Tschö, Poldi!
Mit einem Traumtor in seinem 130. Länderspiel verabschiedet sich Lukas Podolski aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. "Poldi" wird fehlen - sportlich vielleicht nicht so sehr. Doch als Original.
Die linke Klebe
Ein Ende der Nationalmannschaftskarriere wie aus dem Drehbuch: In seinem 130. Länderspiel, nach 13 Jahren im DFB-Team, verabschiedet sich Lukas Podolski mit einem Traumtor: Mit seinem starken linken Fuß aus 25 Metern nagelt er den Ball in den linken oberen Winkel. 1:0 für Poldi gegen England!
Rein das Ding!
Im Herbst 2003 gibt Lukas Podolski sein Bundesliga-Debüt für seinen Heimatverein 1. FC Köln. Der 18-Jährige erzielt in seiner ersten Saison zwölf Tore für die Geißböcke. Sein Rezept beschreibt er so: "Rein das Ding, fertig und ab nach Hause."
Kölsche Jung
Geboren wurde Podolski in Polen, aufgewachsen ist er in Bergheim, 20 Kilometer vor den Toren der Rheinmetropole, doch als "meine heißgeliebte Stadt" bezeichnet Podolski Köln. Ganz egal, wo er gerade in der Welt Fußball spielt, einen Gruß an Köln und die Kölner hat er immer parat. Dafür lieben die Kölner ihren "Prinz Poldi".
Doppelpass alleine?
Auch heute verweist Podolski noch gerne auf seine Ursprünge als Straßenkicker in Bergheim nahe Köln. Der Fußball-Ruhm ereilt ihn früh. Seine ersten Interviews sind legendär, Aussagen wie diese werden zu Klassikern: "Doppelpass alleine? Vergiss es!"
Jungspund
Im Juni 2004 schlüpft Poldi erstmals ins Nationaltrikot, beim 0:2 im EM-Testspiel gegen Ungarn. Teamchef Rudi Völler wechselt den Kölner für die Schlussviertelstunde ein. Mit 19 Jahren und zwei Tagen wird er damals als drittjüngster Nationalelf-Debütant nach Uwe Seeler und Olaf Thon geführt.
Durchbruch beim Confed Cup
Völlers Nachfolger Jürgen Klinsmann setzt auf junge Spieler wie Podolski. Beim Confederations Cup 2005 in Deutschland gelingt dem Kölner mit seinen drei Treffern gegen Australien, Brasilien und Mexiko der große Durchbruch in der Nationalelf.
Best friends
Ganz Deutschland erfreut sich bei der Heim-WM 2006 an den auch öffentlich ausgetragenen Frotzeleien zwischen den Jungstars Poldi und Schweini. Die Frisur Bastian Schweinsteigers? "Hat 15 Minuten gedauert, sieht man ja auch", antwortet Podolski. Sein Kumpel Poldi sei einer der "Menschen, die einen besonderen Platz in meinem Leben einnehmen", sagt Schweinsteiger heute.
Bierduscher
2006 wechselt Podolski zum FC Bayern, Schweinsteigers Verein. So richtig glücklich wird er an der Isar jedoch nicht. Medien bezeichnen die drei Jahre beim deutschen Rekordmeister hinterher als "ein einziges großes Missverständnis". Immerhin gewinnt Poldi 2008 mit den Bayern das Double. Und die Weißbierdusche verpasst er - natürlich - seinem Spezi Schweini.
Die Ohrfeige der Nation
Auch wenn Michael Ballack die Nationalmannschaft jahrelang als Kapitän anführt, ist er im Team nicht unumstritten. Nichts macht das auffälliger als die Ohrfeige, die Podolski 2009 dem "Capitano" im WM-Qualifikationsspiel gegen Wales verpasst. "Ich habe mich entschuldigt", sagt Poldi hinterher. "Es war ein Fehler von mir, der nicht hätte passieren dürfen."
Sein treuester Trainer
Auf Joachim Löw kann sich Poldi verlassen. Egal wie schwer es beim jeweiligen Verein auch laufen mag, der Bundestrainer nominiert ihn regelmäßig für die Länderspiele. Podolski dankt es ihm mit vielen starken Auftritten - und als Stimmungskanone im Team.
Rückkehr des verlorenen Sohns
2009 wechselt Podolski wieder zurück an den Rhein. Der Offensivspieler gehöre "zum FC wie der Dom zu Köln", schwärmt der damalige Oberbürgermeister Fritz Schramma. Mit der Rolle des "Heilsbringers" ist der Star überfordert. An seine Glanzzeit beim 1.FC Köln kann er nicht anknüpfen.
Monika, Louis und Maya
2011 heiratet Podolski seine langjährige Freundin Monika Puchalski, mit dabei der damals drei Jahre alte Sohn Louis. Im Sommer 2016 kommt Tochter Maya zur Welt. "Ich bin jetzt in einem Alter, in dem einem die Zeit mit der Familie fehlt", sagt Podolski heute. "Ich habe zwei Kinder, und die wollen den Papa auch mal sehen."
Englische Wochen
Nach drei nicht sehr erfolgreichen Jahren beim 1. FC Köln wechselt Podolski 2012 zum FC Arsenal. In der Premier League findet er zu alter Stärke zurück. 2014 gewinnt er mit den "Gunners" den FA Cup. "Das Gute an England ist: wir haben viele englische Wochen", beschreibt Poldi mit einem Lächeln im Gesicht die Vorzüge des Lebens auf der Insel.
Weltmeister
Sein größter Erfolg: Seit dem 13. Juli 2014 darf sich Podolski Weltmeister nennen. Bei dem Turnier in Brasilien bringt er es aber insgesamt nur auf 53 Minuten Einsatzzeit. Poldis Anteil am Teamgeist, der großen Stärke des Weltmeister-Teams, ist jedoch deutlich größer.
Keine Berührungsängste
Die EURO 2016 ist Podolskis siebtes und letztes großes Turnier. In der Runde der letzten 16 gegen die Slowakei wird er in der Schlussviertelstunde eingewechselt - unter dem Jubel der deutschen Fans, mit denen er hinterher den 3:0-Sieg ausgelassen feiert. Poldi ist und bleibt ein Star zum Anfassen.
Poldi und die Eier
Seinen Humor hat Poldi über all die Jahre nie verloren. Auch bei der EURO 2016 sorgt er für den größten Lacher des Turniers, als er einen von den TV-Kameras eingefangenen Griff Löws in die Hose mit den Worten kommentiert: "80 Prozent von Euch und ich kraulen sich auch mal an den Eiern."
Fünfmal Poldi
Vom FC Arsenal geht es 2015 über Inter Mailand zu Galatasaray Istanbul. Beim türkischen Traditionsverein avanciert er zum Publikumsliebling. In diesem Januar gelingt Podolski beim 6:2 im Ligaspiel gegen Akhisar Belediyespor ein Fünferpack. Die Fans stehen Kopf. Von Sommer an wird Poldi sein Geld beim japanischen Verein Vissel Kobe verdienen.
Es kann nur einen Poldi geben
Mit Podolski verabschiedet sich ein Original aus der Nationalelf. "Heute will man offenbar computer-gesteuerte Spieler, Spieler wie aus dem Katalog", sagt der 31-Jährige. "Typen entwickeln sich so kaum noch. Das ist schade, denn Typen machen doch den Fußball aus." Typen wie Poldi.