 2014 von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim.
Kreml droht mit Vergeltung
Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, hat mit Vergeltung für die Drohnenangriffe der vergangenen Nacht gedroht. Diese "Welle" von Angriffen werde nicht "ungestraft" bleiben, sagte Sacharowa. Zudem sei ihrer Auffassung nach auch der Westen für die Attacken auf den russischen Flughafen Pskow mitverantwortlich. Ohne Informationen westlicher Staaten hätte die Ukraine einen Angriff über solch eine Distanz nicht ausführen können.
Ukrainische Schnellboote im Schwarzen Meer zerstört
Ein Marineflugzeug der russischen Schwarzmeerflotte hat nach Angaben aus Moskau vier ukrainische Militär-Schnellboote im Schwarzen Meer versenkt. An Bord sollen sich bis zu 50 Angehörige ukrainischer Spezialeinheiten befunden haben, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
General: Ukraine macht Fortschritte
Die ukrainische Armee meldet bei ihrem Vorstoß an der südlichen Front weitere Fortschritte. "Wir drängen den Feind zurück", ließ der Kommandeur der im Gebiet Saporischschja eingesetzten Truppen, Brigadegeneral Oleksander Tarnawskyj, verlauten. Einzelheiten nannte er nicht, doch haben ukrainische Truppen mit der Eroberung des Ortes Robotyne eine erste starke russische Verteidigungslinie durchbrochen.
Nach übereinstimmenden Berichten wird derzeit die nächste russische Linie angegriffen, die den Weg in die besetzten Städte Tokmak und Melitopol versperrt. Ziel ist, das etwa 90 Kilometer entfernte Asowsche Meer zu erreichen und die russischen Truppenteile voneinander zu trennen.
Neues US-Militärpaket für 250 Millionen Dollar
Die USA stellen der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere Militärhilfe zur Verfügung. Das US-Außenministerium teilte in Washington mit, das Hilfspaket umfasse Ausrüstung zur Beseitigung von Minen und Panzersperren sowie Raketen zur Luft- und Panzerabwehr und mehr als drei Millionen Patronen für Handfeuerwaffen. Der Wert belaufe sich auf 250 Millionen Dollar.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ließ verlauten, er sei der US-Bevölkerung, dem Kongress und Präsident Joe Biden persönlich dankbar für das neue Verteidigungspaket. "Artillerie, Raketen, Munition für die HIMARS-Systeme, das ist es, was unsere Krieger brauchen", fügte er hinzu. Der Gesamtwert der US-Militärhilfen für die Ukraine beläuft sich inzwischen auf eine hohe zweistellige Milliardensumme.
Selenskyj erinnert an die Gefallenen
Präsident Selenskyj hat die Bürger und Bürgerinnen der Ukraine zum Gedenken an die getöteten Soldaten aufgerufen. "Viele Ukrainer haben heute jemanden, an den sie sich erinnern, jemanden, den sie ehren", sagte er am "Tag der Verteidiger" in seiner abendlichen Videobotschaft.
"Viele von uns waren heute in Gedanken bei ihren Angehörigen, Verwandten und Freunden, die sich derzeit im Krieg befinden. Diejenigen, die jeden Tag, jede Stunde ihr Leben für die Ukraine riskieren." Der Tag sei eine "Mahnung für unser ganzes Land". Die genauen Verluste der Ukraine an Menschen durch den von Russland begonnenen Krieg sind nicht bekannt. Doch nach Schätzungen sind sowohl Zehntausende Soldaten wie Zehntausende Zivilisten getötet worden.
rb/ehl/qu/se/uh/AR (AFP, AP, dpa, epd, KNA, Reuters)
Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.