Trump und Kim: Hand in Hand in Singapur
12. Juni 2018Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un lächelte. US-Präsident Donald Trump machte zunächst ein eher ernstes Gesicht, als die beiden Staatsoberhäupter mit leichter Verspätung kurz nach 3.00 Uhr MESZ (9.00 Uhr Ortszeit) auf dem roten Teppich aufeinander zugingen. Laut Tagungsplan stehen für Trump und Kim mehrstündige Verhandlungen an.
Der Weg zu den Gesprächen sei nicht einfach gewesen, sagte Kim. Trump erklärte, er habe keine Zweifel, dass sie gute Gespräche und eine hervorragende Beziehung haben würden. Beide äußerten sich in kurzen Statements, bevor sie sich nur mit zwei Dolmetschern zurückzogen. Kritiker hatten es zuvor als riskant bewertet, dass es für dieses erste Gespräch quasi keine Zeugen und kein Transkript geben würde.
Nach einer knappen Dreiviertelstunde wurde der Kreis der Beteiligten erweitert. Auf US-Seite kamen Außenminister Mike Pompeo, der Nationale Sicherheitsberater John Bolton und Trumps Stabschef im Weißen Haus, John Kelly, hinzu. An der Seite Kims sitzt unter anderem der frühere Geheimdienstchef Kim Yong Cho. Kim sagt in der erweiterten Gesprächsrunde: "Ich glaube, das ist ein guter Auftakt für Frieden."
Anschließend begann das Arbeitsessen. Nach Angaben des US-Präsidialamts werden sowohl asiatische als auch westliche Gerichte serviert. Zur Vorspeise gibt es Krabbencocktail, Avocadosalat, Mangosalat mit frischem Oktopus und ein koreanisches Gurkengericht namens Oiseon. Als Hauptspeise gibt es Rippchen, süßsaures Schweinefleisch mit Chilisoße und als Fischgericht Daegu Jorim. Zum Nachtisch werden die Politiker Schokoladentart essen. Um 10.00 Uhr MESZ plant Trump, die Medien zu informieren.
Bereits am Montag hatten in Singapur Unterhändler beider Seiten den ganzen Tag lang beraten. Offiziell hieß es aus dem Weißen Haus, die Gespräche "haben sich schneller bewegt als erwartet".
Die USA fordern die völlige, unumkehrbare und überprüfbare Abrüstung des gesamten nordkoreanischen Nukleararsenals. Dafür wollen sie Nordkorea Sicherheiten bieten, wie US-Außenminister Mike Pompeo betonte. Atomare Abrüstung solle für das international weitgehend isolierte Land kein Sicherheitsrisiko sein, sondern das Gegenteil, so der Außenminister. "Atomare Abrüstung ist nicht etwas, das für Nordkorea zu einem bösen Ende führen wird", schrieb Pompeo auf Twitter. "Tatsächlich ist sie das Gegenteil - sie führt zu einer helleren, besseren Zukunft für Nordkorea."
Resultate ungewiss
Welche konkreten Ergebnisse der Singapur-Gipfel bringen wird, ist zunächst aber völlig offen. Die Erfolgsaussichten werden sehr unterschiedlich beurteilt. Viele Experten hatten keine allzu optimistischen Erwartungen: Beide Seiten haben offenbar unterschiedliche Vorstellungen, was "Denuklearisierung" eigentlich bedeutet. Nordkorea sieht darin - wenn es überhaupt dazu bereit ist - eher einen schrittweisen Prozess. In der Vergangenheit hatte Pjöngjang immer auch auf einem Abzug der US-Truppen aus Südkorea bestanden. Die USA wollen ihrerseits Sanktionen nur lockern, wenn das nordkoreanische Atomarsenal vollkommen abgebaut wird.
Südkoreas Präsident Moon Jae In hofft zwar auf einen erfolgreichen Gipfel, dämpfte aber Erwartungen an schnelle Fortschritte. Nach einem Telefonat mit Trump am Montag erinnerte Moon an die "tiefverwurzelte Feindschaft" mit Nordkorea. Diese und der Streit um das Atomprogramm könnten nicht auf einen Schlag vollständig überwunden werden. Es könne "ein Jahr, zwei Jahre oder sogar länger" dauern, alle Streitfragen zu klären.
Auch ein vorzeitiger Abbruch des Gipfels blieb immer eine Option. Er werde "binnen einer Minute" wissen, ob Kim ernsthaft bereit sei, seine Waffen aufzugeben, sagte Trump nach seiner Ankunft in Singapur. Wenn er den Eindruck gewinne, dass Kim es nicht ernst meine, werde er die Gespräche nicht fortsetzen. Vor knapp drei Wochen hatte der US-Präsident den Gipfel abgesagt, nach einem Besuch des nordkoreanischen Unterhändlers Kim Yong Chol im Weißen Haus seine Teilnahme aber wieder zugesichert.
ust/jj (dpa, afp, rtr, ap)