Trauriger Rosenmontag in Karnevalshochburgen
15. Februar 2021Was für ein trauriger Höhepunkt des diesjährigen Karnevals in Deutschland: Wegen der Corona-Pandemie gab es am Rosenmontag keine Umzüge und kein ausgelassenes Treiben auf den Straßen der Karnevalshochburgen. "Diese Leere - das macht auch so'n bisschen Leere im Herz, das tut einem schon sehr weh", sagte der Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn und ergänzte: "Es ist eine ganz schwierige Zeit."
In normalen Zeiten hätte sich ein kilometerlanger Umzug durch die größte Stadt von Nordrhein-Westfalen bewegt - verfolgt von einem Millionenpublikum. Aber statt überfüllter Bürgersteige und einem Regen aus Kamelle - geworfenen Süßigkeiten - herrschte Tristesse. Nur einzelne Karnevalisten gingen den verwaisten Weg des Rosenmontagszugs ab.
Kaum nachzuvollziehen in Hamburg oder Berlin
So auch Heinrich Groten im Gewand eines Clowns. Auch 1991 sei man durch die Stadt gezogen, sagt er. Der Rosenmontagszug fiel damals wegen des Golfkrieges aus. Die Frage, was Karneval für ihn bedeute, beantwortet Groten so: "Sie müssen sich vorstellen, mein Vater hat schon am zweiten Weihnachtstag Karnevalsmusik gespielt." Es sind Sätze, die einem in Hamburg oder Berlin vollkommen schleierhaft erscheinen. Wer Karneval nicht versteht, dem dürfte auch sein weitgehendes Nichtvorhandensein reichlich egal sein.
Immerhin gab es einen Rosenmontagszug im Miniaturformat:Ein Puppentheater hatte ihn schon im Vorfeld in Szene gesetzt, verfolgt werden konnte der Umzug im WDR Fernsehen. Im Kölner Stadtteil Ehrenfeld wurden Kamelle einfach aus den Fenstern geworfen und von Kindern begierig aufgelesen.
Mottowagen rollen durch Düsseldorfer Innenstadt
Die Karnevalisten im benachbarten Düsseldorf schickten immerhin acht ihrer berühmten Motto-Wagen auf die Straße. Pandemiebedingt rollten die überlebensgroßen Karikaturen jedoch getrennt voneinander durch die Stadt. Die Route blieb streng geheim, um Menschenansammlungen zu vermeiden. "Es ist ein kleines Zeichen, dass wir noch am Leben sind", sagte Wagenbauer Jacques Tilly.
Unter anderem präsentierte Tilly Ex-US-Präsident Donald Trump am Spieß über dem Feuer. Auch das Coronavirus wurde natürlich thematisiert. Provokant in diesem Jahr: Ein Priester, der die Eichel eines männlichen Glieds als Hut trägt. Dieses Werk bezeichnete Tilly als seinen "Lieblingswagen". Im Gegensatz zu einem "normalen" Rosenmontagszug wurden die Pappmaché-Figuren nicht im Schritttempo von Traktoren gezogen, sondern von Transportern.
Kein "Helau" in Mainz
Auch in Mainz blieben die Narren am Rosenmontag zu Hause. "Es ist tatsächlich ruhig", sagte ein Polizeisprecher. "Wir haben eine Handvoll Kollegen in der Innenstadt, die haben nichts gemeldet." Es scheine sich zu bewahrheiten, was an Weiberfastnacht begonnen habe: "Dieses Jahr feiert in Mainz niemand."
cwo/ehl (dpa, afp)