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Hoffenheim will in Titelkampf einsteigen

Alina Schwermer
29. August 2021

Auftakt der Frauen-Bundesliga, in der Hoffenheim nach Höherem strebt und Wolfsburg immer noch über der Konkurrenz schwebt. Und: Ein Nationalteam in Saudi-Arabien - das Wichtigste im Fußball der Frauen diese Woche.

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Spielerinnen der TSG 1899 Hoffenheim mit Torjubel
Der Auftakt gegen den SC Freiburg ist geglückt, Hoffenheim will gerne mehrBild: Oliver Baumgart/imago images/foto2press

Hoffenheim will mehr als Platz drei

Die Rolle der Investorenklubs in der Fußball-Bundesliga der Frauen ist hochinteressant. Als erster Klub hatte der VfL Wolfsburg erkannt, wie wirksam man mit einem starken Frauenteam die Kritik an den tiefen Taschen des hauseigenen Autokonzerns überkleistern kann. Dass mittlerweile ausgerechnet die TSG Hoffenheim und Bayer 04 Leverkusen in die zweite Reihe aufgerückt sind, ist augenfällig. Und es hat neben PR-Gründen gewiss auch damit zu tun, dass der Cent bei TSG und Werksklub lockerer sitzt.

Vor allem die Rolle der Hoffenheimerinnen wird in der neuen Saison spannend werden. Beharrlich haben sie sich was die Platzierung und auch die spielerischen Qualitäten angeht nach vorne gearbeitet. Mit einem etwas nervösen 2:1-Sieg im Liga-Eröffnungsspiel gegen starke Freiburgerinnen, die sich vor allem in der ersten Hälfte teuer verkauften, ist die TSG nun gestartet. Hoffenheim fuhr nach Anfangsschwierigkeiten das Angriffspressing hoch, dominierte die zweite Halbzeit - und könnte, je nachdem wie man mit der internationalen Belastung klarkommt, durchaus für Druck auf Bayern und Wolfsburg sorgen.  

"Wir haben einen kleinen Anpfiff bekommen zur Halbzeit. Der Trainer hat uns klar gemacht, dass wir es besser können, wie gut wir eigentlich sind", sagte die neu verpflichtete Gia Corley gegenüber der DW. Die erst 19-jährige Mittelfeldspielerin, die vom FC Bayern kam und überall auf dem Feld präsent war, folgte dem Hoffenheimer Ruf, weil der Klub Talenten eine Bühne bietet. Auch sie verkörpert die gewachsenen Ambitionen. "Wir wollen in der Liga mindestens wieder auf Platz drei. Aber wir wollen diesmal einen Schritt weiter gehen, gerne auf Platz zwei und vielleicht sogar am Titel schnuppern", so Corley. Bei ihrem Startelf-Debüt habe sie viel Druck gespürt und etwas Zeit gebraucht, um rein zu finden. Doch der Neuzugang stach, ebenso wie die zweite namhafte Verpflichtung, die Belgierin Tine de Caigny. Die nämlich besorgte den Siegtreffer.

Wolfsburg bleibt eine Klasse für sich 

Fast hoffnungsvoll war vor der Spielzeit vom Umbruch der Wolfsburgerinnen die Rede gewesen. Sieben Abgänge, acht Zugänge, besonders schmerzhaft der Verlust von Ingrid Engen und Fridolina Rolfö zu den Champions-League-Siegerinnen des FC Barcelona. Das schien die Lücken zu verkleinern und die Wolfsburgerinnen etwas schlagbarer zu machen. Doch die nüchterne Bilanz nach dem ersten Spieltag lautet: Außer Titelverteidiger FC Bayern, der mit einem 8:0-Kantersieg gegen Werder Bremen ein Ausrufezeichen setzte, und möglicherweise Hoffenheim, kann wohl niemand die "Wölfinnen" in Bedrängnis bringen. Vom "Prekariat der Liga" ist Wolfsburg jedenfalls so weit entfernt wie eh und je.

Frauen-Bundesliga | VfL Wolfsburg vs 1. FFC Turbin | Pia-Sophie Wolter und Shanice van de Sanden
Die 23-jährige Pia-Sophie Wolter (r.) vom VfL Wolfsburg freut sich über ihren ersten SaisontrefferBild: regios24/imago images

Sang- und klanglos ging Turbine Potsdam mit 0:3 unter. Die herausragende Wolfsburger Angreiferin Ewa Pajor hielt die Abwehr im Alleingang beschäftigt. Die Potsdamerinnen, die ihr offensives Flügelspiel im Vergleich zu den letzten Jahren verbessert haben, spielten im Vergleich so hilflos und unpräzise, dass der Spielausgang, obwohl die VfL-Führung lange knapp war, stets vorhersehbar blieb.

Solche einseitigen Partien bleiben die Schwäche einer Liga, die sich mehr Präsenz erhofft. Damit ein Spiel interessant ist, müssen die Gegnerinnen schon wenigstens die theoretische Aussicht haben, gewinnen zu können. Diesmal war das jedenfalls nicht der Fall. "Gefühlt ist es so, als hätte man den großen Umbruch gebraucht, dass mal frischer Wind reinkommt. Wir haben eine Mega-Stimmung im Team", schwärmte die verletzte Alex Popp von der Lage in Wolfsburg. Eine gute Nachricht für die Entwicklung beim VfL. Und eine schlechte Nachricht für den Rest der Liga.

Jetzt auch live und in Farbe

Frauen Bundesliga - SGS Essen v. 1. Fc Koeln
Die mediale Präsenz in der Frauen-Bundesliga ist gewachsenBild: imago images/Sports Press Photo

Erstmals zeigt mit Magenta Sport ein Sender alle Spiele der Bundesliga live. Wie sehr das die Sichtbarkeit erhöht, ist fraglich, ist das Pay-TV-Angebot der Telekom doch eher ein Spartensender für die sowieso schon Überzeugten. Das Ergebnis jedenfalls ist eine Mischung aus einem echten Quantensprung an Professionalität, vor allem bei den Spielkommentaren, angenehm authentischen Interviews und skurril aufgeblähter Emotionalisierung angesichts ein paar verstreuter Fans. Ergänzt wird das Ganze vom üblichen kapitalistischen Diskurs, alles müsse jetzt professioneller werden. Also: ganz unterhaltsam.   

Ein Frauenteam für Saudi-Arabien

Während in Afghanistan gerade die Aufbauarbeit von Jahren durch die Machtübernahme der Taliban zerstört wurde und ein Teil der afghanischen Spielerinnen erst durch das beherzte Einschreiten der Gewerkschaft FifPro gerettet werden konnte, gibt es in Saudi-Arabien Bewegung von oben. Oder zumindest die Simulation von Bewegung - wie vielerorts, wo Autokraten plötzlich entscheiden, Frauen etwas mehr zu gestatten. Seit 2020 hat Saudi-Arabien mehrere Fußballligen für Frauen, ab September gibt es nun erstmals ein Frauen-Nationalteam. Es trainiert die deutsche Globetrotterin Monika Staab. Ob die Gründung nur Alibi ist oder sich langfristig etwas verändert, bleibt abzuwarten.