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KonflikteUkraine

Ukraine-Krieg: Raketen treffen zwei Krim-Brücken

7. August 2023

Die Ukraine hat wichtige Versorgungsrouten der russischen Besatzer attackiert. Präsident Selenskyj lobt westliche Verteidigungssysteme. Nachrichten im Überblick.

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Ukraine, Cherson | Schäden an der Henitschesk-Brücke
Schwer beschädigt: Das Foto soll die Henitschesk-Brücke zeigenBild: Acting Kherson Region Governor/TASS/IMAGO

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Krim-Brücken durch Raketenbeschuss beschädigt
  • Selenskyj würdigt Luftstreitkräfte seines Landes
  • Russische Luftwaffe laut Angaben aus London wenig effektiv
  • Russland nimmt wieder Cherson unter Beschuss
  • "Ehrlicher Austausch" bei Konferenz in Saudi-Arabien

 

Zwei wichtige Versorgungsrouten der russischen Besatzer sind Ziel eines ukrainischen Angriffs geworden. Das ukrainische Militär bestätigte Attacken auf die Brücken von Tschonhar und Henitschesk, die beide zur von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim führen.

Die Tschonhar-Brücke sei von einer Rakete getroffen und beschädigt worden, schrieb der russische Besatzungschef des Gebiets Cherson, Wladimir Saldo, auf Telegram. Auch die nordöstlich bei Henitschesk gelegene Brücke wurde nach seinen Angaben mit mehreren Raketen beschossen. Dabei wurde - wie es hieß - eine Gasleitung in Mitleidenschaft gezogen. Saldo und ukrainische Medien veröffentlichten Fotos, die größere Löcher in den Fahrbahnen der Brücken zeigen sollen. 

Die Regierung in Kiew verfolgt die Absicht, alle von Russland besetzten Teile des ukrainischen Staatsgebiets zu befreien - dazu zählt auch die bereits 2014 völkerrechtswidrig von Moskau einverleibte Krim.

Selenskyj würdigt ukrainische Luftstreitkräfte

Anlässlich des Tages der Luftwaffe des ukrainischen Militärs hat Staatschef Wolodymyr Selenskyj die Luftstreitkräfte seines Landes gewürdigt. Die Piloten hätten seit Beginn des russischen Angriffskrieges mehr als 14.000 Kampfeinsätze geflogen, erklärte Selenskyj auf Telegram.

Ukraine, Kiew | Selenskyj besucht Luftstreitkräfte seines Landes
Auf Besuch bei den Luftstreitkräften: Präsident Wolodymyr Selenskyj (l.)Bild: Ukrainian Presidential Press Office/UPI Photo/Newscom/picture alliance

Auf dazu geteilten Bildern und Videos ist unter anderem zu sehen, wie der Präsident auf einen an einem Kampfflugzeug befestigten Marschflugkörper "Ruhm der Ukraine" schreibt und diesen signiert. Die Bezeichnung des Raketentyps "Scalp/EG" ist in den Farben der französischen Flagge auf den Marschflugkörper aufgedruckt, daneben ist zudem ein Eiffelturm zu erkennen.

"Scalp/EG" ist die französische Bezeichnung für die gemeinsam mit Großbritannien entwickelten Marschflugkörper vom Typ "Storm Shadow". Nachdem der französische Präsident Emanuel Macron die Lieferung der Waffen auf dem NATO-Gipfel in Vilnius im Juli angekündigt hatte, sehen ukrainische Medien nun die Lieferung dieser Marschflugkörper mit einer Reichweite von mehr als 250 Kilometern auch durch Frankreich als erwiesen an. Großbritannien hatte bereits im Mai die "Storm Shadow"-Lieferung an die Ukraine bestätigt.

Russische Luftwaffe laut Angaben aus London wenig effektiv

Die russische Luftwaffe erzielt nach britischer Einschätzung im Angriffskrieg gegen die Ukraine trotz großen Aufwands nur geringe Erfolge. Während des Sommers habe die Luftwaffe mehr als 100 Einsätze pro Tag geflogen, teilte das Verteidigungsministerium in London mit. "Diese beschränkten sich jedoch aufgrund der Bedrohung durch die ukrainische Luftabwehr fast immer auf Einsätze über russisch kontrolliertem Gebiet."

Russland versuche, dieses Problem zu lösen, indem zunehmend sogenannte Freifallbomben mit Gleitaufsätzen zur Verlängerung der Reichweite eingesetzt würden. Diese Bomben könnten viele Kilometer vom Ziel entfernt von Flugzeugen abgeworfen werden, aber hätten noch nicht dauerhaft ihre Genauigkeit bewiesen, hieß es in London weiter. "Zu Beginn der Gegenoffensive der Ukraine im Süden ab Juni 2023 waren russische Kampfhubschrauber sehr wirksam", kommentierte das Ministerium weiter. Doch habe es Russland zuletzt offenbar nicht geschafft, im Süden eine effektive taktische Luftwaffe aufzubauen.

Viele Opfer nach russischem Beschuss in Cherson

In der südukrainischen Stadt Cherson sind nach Angaben aus Kiew bei russischem Beschuss eine Frau getötet und mindestens zwölf Menschen verletzt worden. Der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak, veröffentlichte ein Foto eines in Flammen stehenden neungeschossigen Hauses.

Screenshot vom Telegram-Account des Leiters des Präsidialamts, Andrij Jermak, mit dem brennenden Gebäude
Screenshot vom Telegram-Account des Leiters des Präsidialamts, Andrij Jermak, mit dem brennenden Gebäude Bild: Andrij Ermak/Telegram

Von einer schweren Nacht für Cherson sprach der Militärgouverneur des Gebietes, Olexander Prokudin.  Die russische Armee habe die Häuser im Zentrum von Cherson unter Feuer genommen. 

Russland hält den größten Teil des Gebietes besetzt und beschießt von dort aus immer wieder das im vergangenen Jahr von ukrainischen Truppen befreite Cherson.

Jermak teilte weiter mit, bei russischen Angriffen seien im Dorf Kutscheriwka im Kreis Kupjansk des ostukrainischen Gebiets Charkiw zwei Menschen getötet und drei weitere verletzt worden.

Ukraine bekommt Gefangene zurück

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben weitere 22 Soldaten aus russischer Gefangenschaft zurückerhalten. Unter den Freigelassenen seien auch Verwundete. Die Männer hätten zuvor an verschiedenen Abschnitten der Front gekämpft, teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram mit. Er veröffentlichte auch Bilder und ein Video mit den Männern. Sie würden nun psychologische und medizinische Hilfe erhalten. Von Russland gab es zunächst keine Stellungnahme. Russland und die Ukraine haben in dem seit mehr als 17 Monate dauernden Angriffskrieg immer wieder Gefangene ausgetauscht.

"Beachtliche Ergebnisse" durch Patriot und Iris-T

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich mit den Verteidigungssystemen "Patriot" aus den USA und "Iris-T" aus Deutschland zufrieden gezeigt. Das seien leistungsstarke und hocheffektive Systeme, sagte er in einer Videoansprache. "Sie haben bereits beachtliche Ergebnisse erzielt."

Die Ukraine habe in der vergangenen Woche einen großen Teil der russischen Luftangriffe abgewehrt, berichtete Selenskyj. Unter anderem seien 65 Raketen und 178 Drohnen abgeschossen worden.

Abschuss einer Lenkrakete vom Iris-T SLM in der Ukraine
Luftabwehrsystem mittlerer Reichweite: "Iris-T" (Archivfoto)Bild: Air Force Ukraine

"Ehrlicher Austausch" bei Konferenz in Saudi-Arabien

Nach internationalen Gesprächen über Möglichkeiten zur Beendigung des Krieges hat die Ukraine von einem "ehrlichen und offenen Austausch" gesprochen. "Wir hatten sehr produktive Beratungen über die wesentlichen Prinzipien, auf deren Basis ein gerechter und dauerhafter Frieden geschaffen werden sollte", sagte der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrij Jermak.

Bei der Konferenz in der saudi-arabischen Stadt Dschidda habe es unterschiedliche Auffassungen gegeben. Aber alle vertretenen Länder hätten sich zur UN-Charta, zum Völkerrecht, der Achtung der Souveränität und der territorialen Unversehrtheit der Staaten bekannt, berichtete Jermak.

An den zweitägigen Beratungen in Saudi-Arabien hatten Vertreter der Ukraine und ihrer westlichen Unterstützer teilgenommen, aber auch große Schwellenländer wie Indien, Brasilien, Südafrika und China. Russland war nicht eingeladen.

Saudi Arabien, Dschidda | Saal Ukraine-Konferenz
Auf der Suche nach Frieden: Konferenzteilnehmer in DschiddaBild: Saudi Press Agency/Handout/REUTERS

In Moskau erklärte Kremlsprecher Dmitri Peskow, der Militäreinsatz in der Ukraine werde auf absehbare Zeit weitergehen. Russland wolle die Gebiete kontrollieren, die in seiner Verfassung festgeschrieben seien. Das sind die 2014 annektierte Halbinsel Krim sowie seit 2022 die Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson. Diese Gebiete sind derzeit militärisch nur zum Teil in russischer Hand.

wa/ack/se/qu (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.