Turin im Ronaldo-Fieber
16. Juli 2018Schon die Landung in Turin war filmreif. Als Top secret und einen Tag früher als erwartet betrat Cristiano Ronaldo, das neue Aushängeschild von Italiens Fußball-Rekordmeister Juventus Turin, italienischen Boden. Im Fernsehen lief gerade das WM-Finale zwischen Frankreich und Kroatien. "Schaut her, wer gerade in Turin angekommen ist", twitterte Juve und schenkte den Fans ein erstes Foto von Ronaldo auf dem Rollfeld. An der Seite des Weltfußballers war dessen Freundin Georgina Rodriguez zu sehen, im Hintergrund stand der Privatjet.
"Bring uns den Champions-League-Titel!"
Die "Jahrhundertwende" und die "neue Ära im italienischen Fußball", von der die Medien seit Bekanntwerden des spektakulären Transfers pausenlos sprechen, begannen am Montag offiziell vor dem Ärztezentrum von Juve. Die Anhänger des Clubs, die in Scharen und mit Smartphones in den Händen zum "Ronaldo-Day" gekommen waren, machten dem portugiesischen Neuankömmling unmittelbar klar, was sie von ihm erwarten. "Bring uns den Champions-League-Titel!", skandierten sie. Ronaldo gab Autogramme und winkte den Fans, dann verschwand er zum obligatorischen Medizin-Check.
Wichtiger als WM-Finale
Nicht erst seit Montag liegt Turin im Ronaldo-Fieber - auch die Fußballfans außerhalb des Piemonts scheinen in Italien seit Tagen kein anderes Thema mehr zu kennen. Am Montag verdrängte CR7 auf der Titelseite der Sportzeitung "Gazzetta dello Sport" sogar die WM-Helden aus Frankreich auf den zweiten Platz. Der Transfer ist ein reines Spektakel, Ronaldo ist für Italien ein "Außerirdischer" und "Lottogewinn" zugleich. Fünf Mal gewann er die Champions League mit Manchester United und Real Madrid. Hunderte Tore gingen auf sein Konto. Er soll Italiens Top-Klub an die Spitze des europäischen Fußballs führen - und Niederlagen wie im Champions-League-Finale 2017 (gegen Real Madrid) oder im Viertelfinale der Königsklasse in diesem Jahr (ebenfalls gegen Real) verhindern.
Eine halbe Million Trikots in einer Nacht
Am Wochenende machten Gerüchte die Runde, wonach Juve kurz nach Bekanntgabe des Transfers in einer Nacht mehr als 500.000 Ronaldo-Trikots verkauft haben soll. Für den Turiner Traditionsverein ist die Ablösesumme an Real in Höhe von 112 Millionen Euro ein ungewohnt dicker Brocken - und hat finanzielle Bedenken aufgeworfen. Doch die Ausgaben könnten sich am Ende für die Klubkasse auszahlen.
Auch für Ronaldo selbst bricht nach neun Jahren Real Madrid eine Zeitenwende an. Statt neben Sergio Ramos, Toni Kroos oder Luca Modric wird er auf dem Feld künftig neben Andrea Barzagli, Giorgio Chiellini, Paolo Dybala und Sami Khedira spielen. Trotz seiner 33 Jahre kann sich der Portugiese sicher sein, in Italien künftig unstrittig die Nummer eins zu sein. Ein Beweis seiner Vorfreude lieferte Ronaldo umgehend - und sang im Vorbeigehen an den Kameras beschwingt "Juve, Juve".
sn/ck (dpa)