Trauer, Wut und Fassungslosigkeit in Sri Lanka
Fast 300 Tote und 500 Verletzte - das sind die nüchternen Zahlen nach den Anschlägen in Sri Lanka. Weniger nüchtern wird es, wenn man einen Blick auf einzelne Schicksale und Details wirft.
Erst 13 Jahre alt
Terroranschläge mit Dutzenden oder gar Hunderten Toten passieren meist weit entfernt von uns - so wie auch diesmal. Schnell gehen wir zur Tagesordnung über. Dies fällt uns schwerer, wenn uns ein Bild oder eine Geschichte berührt. Hier liegt eine der rund 300 Toten des Anschlags in Sri Lanka im Kreise ihrer Freunde und Verwandten. Ihr Name: Shaini. Ihr Alter: 13.
Unvorstellbare Trauer
Shaini hätte noch ihr ganzes Leben vor sich gehabt. Hier trauert ihre Mutter. Kaum vorstellbar, wie groß ihr Leid, ihre Trauer - und vielleicht auch ihre Wut - sein muss. Innerhalb weniger Sekunden wurde das Leben ihrer Tochter beendet und in ihrem Leben wird wohl nun nichts mehr sein wie zuvor.
Einsamer Wegbegleiter
Shaini ist nicht das einzige Kind sein, das den Terroranschlägen zum Opfer fiel. Darauf deuten auch Funde wie dieser hin. Ein kleiner orangefarbener Kuscheltier-Esel liegt einsam auf den Pflastersteinen vor der Sankt-Sebastian-Kirche in Negombo, wenige Kilometer nördlich von Sri Lankas Hauptstadt Colombo. Insgesamt hatte es am Sonntag mindestens acht Detonationen gegeben.
Einsame Kirchenfigur
Das Innere der Sankt-Sebastian-Kirche gibt einen Hinweis auf die Zerstörungskraft der Explosion. Die Kirchenbänke stehen wie wild zusammengewürfelt, das Kirchendach ist kaum noch vorhanden. Vor Wind und Wetter bietet es keinen Schutz mehr. Dafür lässt es die Sonne hinein, zu der sich der einsam auf einem Tisch stehende Jesus Christus zu recken scheint.
In Fassungslosigkeit vereint
Die Fassungslosigkeit steht den katholischen Priestern bei ihrem Besuch der Sankt-Antonius-Kirche ins Gesicht geschrieben. Warum nur? Das ist die Frage, die sich aktuell viele Menschen in Sri Lanka stellen. Die Frage "Wer?" scheint beantwortet. Die Regierung macht die radikal-islamische Gruppierung National Thowheeth Jama'ath für die Attentate auf Luxushotels und Kirchen verantwortlich.
Zerstörte Leben
Auf dem Bild mit dem blauen Hintergrund schauen Mary Noman Shanthi und Rohan Marselas Wimanna noch interessiert in die Welt. Nun ziert das Foto der beiden einen Sarg. 58 und 59 Jahre alt sind die beiden geworden, um die ihre Freunde und Verwandte trauern.
Gelebte Trauer
Mit ihnen trauert nicht nur das ganze Land, sondern auch viele Menschen weltweit, wie hier Lehrer einer Schule im Nachbarland Indien. Die meisten Opfer sind Christen, die in Sri Lanka eine Minderheit darstellen. Rund sieben Prozent der ca. 21 Millionen Einwohner Sri Lankas sind Christen. Die Mehrheit sind Buddhisten. Zudem sind fast 13 Prozent der Bevölkerung Hindus und knapp zehn Prozent Muslime.
Zerrissenes Familienglück
Unter den Toten sollen mindestens 35 Ausländer sein, darunter auch drei der vier Kinder des als reichsten Dänen geltenden Anders Holch Povlsen (hier mit seiner Frau Anne). Sie starben bei der Explosion im Luxushotel Shangri-La. Nach Angaben der "Times" verlor im selben Hotel ein Brite, der selbst nur leicht verletzt wurde, seine Frau, seine Tochter und seinen Sohn.
Allein im Schmerz
Für jeden, der schon mal Urlaub im Ausland gemacht hat, rückt damit der Anschlag stärker ins eigene Bewusstsein. Trotzdem wird wohl niemand, der nicht in einer ähnlichen Situation gewesen ist, das Leid und den Schmerz der Angehörigen auch nur ansatzweise ermessen können. Dieses Bild einer Trauernden vor der Sankt-Antonius-Kirche gibt zumindest einen Hinweis darauf.