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Treffen der Gutwilligen

Carola Hoßfeld9. September 2003

Auf dem Weltfriedensgebet der Religionen stand die Frage im Mittelpunkt, ob Religionen Anlass und Auslöser von Kriegen sein können, oder ob sie hierfür nur instrumentalisiert werden. Eine Bilanz zieht Carola Hoßfeld.

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Weltweit werden zur Zeit 30 Kriege geführt. Muslimische Palästinenser sprengen Busse mit jüdischen Insassen in die Luft. Juden machen muslimischen und christlichen Palästinensern das Leben zur Hölle. Im Irak bekämpfen sich Schiiten und Sunniten. Zuvor hatte der Christ

George W. Bush eine Achse des Bösen ausgemacht. Und mit einem Krieg gegen den mehrheitlichen Willen der Weltgemeinschaft Saddam Hussein von der Macht vertrieben. "God bless America", so die Parole. Und nicht etwa "God bless the world".

Weltweit, sei es in Afrika, Asien oder Lateinamerika, fallen im Kontext gewaltsamer Auseinandersetzungen immer wieder die Attribute christlich, muslimisch, hinduistisch. Terror, teils religiös motiviert, versetzt die Welt in Schrecken.

Religionen sind im Kern aber friedlich. Doch Religiösität kann politisch instrumentalisiert werden. Dafür bieten die Schriften, die als Grundlage des Glaubens dienen, genügend Stoff. Auch für Gewalt lässt sich in ihnen eine Begründung finden. So liefert beispielsweise der Koran Aussagen, die den Krieg gegen Ungläubige rechtfertigen. In der Konsequenz werden Selbstmordattentäter in vielen Moscheen als Märtyrer verehrt.

Die Welt braucht einen ehrlichen, ernsthaft geführten Dialog der Religionen - mehr denn je in einer Zeit, in der die Logik der Waffen herrscht. Ein solcher Dialog fand in hochkarätiger Besetzung in den vergangenen Tagen in Deutschland statt.

"Zwischen Krieg und Frieden - Religionen und Kulturen begegnen sich´" - unter diesem Oberthema trafen sich in Aachen rund 500 Spitzenvertreter der Weltreligionen. Unter ihnen unter anderem ein ehemaliger israelischer Oberrabbiner, ein türkischer Staatsminister, Vertreter asiatischer Religionen, muslimische Würdenträger aus mehreren Ländern, allein 15 Kardinäle der römisch-katholischen Kirche , Patriarchen der christlichen Orthodoxie und - besonders beeindruckend - sogar der Leiter des Außenamts des Moskauer Patriarchats, Metropolit Kyrill war gekommen. Der Kongress zählte 3.000 Teilnehmer.

Es war die Schar der Gutwilligen, die sich nicht entmutigen lässt. Die auf grenz- und religionsüberschreitende Freundschaft setzt, auf die Kraft des Gebets. Und auf die Hoffnung, dass die Stimme des Friedens einmal lauter sein wird als die Stimme des Krieges. In einer Welt der Intoleranz kann nur das Gespräch den Weg in eine friedlichere Zukunft bahnen. Aachen ist ein kleiner Meilenstein auf diesem Weg. Mit Blick auf das Weltgeschehen erscheint er jedoch eher wie ein abseits gelegener Trampelpfad.