"Tschuri" nicht magnetisch
14. April 2015"So ein bisschen hat man nun ein Problem", fasst Ulrich Christensen, Direktor des Max-Planck-Instituts, die neueste Meldung über die Entstehung des Kometen "Tschuri" zusammen. "Der Magnetismus war lange eine favorisierte Theorie für die Entstehung von Kometen", so der Wissenschaftler.
Diese Theorie entkräften nun erste Belege von Forschern der Technischen Universität Braunschweig. Sie schreiben im Fachmagazin "Science", dass Magnetismus wohl keine Rolle bei der Bildung des Himmelskörpers gespielt hat. Die Wissenschaftler der TU Braunschweig hatten die Raumsonde "Rosetta" und den Landeroboter "Philae" mit Magnetometern ausgerüstet. Mit diesen hochsensiblen Geräten sollte der Magnetismus des Kometenkerns nachgewiesen werden. Diese Frage sei völlig offen gewesen, schreibt der Hauptautor des Artikels, Hans-Ulrich Auster. Nun hat man das Ergebnis: Der Kern hat kein Magnetfeld.
Kometen sind genau wie Asteroiden Überreste der Entstehung des Sonnensystems. Sie bestehen aus Eis, Staub und lockerem Gestein. Bisher war davon ausgegangen worden, dass Magnetismus bei der Entstehung des Planetensystems Teile des Materials zusammengebracht hat. Laut Christensen sind die neuen Messungen nun entweder ein Indiz dafür, dass es auf Tschuri eben nie wirklich ein Magnetfeld gegeben habe, oder "dass es dort einfach nur sehr wenige oder gar keine magnetisierbaren Teilchen gab."
Glück im Unglück
Vergleiche zu anderen Kometen können die Forscher nicht ziehen, denn "Tschuri" ist der erste Komet, der aus nächster Nähe auf Magnetismus untersucht wird. "Es gab zwar schon Vorbeiflüge mit hochsensibler Messtechnik", sagt Christensen, der auch die Abteilung für Planeten und Kometen am Max-Planck-Institut leitet. "Doch dabei konnte man den Kern der Kometen nicht erfolgsversprechend auf seinen Magnetismus prüfen."
Zehn Jahre hatte die Raumsonde "Rosetta" im All verbracht, um "Tschuri" zu erreichen. Im November 2014 haben Forscher dann den Landeroboter "Philae" auf dem Kometen abgesetzt. "Philae" lieferte zwar kurzfristig einige Daten, dann fiel das Gerät aber wegen Strommangels erst mal aus.
Das Aufsetzen war nicht glatt gelaufen, weshalb das Gerät mehrere Hüpfer machte und etwa einen Kilometer vom ursprünglichen Ziel entfernt zum Stehen kam. Eine Katastrophe für einige geplante Experimente - für die Wissenschaftler der TU Braunschweig aber ein Glücksfall. "Uns kam die Sache natürlich entgegen, dass er mehrfach gehopst ist." Dadurch konnte an insgesamt vier verschiedenen Stellen gemessen werden. Die Forscher müssen nun weiter nach Erklärungen für die Entstehung von "Tschuri" suchen. Laut Auster von der TU Braunschweig gibt es da bereits viele weitere Theorien, die noch zu prüfen sind.