Trump brüskiert Tillerson
1. Oktober 2017US-Präsident Donald Trump hält die Bemühungen seines Außenministers Rex Tillerson um eine diplomatische Lösung des Nordkorea-Konflikts schlicht für sinnlos. Die Ausführungen des amerikanischen Staatsoberhaupts ließen an Drastik und Dramatik nichts zu wünschen übrig: "Ich habe Rex Tillerson, unserem wunderbaren Außenminister, gesagt, dass er seine Zeit mit dem Versuch verschwendet, mit dem kleinen Raketenmann (Little Rocket Man) zu verhandeln", schrieb Trump auf Twitter.
Und immer wieder Drohungen
Als "Raketenmann" beschimpft der US-Präsident immer wieder den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un, in Anspielung auf dessen Atom- und Raketenprogramm. "Spar dir deine Energie, wir werden tun, was getan werden muss", kanzelte Trump seinen Minister Tillerson ab. Er ließ offen, welche Maßnahmen das sein könnten. In den vergangenen Wochen hatte Trump den Nordkoreanern wiederholt mit einem Militärschlag gedroht, vor den Vereinten Nationen jüngst sogar mit der "völligen Vernichtung".
Eine Reihe von harten Sanktionen wurden von der internationalen Gemeinschaft bereits gegen Pjöngjang verhängt. Die nordkoreanische Führung gibt sich bisher aber gänzlich unbeeindruckt: Am 3. September führte Pjöngjang seinen bislang stärksten Atomwaffentest durch.
"Wir reden mit ihnen"
Tillerson hatte am Samstag bei seinem Besuch in China noch einmal deutlich gemacht, dass er auf Gespräche mit Nordkorea setzt. Es gebe mehrere "Kommunikationskanäle nach Pjöngjang", berichtete er vor Reportern in Peking. Und: "Wir können mit ihnen reden, und wir reden mit ihnen." Allerdings räumte eine Sprecherin seines Außenministeriums später ein, dass es bisher keinen Hinweis darauf gebe, dass Pjöngjang gesprächsbereit sei.
Schon großes Lob aus Deutschland
Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel hatte die Aussagen Tillersons bereits als Gesprächsangebot der US-Regierung an Nordkorea begrüßt. "Das ist genau die richtige Richtung und ein großer und mutiger Schritt für die USA", erklärte Gabriel, der sich selbst immer wieder für direkte Kontakte der Großmächte zu dem isolierten kommunistischen Staat stark gemacht hatte. Der SPD-Politiker plädierte für ähnliche Angebote der USA im Atomstreit mit dem Iran.
US-Außenminister Tillerson und US-Verteidigungsminister James Mattis beteuerten wiederholt, dass sie ungeachtet aller militärischen Optionen im Nordkorea-Konflikt an einer diplomatischen Lösung weiterarbeiten wollten. Sie erklärten, dabei hätten sie die Rückendeckung des Präsidenten. Der Kurs Trumps erscheint aber seit seinem Amtsantritt immer verwirrender.
SC/uh (afp, dpa, APE)