Die Sendung mit der Maus wird 50
7. März 2021Warum ist der Himmel blau? Warum kippt mein Fahrrad beim Fahren nicht um? Was tun, damit mein Papa nicht raucht? Es gibt viele Wunder auf dieser Welt und mindestens ebenso viele Fragen. Antworten und Erklärungen aber liefert bis heute eine orangefarbene Maus: "Die Sendung mit der Maus", längst ein Klassiker des Deutschen Fernsehens, feiert am diesem Sonntag Geburtstag.
"Wir recherchieren sehr gründlich und versuchen, aus den Ergebnissen eine Geschichte zu bauen, die die Leute mitnimmt", sagt Armin Maiwald, einer der geistigen Väter der Maus, im Gespräch mit der Agentur teleschau. Gemeinsam mit anderen, darunter die Illustratorin Isolde Schmitt-Menzel und der Zeichentrickfilmer Friedrich Streich, hat der heute 81-Jährige 1970 die "Lach- und Sachgeschichten für Fernsehanfänger" entwickelt. Am 7. März 1971 flimmerte die erste Folge über die Bildschirme, wenig später erhielt das Format seinen heutigen Namen: "Die Sendung mit der Maus".
Warum sind Eier oval?
Alles begann mit Erklärfilmen, darüber, warum Brötchen aufgehen oder Eier oval sind. Von Anfang an spürte die Maus den Dingen des täglichen Lebens nach und fragte nach Herkunft, Machart oder Beschaffenheit. Nicht selten eine Reise ins Unbekannte: Technische Themen knöpfte sich der freundliche Nager ebenso vor wie ökologische Fragen oder Philosophisches. "Aber manchmal machen wir auch einfach nur Quatsch", sagt Maiwald, dessen Erklär-Stimme noch heute in jeder Sendung aus dem Off zu hören ist. "Zum Beispiel, als wir die Fußballbegriffe wirklich wörtlich genommen haben. Das war ein Riesenknaller!"
Für viele Deutsche ist Maiwald deshalb ein Kindheitsheld. "Im Laufe der Jahre hat sich die 'Die Sendung mit der Maus' zur Familiensendung entwickelt", sagt WDR-Redakteurin Heike Sistig im DW-Gespräch. "In der Redaktion legen wir schon Wert darauf, dass die Beiträge auch immer eine Ebene für Erwachsene haben." Kaum zu glauben, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer der Maus einer Untersuchung zufolge im Schnitt 40 Jahre alt sind. Offenbar schauen viele Eltern mit.
Lernen im Vorbeigehen
Bis heute unverändert ist das Erfolgsgeheimnis der "Sendung mit der Maus". "Die Macherinnen und Macher der Sendung wissen genau, was Kinder brauchen und mögen", sagt Maria Linsmann vom Gutenberg-Museum in Mainz, Professorin an der Arbeitsstelle für Kinder- und Jugendmedienforschung der Universität Köln (ALEKI). "Was ankommt, ist die perfekte Mischung aus Spaß und kindgerechter Erklärung", so die Expertin im DW-Gespräch. Lernen im Vorbeigehen, nennt es Maiwald, freilich ohne den erhobenen Zeigefinger.
Gleichwohl gab es auch Kritik an dem Format: Anfangs bemängelten Pädagogen die Sendung als konzeptionslos und zu schnell geschnitten. Die Kirche fand den sonntäglichen Sendeplatz nicht optimal - die Kinder sollten besser im Gottesdienst sitzen. Doch mittlerweile ist die Sendung über jeden Zweifel erhaben, hat so ziemlich jeden Fernsehpreis gewonnen - und gilt als deutsches Kulturgut: Der Bundespräsident verlieh der Maus 2019 sogar einen Orden.
Die Maus auf Weltreise
Die "Sendung mit der Maus" hat Fernsehgeschichte geschrieben. 1992 flog sie mit Astronaut Klaus-Dietrich Flade auf die russische Raumstation Mir, 2014 mit Alexander Gerst zur ISS. 2005 unternahm sie einen Trip nach Japan, um zu zeigen, wie eine Familie dort lebt. Nicht zu vergessen ihre Bildungsreisen in die Türkei (2008), nach Indien (2009) oder Südafrika (2010).
Vieles ist noch wie damals in den 1970er-Jahren, als die Familie sich vor dem klobigen Fernsehgerät im Wohnzimmer versammelte: Bevor die Maus und ihre Spielkameraden Gelbe Ente und Blauer Elefant loslegen, erklingt die flotte Erkennungsmelodie von Hans Posegga. Der Entertainer Stefan Raab machte daraus 1996 sein Gute-Laune-Lied: "Mach die Glotze an, hier kommt die Maus!"
Seit die Maus auf Sendung ging, hat sich die Medienwelt gründlich verändert. Deshalb tritt die Maus nicht mehr nur im Fernsehen auf, sie ist auch im Radio, in einer Maus-App am Handy und in den Social-Media-Kanälen unterwegs. Redakteurin Heike Sistig sieht die Maus deshalb auch für die nächsten Generationen "supergut aufgestellt".
Wenig überraschend hat die Corona-Pandemie der Sendung noch einmal hohe Zuschauerzahlen im linearen Fernsehen beschert. Ein großes Publikumsfest wie in früheren Jahren kann es diesmal allerdings nicht geben: "Im Grunde ist unser Mitmach-Geburtstag 'Wir feiern #mitdermaus' eine große digitale Party. Das ist das einzige, was wir im Moment machen können."