Luftangriff auf Flüchtlingslager im Jemen
19. Juli 2017Bei dem Luftangriff auf das Camp wurden auch viele Menschen verletzt, wie die Huthi-Rebellen und die Regierung mitteilten. Augenzeugen berichten, die von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition sei für den Luftangriff verantwortlich. Seit März 2015 fliegt das Bündnis Angriffe auf Huthi-Rebellen, die Jemens Präsidenten stürzen wollen.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zeigte sich "zutiefst bestürzt" über den Luftangriff auf das Lager. Wie die Organisation mitteilte, lebten in dem Camp Menschen, die vor dem bewaffneten Konflikt im Südwesten des Landes geflohen waren. Die Augenzeugen berichteten, bei dem Angriff seien mindestens sieben Frauen und vier Kinder getötet worden. Ein UNHCR-Sprecher sagte, die meisten Getöteten gehörten wahrscheinlich zu einer einzigen Familie. In der umkämpften Region Tais versuchen Truppen der Regierung und der Koalition seit Monaten, eine größere Militärbasis zu erobern.
Bomben aus Versehen?
Örtliche Quellen berichteten der Deutschen Presse-Agentur, dass das saudi-arabisch geführte Bündnis das Gebiet zweimal "aus Versehen" bombardiert habe. Der jemenitische Minister für Menschenrechte, Mohammed Askar, sprach von einem "unglücklichen Vorfall" und kündigte eine Untersuchung durch die Regierung an. Ein Huthi-Sprecher nannte den Luftangriff ein "monströses Verbrechen".
Im Jemen, dem ärmsten Land der arabischen Halbinsel, kämpfen schiitische Huthi-Rebellen seit Anfang 2015 gegen Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi. Die Rebellen kontrollieren weite Teile vor allem im Norden des Landes sowie die Hauptstadt Sanaa. Sie kämpfen gegen die international anerkannte sunnitisch geprägte Regierung des Landes, die wiederum von der sunnitschen Militär-Allianz unter Führung Saudi-Arabiens unterstützt wird. Saudi-Arabien beteiligt sich mit Luftangriffen am Kampf gegen die Rebellen. Unterstützung für Saudi-Arabien kommt aus weiteren arabischen Staaten sowie den USA, Großbritannien und Frankreich. Extremistengruppen wie Al-Kaida und der "Islamische Staat" (IS) machen sich den Konflikt zunutze, um ihre Macht in dem Land auszubauen.
Infolge Kämpfe sind im Jemen mehr als 10.000 Menschen zu Tode gekommen. Landesweit wurden nach UN-Angaben mehr als eine Million Menschen gezwungen, ihre Häuser zu verlassen. Einer Cholera-Epidemie sind seit Ende April bisher 1742 Menschen zum Opfer gefallen. Mehr als 320.000 Menschen haben sich nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation mit der Krankheit angesteckt. Besonders in den Provinzen nördlich der Hauptstadt Sanaa verbreitet sich demnach die Seuche rapide.
kle/sti (dpa, afp, rtre, ape)