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Erdogan stärkt seinen Geheimdienst

18. April 2014

Belauschen von Privattelefonen und Spionage ohne Genehmigung eines Gerichts: Das türkische Parlament weitet die Befugnisse des Nachrichtendienstes MIT massiv aus. Premier Erdogans AKP setzt die Reform willig durch.

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Türkischer Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan (foto: GettyImages)
Bild: Getty Images

Das türkische Parlament hat die umstrittene Geheimdienstreform angenommen, die die Möglichkeiten des nationalen Nachrichtendienstes MIT erheblich ausweitet. Nach Medienberichten wurde der Gesetzestext nach einer tumultartigen Debatte mit der absoluten Mehrheit der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan durchgesetzt. So hat der MIT nun weitgehend freie Hand für Spionageaktivitäten im In- und Ausland.

Dazu gehören das Abhören von Privattelefonaten und das Sammeln von geheimdienstlichen Erkenntnissen mit Bezug auf "Terrorismus und internationale Verbrechen". Bislang war für jeden Fall eine gerichtliche Genehmigung erforderlich. Zudem werden Gefängnisstrafen für Journalisten eingeführt, die vertrauliche Geheimdienstinformationen veröffentlichen. Die Regierung rechtfertigte die Reform mit der Begründung, der Nachrichtendienst müsse effektiver arbeiten können.

Tief im Sumpf der Korruption

Erdogan, der wegen eines bis in das Kabinett und seine Entourage hineinreichenden Korruptionsskandals angeschlagen ist, steht wegen verschiedener Repressionsmaßnahmen am Pranger, auch international. Unlängst trat ein Gesetz zur Verschärfung der Internetkontrolle in Kraft. Die Anbieter Youtube und Twitter wurden vorübergehend abgeschaltet.

Es folgte auf ein neues Justizgesetz, das den Einfluss der Regierung auf die Ernennung von Richtern und Staatsanwälten erweitern sollte. Dieses wurde jedoch vergangene Woche vom Verfassungsgericht in wichtigen Teilen kassiert.

Die Regierung hatte eine Reform des Kontrollgremiums HSYK geplant, das für die Ernennung und Entlassung von Richtern und Staatsanwälten zuständig ist. Nach dem Bekanntwerden der Korruptionsvorwürfe gegen die Regierung im Dezember hatte Erdogan die Reform des HSYK vorangetrieben, um gegen mutmaßliche Regierungsgegner im Justizapparat vorgehen zu können. Die Reform stärkte die Befugnisse des Justizministers im HSYK, was Kritiker als Eingriff in die Gewaltenteilung geißelten. Das Verfassungsgericht erklärte diese neuen Vollmachten des Ministers für verfassungswidrig.

SC/gri (afp, APE, dpae)