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Trumps Israel-Politik und die arabischstämmigen Amerikaner

5. Januar 2025

Auch die arabischstämmigen Menschen in den USA sind gespalten in Unterstützer und Kritiker des designierten Präsidenten Trump. Dessen Ankündigungen zum Israel-Hamas-Krieg wecken nicht bei allen Hoffnungen.

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Trump und Netanjahu zeigen sich händeschüttelnd den Kameras
Trump empfing den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu im Juli 2024 während des WahlkampfsBild: Amos Ben Gershom/IMAGO/ZUMA Press Wire

Noch im Wahlkampf um das US-Präsidentschaftsamt hat Wasel Yousaf Donald Trump getroffen. "Er machte einen Witz darüber, wie fest ich ihm die Hand schüttelte", sagt Yousaf und zeigt ein Foto auf seinem Handy. Damals traf der Kandidat der Republikaner seine arabisch-amerikanischen Anhänger in Dearborn, Michigan. Yousaf war der Koordinator der Ortsgruppe "Arabische Amerikaner für Trump".

Der Konflikt im Nahen Osten und die Enttäuschung über die Regierung von Präsident Joe Biden brachten viele arabisch-amerikanische Wähler in Dearborn an die Urnen. Hier ist der Anteil der muslimischen Bevölkerung proportional am größten im Vergleich mit allen Städte in den Vereinigten Staaten.

Viele sagten, sie seien enttäuscht darüber, dass Biden es versäumt habe, die israelische Bombardierung des Gazastreifens einzudämmen, nachdem bei den Terrorangriffen der Hamas auf Israel im Oktober 2023 etwa 1200 Menschen getötet und 250 Menschen als Geiseln genommen worden waren.

Der daraus resultierende Krieg im Gazastreifen hat nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums dort mehr als 45.700 Todesopfer gefordert, die Nichtregierungsorganisation Amnesty International spricht von VölkermordDie Europäische Union, ebenso wie die USA, Deutschland und weitere Länder stufen die Hamas als Terrororganisation ein.

Eine Straße mit zerstörten Häusern
Tod und Zerstörung im GazastreifenBild: OMAR AL-QATTAA/AFP

"Frieden durch Stärke"

"Die Araber hier sind mit ihren Wurzeln und ihrer Heimat verbunden. Sie wünschen sich Frieden und Trump versprach Frieden durch Stärke", sagt Yousaf. "Deshalb hoffen wir auf ein Ende aller Kriege auf der ganzen Welt: in der Ukraine, im Gazastreifen, im Jemen und jetzt in Syrien."

In seinem ersten Interview nach der Wahl in der NBC-Sendung "Meet the Press" wurde Trump gefragt, ob er den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu unter Druck setzen würde, den Israel-Hamas-Krieg in Gaza zu beenden.

"Ich will, dass er ihn beendet, aber man muss einen Sieg erringen", sagte Trump. Er unterstützt damit Israel, den Krieg zu seinen eigenen Bedingungen zu beenden. Während des Wahlkampfs versprach Trump Frieden im Nahen Osten, bot aber keinen klaren Plan an, wie dieser erreicht werden könnte.

Neue Leitplanken für Israels Politik

Bilal Irfan, ein Medizinstudent, der den Sommer über als Freiwilliger an Schulen im besetzten Westjordanland gearbeitet hat, hofft auch, dass der Krieg bald vorbei sein wird. Er sei aber nicht zuversichtlich, dass die scheidende oder neue US-Regierung in der Lage sein werde, dies zu erreichen. "Solange eine amerikanische Regierung nicht bereit ist, Leitplanken für Israels Politik zu setzen, wird Israel die Zeit, den Umfang und das Ausmaß des Völkermords diktieren", sagt Irfan. Die amerikanische Außenpolitik müsse unabhängig von der israelischen handeln, glaubt Irfan. Das von der Trump-Regierung zu erwarten, sei "irgendwie hoffnungslos". Er schöpfe aber Trost aus der Vorstellung, dass der Krieg nicht ewig weitergehen könne. "Ich glaube und hoffe, je länger das so weitergeht, dass sich etwas ändern wird."

Trump und Huckabee
Donald Trump und sein designierter US-Botschafter in Israel, Mike HuckabeeBild: Chip Somodevilla/Getty Images

Trumps pro-israelische Schlüsselpositionen

Khalid Turaani, ein arabisch-amerikanischer Aktivist, warnt davor, dass sich die Situation für die Menschen in Gaza und die Araber in den Vereinigten Staaten unter Trump nur noch verschlimmern werde. Ein Hinweis darauf sei die Wahl des ehemaligen Gouverneurs von Arkansas, Mike Huckabee, zum Botschafter in Israel. Eine frühere Äußerung von Huckabee: "So etwas wie einen Palästinenser gibt es wirklich nicht." Es gebe Araber und Perser - aber Palästinenser seien "ein politisches Werkzeug, um Israel Gebiete abzutrotzen".

"Wenn er sagt, dass es so etwas wie Palästinenser nicht gibt, dann gibt es keinen Völkermord", sagt Turaani. "Man kann eine Gruppe von Menschen, die nicht existieren, nicht töten oder an ihnen Völkermord begehen. Die Geschichte hat gezeigt, wenn Menschen Völkermord begehen, leugnen sie, dass diese Menschen existiert haben."

Skepsis gegenüber der designierten UN-Botschafterin

Auch Trumps Entscheidung, die New Yorker Kongressabgeordnete Elise Stefanik als Botschafterin in die Vereinten Nationen zu schicken, besorgt Turaani. Er hat seine Kindheit in einem Lager für palästinensische Flüchtlinge in Syrien verbracht. Stefaniks Haltung gegenüber dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) macht ihn skeptisch. Stefanik drängte im Oktober 2024 auf eine Einstellung der Unterstützung für das Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge. Allerdings hatte Präsident Biden bereits im März in einem Haushaltsgesetz die Finanzierung der UNRWA für ein Jahr ausgesetzt. Hintergrund waren Vorwürfe, dass UNRWA-Mitarbeiter in terroristische Aktivitäten verwickelt seien.

"Als wir Kinder im Flüchtlingslager waren, kam unser Essen und unser gesamter Lebensunterhalt von der UNRWA. Meine Ausbildung von der ersten bis zur neunten Klasse fand in Schulen statt, die von der UNRWA finanziert wurden. Wir hatten nichts anderes", sagte er. "Stefanik wird hart gegen die Vereinten Nationen vorgehen. Den Hunger als Kriegswaffe einzusetzen, wird mit jemandem wie Stefanik fortgesetzt."

Vater hofft weiter auf Freilassung israelischer Geiseln

Hoffnung auf ein Abkommen

In den letzten Wochen vor Trumps Rückkehr ins Weiße Haus am 20. Januar bemühen sich beide Seiten um ein Abkommen, das die Rückgabe der Geiseln der Hamas und einen Waffenstillstand vorsieht - ein Abkommen, das in den 14 Monaten des Konflikts immer wieder gescheitert ist. Für die arabischstämmigen Amerikaner in den Vereinigten Staaten ist ein Ende des Leidens in Gaza entscheidend, unabhängig davon, ob es noch unter der Biden-Regierung oder unter Donald Trump ausgehandelt wird.

Adaptiert aus dem Englischen von Sabine Faber.