Trauer um Tod im Hambacher Wald
Der Hambacher Wald ist zum Symbol im Kampf fürs Klima geworden. Die Polizei zerstörte im Auftrag der Landesregierung Baumhäuser von Aktivisten, die gegen Rodung und Kohle kämpfen. Ein Journalist starb bei seiner Arbeit.
Tiefe Betroffenheit
Der Journalist Steffen Meyn kam im Hambacher Wald bei der Arbeit ums Leben. "Nachdem die Presse in den letzten Tagen oft in ihrer Arbeit eingeschränkt wurde, bin ich nun in 25 Metern Höhe, um die Räumungsarbeiten zu dokumentieren", twittert er am Tag vor seinem Tod. Am nächsten Tag stürzt Heyn (27) von einer Brücke zwischen den Baumhäusern ab. Ein Brett gab nach, er wollte sich gerade absichern.
Räumung in riskanter Höhe
Am 13. September begann die Räumung des Waldes durch die Polizei. Klimaschützer hatten in den letzten sechs Jahren rund 60 Baumhäuser gebaut und sich so gegen die Rodung des alten Waldes gewehrt. Der Energiekonzern RWE will hier weiter Braunkohle fördern und wird von der NRW-Landesregierung unterstützt. Begründet wurde die Räumung mit fehlenden Brandschutzvorschriften in den Baumhäusern.
Ein Leben für das Ende von Braunkohle
Die Klimaaktivisten sind jung. Clumsy ist einer von ihnen und lebt seit fünf Jahren im Hambacher Wald. Vor ein paar Tagen wurde dieses Baumhaus von der Polizei zerstört. Clumsy fordert Verantwortung für nachfolgende Generationen und sieht sich in der Tradition von anderen Menschrechtsbewegungen. Sein gewaltfreier Widerstand wurde auch vom verunglückten Journalisten dokumentiert.
Kein Rodungstopp trotz aller Appelle
Die Räumung der Aktivisten aus den Baumhäusern ist riskant, aufwendig und dauert Stunden. Die Bewohner ketten sich an, spezielle Kletterer der Polizei versuchen in der Höhe den Widerstand zu brechen - für alle Beteiligten eine sehr gefährliche Situation. Doch trotz allen Warnungen vor den Gefahren halten NRW-Landesregierung und der Energiekonzern RWE an der Rodung fest.
Absurder Einsatz?
Die Polizisten machen ihren Job, räumen die Baumhäuser, führen die Waldbewohner ab. Auch viele Polizisten halten den aufwendigen und gefährlichen Einsatz für überflüssig, da eine Kohlekommission im Auftrag der Bundesregierung eingesetzt wurde. Diese soll bis Dezember einen Plan für den Kohleausstieg vorlegen. Es ist deshalb gut möglich, dass die Braunkohle unter dem Wald nie gefördert werden wird.
Der Widerstand wächst
Rund 100 bis 200 junge Menschen leben derzeit im Hambacher Wald oder in dem angrenzenden Camp. Kleine Dörfer mit Baumhäusern sind in den vergangen Jahren entstanden. Bisher wurden 39 Häuser laut Polizeiangaben zerstört. Die Bewohner werden festgenommen und müssen mit Anklagen rechnen. Bei den sonntäglichen Waldführungen machen sich viele Menschen ein Bild über die aktuelle Situation.
Massenprotest gegen RWE
Die ersten Baumhäuser wurden am Donnerstag (13.9.) zerstört, drei Tage später wird der Sonntagsspaziergang zum Massenprotest. Mehr als 6000 Bürger zeigen sich solidarisch mit den Waldbewohnern. Sie fordern ein Innehalten von RWE und der NRW-Landesregierung, eine Eskalation des Konflikts müsse vermieden werden. Bis die Kohlekommission im Dezember ihren Plan vorlegt dürfe keine Rodung erfolgen.
Kohle oder Zukunft
Für die Demonstranten ist der Konflikt klar: RWE will aus Profitgründen noch möglichst lange weiter Braunkohle verstromen, zeigt sich trotz Klimawandel unnachgiebig und wird dabei von der NRW Landesregierung unter Ministerpräsident Laschet (CDU) unterstützt. Auch Familien sind unter den Demonstranten und werben für eine klimafreundliche Zukunft.
Spielt RWE mit falschen Zahlen?
Die Abbaukante am Tagebau Hambach. RWE behauptet, dass die Rodung dieses alten Waldes jetzt im Oktober unumgänglich sei, da sonst bereits kurzfristig die Versorgung der Kraftwerke mit Braunkohle gefährdet sei. Laut DW-Recherchen stimmt die Behauptung jedoch nicht und ohne Rodung gäbe es noch genügend Kohle für mindestens drei Jahre.
Unklare legale Situation
Braunkohleexperte Dirk Jansen (BUND) erklärt Mitgliedern der Kohlekommission die Lage vor Ort. Nach Auffassung des Umweltverbandes verstößt die Rodung gegen geltendes Recht. Auch die zuständigen Aufsichtsbehörden in NRW hätten versagt. Neue Klagen wurden deshalb eingereicht. Möglicherweise wird in den nächsten Wochen deshalb die Justiz entscheiden, ob der Wald noch gerodet werden darf.