Türkei will syrische "Pufferzone" ohne Kurden
26. August 2016Das Ziel der Türkei ist klar: Sie will verhindern, dass die Kurden im benachbarten Norden Syriens ihr Herrschaftsgebiet weiter vergrößern. Denn das, so die Befürchtung der Regierung in Ankara, könnte kurdische Unabhängigkeitsbestrebungen auch in der Türkei befeuern.
Wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu in der Nacht zum Freitag meldete, attackierte die türkische Armee in Nordsyrien Stellungen der von den USA unterstützten kurdischen "Volksschutzeinheiten" (YPG). Unter Berufung auf Geheimdienstinformationen hieß es, die YPG-Milizen hätten sich nicht wie verlangt auf Positionen östlich des Flusses Euphrat zurückgezogen, sondern versucht, Geländegewinne zu erzielen.
"Schutzschild Euphrat"
Türkische Medien berichteten, die Regierung in Ankara wolle im Norden Syriens eine Pufferzone einrichten, die "frei von Terrorgruppen" sei. "Wir werden dafür sorgen, dass die PYD nicht an die Stelle des IS tritt", betonte denn auch der türkische Verteidigungsminister Fikri Isik. Die YPG wird als bewaffneter Arm der PYD (Partei der Demokratischen Union) angesehen, die ihrerseits als syrischer Vertreter der verbotenen türkischen Arbeiterpartei PKK gilt.
Der Sprecher der US-geführten internationalen Koalition, John L. Dorrian, erklärte, der Großteil der "Demokratischen Kräfte Syriens" habe sich östlich des Euphrats zurückgezogen. Einige Einheiten seien jedoch zurückgeblieben, um zusammen mit Anwohnern Sprengfallen zu beseitigen und sicherzustellen, dass es keine IS-Schläferzellen gebe. Bei den "Demokratischen Kräften Syriens" handelt es sich um ein Bündnis, das von der Kurdenmiliz YPG dominiert wird.
Im Kampf gegen den "Islamischen Staat" sind die YPG-Einheiten der wichtigste Partner der internationalen Koalition. Die Kurden haben von den Dschihadisten im Norden Syriens mit Luftunterstützung der Koalition große Gebiete erobert und dort eine Selbstverwaltung ausgerufen. Zudem kontrollieren die Kurden den größten Teil der Grenze zur Türkei.
Gemeinsam gegen Terror?
An diesem Freitag wollen die Außenminister der USA und Russlands, John Kerry und Sergej Lawrow, in Genf zusammenkommen, um die jüngsten Entwicklungen im Syrien-Krieg zu erörtern. Nach Angaben des Außenministeriums in Moskau soll es vor allem um Möglichkeiten eines koordinierten Vorgehens gegen Terrorgruppen gehen. Vertreter von UN-Hilfsorganisationen bekräftigten vor dem Treffen die Forderung nach Feuerpausen und freiem Zugang für humanitäre Helfer zu Zehntausenden von Notleidenden in umkämpften Orten Syriens.
wa/rb (afp, dpa, rtr)