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Politik

Trumps Steuern: Friseure und falsche Fährten

Marko Langer
28. September 2020

Recherchen der "New York Times" über mögliche Steuertricks des Präsidenten sind Stoff für den Wahlkampf. Turbulente Tage für Donald Trump: Ob die Frisur am Ende noch sitzt? Der Haarschnitt ist ein Fall für den Fiskus.

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USA Donald Trump Frisur
Bild: Ron Sachs/Media Punch/Imago Images

Niemand wird sagen, dass das äußere Erscheinungsbild von Politikern und Staatslenkern nicht von Bedeutung sei: Manche tragen bis heute Uniform, andere greifen zum kostspieligen Brioni-Anzug, wieder andere zeigten ausgefallenes Schuhwerk oder lustige Herrensocken. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, trägt seine Krawatten meist auffällig lang. Und er geht zum Friseur. Früher auf Staatskosten.

Damen-Salons sind teurer

Die früheren Friseur-Rechnungen des US-Präsidenten sind eines der vielen Details, die in den US-Medien seit der Veröffentlichung der Exklusiv-Recherchen durch die "New York Times" unter der Überschrift "The President's Taxes" nachzulesen sind und diskutiert werden. So weiß die Nation jetzt, dass ihr erster Mann im Staat mehr als 70.000 Dollar an Ausgaben für seinen Haarschnitt steuerlich geltend gemacht hat. Nun gut, seinerzeit war er noch als TV-Star in der Serie "The Apprentice" aktiv. Seine Tochter Ivanka kostete den Steuerzahler übrigens sogar 95.464 Dollar - rein frisurtechnisch gesehen. Aber das weiß man ja, dass Damen-Salons immer teurer sind.  

55. Münchner Sicherheitskonferenz: Ivanka Trump
Auch Ivanka Trumps Friseurbesuche kommen in den Steuerunterlagen vorBild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe

Einkommensteuer: 750 Dollar

Die Sache mit dem Haarschnitt ist nicht der eigentliche Skandal. Der Bericht der NYT zeichnet das Bild eines Präsidenten, der seit vielen Jahren kaum Einkommensteuer gezahlt hat und den man als jemanden ansehen kann, der den eigenen Staat ausnimmt. Trump reagierte kurz nach der Veröffentlichung in einer Pressekonferenz im Weißen Haus, wie er immer reagiert: "It's fake news. Totally fake news." Falschmeldung, frei erfunden. Er wisse ja, dass die "New York Times" ihn schlecht behandele. In einem vom Weißen Haus über Twitter veröffentlichten Video ist die Entgegnung des Präsidenten nach 25 Minuten zu hören und zu sehen. 

Dem fraglichen Bericht zufolge hat Trump im Wahljahr 2016 nur 750 Dollar Einkommensteuer auf Bundesebene gezahlt. In Worten: siebenhundertfünfzig. Auch 2017, also in seinem ersten Jahr im Weißen Haus, habe er nur 750 Dollar Bundeseinkommensteuer gezahlt, schreibt die NYT unter der Überschrift "The President's Taxes", also "Die Steuern des Präsidenten": Das Blatt hat nach eigener Darstellung die Steuerunterlagen Trumps aus mehr als 20 Jahren eingesehen.

Demnach hat Trump in zehn der zurückliegenden 15 Jahre gar keine Steuern gezahlt, weil er mehr Verluste als Gewinne angegeben habe. Die Steuererklärungen des Republikaners waren bereits ein Thema im Wahlkampf 2016: Der einstige Immobilienmogul hatte als erster US-Präsident seit Richard Nixon (1969 bis 1974) die Offenlegung seiner Steuererklärungen verweigert. Trump hält sich bei seinen Finanzen höchst bedeckt, was immer wieder für Spekulationen darüber sorgt, ob er etwas zu verbergen habe.

Für die NYT ist die Recherche der vorläufige Höhepunkt eines publizistischen Kampfes gegen den Mann im Weißen Haus. Rückblick: 20. Januar 2017, die Amtseinführung von Donald Trump. In den Redaktionsräumen verfolgt NYT-Chefredakteur Dean Baquet zusammen mit engen Mitarbeitern die Vereidigung des neuen Herrn im Weißen Haus im Fernsehen. "I think it's going to be a huge test", sagt Baquet. "Das wird eine schwere Prüfung." Und dann fordert Baquet seine Reporter auf, an die Arbeit zu gehen. Festgehalten hat die Szene die preisgekrönte Dokumentarfilmerin Liz Garbus für die Showtime-Serie "The Fourth Estate".

Duell Biden vs. Trump 

Die NYT hat seit der erwähnten Amtseinführung von Trump am 20. Januar 2017 kaum eine Gelegenheit ausgelassen, über den Präsidenten kritisch zu berichten. So ist es auch ihre Aufgabe als "The Fourth Estate", die vierte Gewalt: Das Blatt verfügt über die weltweit führenden Meinungsseiten, aber auch in den Nachrichten- und politischen Spalten werden immer wieder Versäumnisse und Verfehlungen des ersten Mannes im Staat aufgegriffen. Neben dem Nachrichtensender CNN und der "Washington Post" ist die NYT damit das wichtigste Hass-Objekt Trumps geworden. Es steht auch für die politische und kulturelle Elite, die viele Trump-Wähler in der Provinz bei der letzten Wahl "abgestraft" haben. Wie wird es bei der bevorstehenden Präsidentenwahl am 3. November sein?

USA | New York Times Chefredakteur Dean Baquet
Dean Baquet, Chefredakteur der "New York Times"Bild: Ted Anthony/AP Photo/picture-alliance

In dieser Woche wird sich Trump erstmals in einem TV-Duell mit seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden messen, mit dem Mann, den der Präsident auch wegen dessen fortgeschrittenen Alters unablässig als "Sleepy Joe" denunziert, den "schläfrigen Joe". Die beiden Herren werden sich, davon kann man sicher ausgehen, auch über finanzielle Angelegenheiten unterhalten. NYT-Chefredakteur Baquet schreibt in einem Kommentar zur Exklusivrecherche seiner Redaktion: "Wir veröffentlichen diesen Bericht, weil wir glauben, dass die Bürgerinnen und Bürger so viel wie möglich über ihre Führer und Repräsentanten wissen sollten." 

Empörung vom Junior

Oder hat die NYT nur falsche Fährten gelegt? "Sie bringen zwei Tage vor der Debatte dieses selektive Bild heraus, um jemandem wie Joe Biden eine Angriffsfläche zu bieten", empörte sich Donald Trump Jr. im TV-Sender Fox News. Interessantes Detail: Trump Jr. bestritt nicht die in dem NYT-Bericht genannten Zahlen. Er kritisierte lediglich, dass die Zeitung andere Zahlungen nicht erwähnt habe. "Mein Vater hat Dutzende Millionen an Steuern bezahlt." Mag sein, der Vater hat das Interview im Weißen Haus verfolgt, denn auch er twitterte später, er habe Millionen an Steuern bezahlt. 

Was man ja dann wirklich gerne im Detail nachlesen würde. So wie die Friseur-Rechnungen.