Tunesiens Präsident Essebsi gestorben
25. Juli 2019Der tunesische Präsident Béji Caid Essebsi hatte seit einiger Zeit mit schweren Gesundheitsproblemen gekämpft. Vor drei Wochen war er mehrere Tage in einem Krankenhaus behandelt worden. Das Präsidialamt teilte den Tod des Präsidenten auf seiner Facebook-Seite mit. Dort hieß es auch, Details zu seiner Beerdigung würden bald bekanntgegeben.
Im April hatte Essebsi seinen Verzicht auf eine Kandidatur bei der Präsidentschaftswahl im kommenden November erklärt. Das Amt des Staatschefs soll übergangsweise Parlamentspräsident Mohammed Ennaceur übernehmen. Die Präsidentenwahl wird um knapp einen Monat auf den 23. Oktober vorgezogen.
Hoffnungsträger und Politikveteran
Nach dem Arabischen Frühling und dem Sturz des langjährigen Machthabers Zine el-Abidine Ben Ali im Jahr 2011 hatte Essebsi die Partei Nidaa Tounès gegründet, an deren Spitze nun sein Sohn Hafedh steht. Er war der erste demokratisch gewählte Präsident Tunesiens und ein Politikveteran.
Bei den ersten freien Wahlen nach dem Sturz des Langzeitmachthabers Ben Ali wurde Caid Essebsi Ende 2014 an die Spitze des tunesischen Staates gewählt. In seiner Amtszeit versuchte Essebsi vor allen Dingen, die unterschiedlichen politischen Akteure an einen Tisch zu bringen und die teils tiefen Gräben zwischen Liberalen, Konservativen, Islamisten und Gewerkschaften zu überbrücken. Zuletzt hatte er sich verstärkt für die gleichen Rechte von Frauen und Männern in dem muslimischen Land eingesetzt.
Essebsi hatte sich bereits 1942 dem Kampf um die Unabhängigkeit Tunesiens von den Franzosen angeschlossen und wurde ein enger Vertrauter des ersten tunesischen Präsidenten Habib Bourguiba. In dieser Zeit war Caid Essebsi unter anderem auch Innen- und Außenminister. Als Bourguiba Ende der 1980er-Jahre aus dem Amt geputscht wurde, zog sich Caid Essebsi aus der Politik zurück und arbeitete wieder als Anwalt.
Tunesien vor schweren Zeiten
Tunesien ist das einzige Land der Region, das nach dem sogenannten Arabischen Frühling weitgehende demokratische Reformen umgesetzt hat. Allerdings kämpft Tunesien mit großen wirtschaftlichen Problemen. Zudem ist es in den vergangenen Jahren immer wieder zu teils verheerenden Anschlägen gekommen, die vor allem den Tourismus im Land massiv geschädigt haben.
Auch an diesem Donnerstag heizten wieder mehrere Anschläge auf Sicherheitskräfte die Diskussion um die Sicherheit in dem nordafrikanischen Urlaubsland an.
mak/sti (dpa, rtr)