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Trotz vollendeter Tatsachen: Euro-Gegner geben nicht auf

Felix Lincke 8. Januar 2002

Seit der Einführung des Euro-Buchgeldes vor gut drei Jahren hatten die Euro-Skeptiker immer wieder Anlass zur Klage.

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Die meisten Deutschen haben - wie hier in Frankfurt - den Euro begeistert empfangen; dennoch gibt es noch unerschütterliche SkeptikerBild: AP

Seit der Einführung des Euro-Buchgeldes vor gut drei Jahren hatten die Euro-Skeptiker immer wieder Anlass zur Klage. Thema Nummer Eins war dabei der schwache Wechselkurs gegenüber dem Dollar, der allerdings der deutschen Wirtschaft bei ihren steigenden Exporten eher genutzt als geschadet hat.

Was bleibt, ist der Einwand, dass eine gemeinsame Währung, ohne gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik ökonomisch keinen Sinn mache, dass die Euro-Einführung deshalb verfrüht sei und der gemeinsame Währungsraum weiterhin im Spannungsfeld unterschiedlicher nationaler Interessen stehe. Und dass diese Probleme durch das mutmaßliche Vorziehen der Währungsunion nicht gelöst, sondern nur überdeckt würden.

Zu diesem Kritikern gehören Ökonomen wie Manfred Neumann oder Joachim Starbatti. Sie befinden sich jedoch in einer verschwindend geringen Minderzahl gegenüber der Masse von Volkswirten, Politikern, Notenbankern und Wirtschaftslenkern, die heute schon große Vorteile sehen und optimistisch sind, dass alle Problem rund um den Euro sich auch mit der gemeinsamen Währung lösen lassen.

Vollkommen unversöhnlich ist Wolko Hoffmann, Herausgeber des Effecten-Spiegels, hinter dem ein Anleger-Magazin und eine Investoren-Gemeinschaft steht. Der Einwand, wie der, dass es auch innerhalb der USA vollkommen verschiedene Regionen, mit ganz unterschiedlicher Wirtschaftskraft gibt, läßt Hoffmann nicht gelten: "In Amerika gibt es ein einheitliches Steuersystem, ein einheitliches Arbeitsrechtssystem. Wenn es das in Europa gibt, dann kann man - denn ich bin ja für den Euro in 20 bis 30 Jahren - dann kann man den Euro einführen."

Diese Grundvoraussetzung, die es in Amerika gebe, diese einheitliche Wirtschaftsordnung, die müsse es auch erst einmal für Europa geben, betont Hoffmann.

Gegen seine Argumente an sich ist nicht viel einzuwenden. Nur die Schlüsse, die Hoffmann daraus zieht, sind mitunter abenteuerlich. So ist er sich nicht zu schade, in ganzseitigen Zeitungsanzeigen die Situation von Argentinien mit der in Europa zu vergleichen. Andererseits zweifelt auch der Effecten-Spiegel nicht daran, dass der Euro nicht mehr rückgängig zu machen ist: "Die Italiener werden aus dem Euro wieder ausscheiden, weil sie dann an flexiblen Wechselkurs für ihre Währung kommen, um im Export mitzuhalten." Auch die anderen südeuropäischen Länder würden ausscheiden. "Dass Deutschland und Holland oder Österreich, wieder ausscheiden, das sehe ich gar nicht. Denn die sind ja an sich die Starken. Die halten das durch. Aber die schwachen Länder, die werden wieder ausscheiden und zwar zu ihrem Vorteil."

Die erste Regierungskrise von Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi wäre demnach die erste Krise für den Euro. Auch das ist eine Schlussfolgerung, mit der Hoffmann ziemlich allein da steht.

Seine Zeitschrift Effecten-Spiegel ist für vollmundige Börsentipps bekannt und stellt so etwas wie eine Bildzeitung für Kleinanleger dar. Jede Woche finden sich darin zum Teil hochspekulative Empfehlungen. Geht eine davon auf, versäumt es Hoffmann nicht, Wochen und Monate später immer wieder auf seinen guten Tipp hinzuweisen.

Geht ein Börsentipp daneben, schweigt der Chronist. So riet er beispielsweise rechtzeitig zum Ausstieg aus den Telekom-Aktien. Aktien sind für ihn noch die einzige Rettung vor dem Euro, allerdings nur amerikanische.

Angeblich rechnet sich auch die riesige Anzeigen-Kampagne, mit der sich Hoffmann zum wiederholten Mal als Deutschlands größter Euro-Gegner profilieren will: "Unser Job ist es, die Anleger zu warnen. Die Konsequenz daraus ist, dass wir sie warnen, ist die, dass wir sagen: Verstärkt in amerikanische Aktien, verstärkt in außereuropäische Aktien, nicht mehr in italienische Aktien sich zu engagieren. Die Konsequenz: Alle haben an der Börse verloren in diesem Jahr. Wir haben blendend verdient."