Trump attackiert Merkels Flüchtlingspolitik
2. März 2016Am "Super Tuesday" hat der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump erneut die deutsche Flüchtlingspolitik ins Visier genommen. "Schaut nach Deutschland und Schweden und schaut einige dieser Orte an, das ist ein Desaster", sagte Trump. Wegen der Flüchtlinge aus muslimischen Ländern drohe der Bundesrepublik ein "radikal-islamischer Terrorismus".
Deutschland "enormen Schaden zugefügt"
Der populistische Geschäftsmann hatte mit der Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime in die USA für Empörung gesorgt. "Wir werden keine Leute in unser Land lassen, von denen wir nicht wissen, wer sie sind", bekräftigte er in seiner Siegesrede. "Sie sind jung und stark und kräftig - warum sind sie nicht zurück und kämpfen für ihr Land?"
Als Bundeskanzlerin Angela Merkel im Dezember vom US-Magazin "Time" zur "Persönlichkeit des Jahres" gekürt wurde, hatte Trump Deutschland bereits wegen der Flüchtlinge ein "totales Desaster" prophezeit. Die Kanzlerin habe ihrem Land "enormen Schaden zugefügt".
Ohne den Immobilienmogul beim Namen zu nennen hatte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier am Dienstag bei seinem Washington-Besuch vor einer "Politik der Angst" im US-Wahlkampf gewarnt. "Mauern zu bauen ist eine sehr schlechte Idee - egal wer dafür bezahlt", sagte Steinmeier mit Blick auf Trumps Plan, im Kampf gegen illegale Einwanderung die US-Grenze zu Mexiko abzuriegeln und das Nachbarland für den Bau der Mauer zahlen zu lassen.
Jürgen Hardt im Interview der Deutschen Welle
Der Koordinator der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit, Jürgen Hardt, sieht im Falle eines Wahlsiegs von Trump "eine große Herausforderung auf Deutschland und Europa zukommen". Der CDU-Politiker sagte der Deutschen Welle, als möglicher US-Präsident könne Trump aber nicht einfach unilateral - also ohne Rücksicht auf andere Staaten - handeln. "Im 21. Jahrhundert geht das nicht mehr", sagte der für die Koordinierung der deutschen Zusammenarbeit mit den USA und Kanada zuständige Abgeordnete der Deutschen Welle weiter. Zu einer engen Kooperation mit Europa und Deutschland gebe es für die USA angesichts der internationalen Krisen in der Ukraine und im Nahen Osten auch keine Alternative. Für die nun kommenden Vorwahlen erwartet Hardt, dass sich Trump "von seiner radikalen Rhetorik immer mehr verabschiedet und sich um die Mitte der Gesellschaft kümmert".
sti/stu (afp, DW)