Türkei startet Truppenentsendung nach Libyen
5. Januar 2020Türkische Truppen würden derzeit "schrittweise" nach Libyen geschickt, sagte Staatschef Recep Tayyip Erdogan dem Fernsehsender CNN Turk. In dem nordafrikanischen Land sollten die Soldaten Koordinationsaufgaben übernehmen und ein "Einsatzzentrum" einrichten. Ein Kampfeinsatz sei nicht das Ziel des türkischen Militärs, betonte Erdogan. Vielmehr sollten die Truppen "die legitime Regierung unterstützen und eine humanitäre Tragödie vermeiden". Wie viele Soldaten und welche Art Truppen die Türkei in das Bürgerkriegsland schickt, blieb unklar.
Die international anerkannte Regierung unter Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch in Libyens Hauptstadt Tripolis hatte formell um militärische Unterstützung im Kampf gegen die Truppen des abtrünnigen libyschen Generals Chalifa Haftar gebeten. Die Türkei kündigte daraufhin ein militärisches Eingreifen an. Am Donnerstag gab das Parlament in einer Sondersitzung grünes Licht für den Einsatz.
In Libyen herrscht seit dem Sturz und gewaltsamen Tod des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 Chaos. Die Einheitsregierung in Tripolis wird von lokalen Milizen unterstützt, hat jedoch weite Teile des Landes nicht unter Kontrolle. Haftar und seine "Libysche Nationalarmee" (LNA) kontrollieren den Osten Libyens, wo auch das Parlament seinen Sitz hat.
Viele Tote, zahlreiche Vertriebene
In den Konflikt sind internationale Mächte verstrickt: Die Regierung in Tripolis wird nicht nur von der Türkei, sondern auch von Katar und Italien unterstützt, Haftar unter anderem von Russland, Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE).
Der 76-Jährige General startete im vergangenen Jahr eine eine Offensive auf Tripolis. Seither wurden nach UN-Angaben mehr als 280 Zivilisten getötet und mehr als 140.000 Menschen vertrieben. Der UN-Sicherheitsrat rief im Dezember zu einer Waffenruhe in Libyen auf.
In der Nacht zum Sonntag wurden bei einem Angriff auf eine Militärschule in Tripolis mindestens 28 Menschen getötet und 18 weitere verletzt. Die Vereinten Nationen verurteilten den Angriff. Auch die Europäische Union drückte große Besorgnis aus.
hk/wa (dpa, afp)