Trump als Erklärer in Asien unterwegs
3. November 2017Es war ein Freitag im Dezember vergangenen Jahres, als Donald Trump seinen ersten halboffiziellen Vorstoß in die asiatische Politik unternahm: Er telefonierte mit dem Präsidenten von Taiwan. Kein US-Präsident hatte die letzten 40 Jahre mit einem taiwanesischen Spitzenpolitiker gesprochen - und damit die sogenannte "Ein-China-Politik" akzeptiert. Trumps Telefonat sorgte prompt für eine offiziele Beschwerde Pekings.
Dass diese frühe Episode aus der Anfangszeit der Trump-Ära beinahe vergessen ist und eher kurios anmutet, zeigt, wieviel seither passierte und passiert - in einer Präsidentschaft, die bisweilen als Steroid-getrieben charakterisiert wurde.
Immer wieder Nordkorea
Der wohl konsequenteste Bruch mit dem althergebrachten präsidentiellen Protokoll im Umgang mit Asien ist Tumps andauernde öffentliche Fehde mit Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un, als Reaktion auf Pjöngjangs wachsende nukleare Ambitionen und Fähigkeiten.
Trumps Botschaften - meist über sein Lieblingsmedium Twitter - gipfelten wiederholt in Verunglimpfungen des nordkoreanischen Machthabers als "Raketenmann", nebst Andeutungen eines möglichen Präventiv- oder gar Nuklearschlags gegen Nordkorea. Zugleich verniedlichte Trump die Bemühungen seines Außenministers Rex Tillerson um diplomatische Lösungen.
An der Wirtschaftsfront kündigte Trump kraft eines Exekutiv-Befehls die transpazifische Partnerschaft (TPP), nicht nur das umfangreichste Handelsabkommen der Geschichte, sondern auch eines, das Washington über Jahre vorangetrieben hatte, um Chinas wachsenden wirtschaftlichen und politischen Einfluss in Asien etwas entgegen zu setzen.
Die strittige Haltung der Trump-Regierung gegenüber Nordkorea, die offensichtliche Abwicklung des TPP und die vom Präsidenten versprochene Politik des "America- First" (Amerika zuerst) haben bei Verbündeten und Gegnern der USA in Asien Ratlosigkeit über Washingtons Kurs hinterlassen. "Das macht Trumps Antrittsbesuch in Asien so außerordentlich wichtig", sagt Michael Auslin, Asien-Experte am Hoover Institut der Universität Stanford. Es gebe eine erhebliche Skepsis gegenüber Trumps Politik.
"America first?"
Trumps Reise "eröffnet den USA die Möglichkeit, unseren Verbündeten und Partnern in der Region zu versichern, dass unser Engagement stabil ist; auch bei der 'America First'-Politik teilen wir Interessen mit ihnen und werden diese vorantreiben," sagt Bonnie Glaser, Asien-Referentin des Washingtoner Think Tanks "Zentrum für strategische und internationale Studien".
Der rote Faden bei Trumps zwölftägiger Reise ist Nordkorea. Das Thema steht ganz oben auf der Agenda, schließlich ist es das Hauptproblem von gleich drei Ländern auf der Reiseroute des Präsidenten: Südkorea, Japan und China.
Verwirrende Rhetorik
Trumps umstrittene Äußerungen zu Nordkorea könnten auch als kalkulierte Strategie gegenüber Pjöngjang interpretiert werden, die dann nach hinten los ging, meint Auslin. "Möchte er wirklich einen Krieg anfangen?" Diese Frage, ergänzt Auslin, stellten sich viele Beobachter in Asien angesichts Trumps kriegstreiberischer Rhetorik,
Um Washingtons Verbündete zu beruhigen, sollte der Präsident nun eine klare Botschaft senden, sagt Bonnie Glaser. Er sollte alle Staaten dazu drängen, UN-Sanktionen umzusetzen. Auch sollte er die Bereitschaft der USA zu Verhandlungen bekräftigen und zugleich die Bedingungen für solche Verhandlungen klären. Um das aber überzeugend tun zu können, müssten der Präsident und sein Team eine Kernforderung aufgeben: Dass Pjöngjang sein Atom-Programm beenden muss und dass die USA niemals ein nuklear bewaffnetes Nordkorea akzeptieren würden.
Unrealistische Erwartungen?
"Ich denke, die Regierung begeht einen Fehler, wenn sie auf eine nachprüfbare und unwiderufliche Denuklearisierung abzielt", sagt Asien-Experte Auslin. "Der Zug hat den Bahnhof bereits verlassen. Die Nordkoreaner werden von ihren Nuklearwaffen nicht ablassen, es sei denn, sie werden mit Gewalt dazu gezwungen."
Ähnliches gelte für den Handel: die asiatischen Gastgeber erwarten von Trump Erklärungen, ob und wie er die Handelsbeziehungen ankurbeln will, nachdem die USA den TPP-Stecker gezogen haben. "Unsere Partner in der Region dringen darauf zu hören, ob die US-Außenwirtschaftspolitik mehr zu bieten hat als die Reduzierung bilaterale Außenhandelsdefizite, sagt Glaser.
Nordkorea und der transpazifische Handel sind die beiden zentralen Einzelthemen. Beides hat damit zu tun, was aus Sicht beider Experten das Ziel der Reise sein sollte: Die Versicherung, dass Amerika die Region nicht vernachlässigen werde.