Touristenmagnet: Trump Tower in New York
16. Juni 2016Amerikanische Touristen, israelische Teenager, eine Touristengruppe aus China, Europäer - alle, alle wollen ihn sehen. Den Trump Tower, das Epizentrum einer Wahlkampagne, die die Welt verblüfft. Als Außenseiter bei der Kandidatenkür für die US-Präsidentschaft ging Donald Trump 2015 an den Start. Ein Jahr später greift der Kandidat der Republikanischen Partei mit allen Mitteln nach der Macht.
Ein Mann will nach oben
Die obersten drei Etagen im Trump Tower gehören ihm allein, Donald Trump, Immobilien Tycoon, Reality-TV Star, Multimilliardär und designierter Präsidentschaftskandidat. Hier wohnt er mit seiner Frau Melania - in einem Mini-Versailles mit viel Gold, Säulen, Stuck und Kristalllüstern.
Der Trump Tower war von 2001 bis 2011 das höchste Wohnhaus in New York City und den Vereinigten Staaten. Der Tower ist Sitz von "Trump Organization" und das Zentrum von Donald Trumps Wahlkampagne. Das Atrium mit seinen Läden und Cafés erstreckt sich über mehrere Stockwerke. Trump wählte es als Kulisse für seinen Wahlkampfauftakt im Juni 2015. Begleitet von seiner Frau Melania schwebte er hollywoodreif eine Rolltreppe hinab und verkündete, er wolle Präsident der USA werden. So richtig ernst nahm ihn damals noch niemand.
Bombastische Glitzerwelt
Nicht kleckern, sondern klotzen. Das ist ganz nach dem Geschmack von Trump. Wer die Lobby des Trump Towers betritt, findet sich in einer Orgie aus rosa Marmor und Gold wieder, künstliche Wasserfälle plätschern, Spiegel glitzern. Das Gebäude ist privat und öffentlich zugleich. Gäste sind willkommen. In der Regel bis 22 Uhr abends. Nur wenn Events stattfinden oder hoher Besuch kommt, wird der Trump Tower aus Sicherheitsgründen geschlossen.
Der Trump Tower ist der Tempel seines Erbauers. Er huldigt ihm mit der Trump Bar, dem Trump Café, dem Trump Restaurant, den Trump Geschäften, die Trump Souvenirs verkaufen: T-Shirts, Krawatten, Manschettenknöpfe, Parfum und sämtliche Trump-Bücher. Es gibt auch eine Boutique, die Schmuck seiner Tochter Ivanka vertreibt.
Stewardess Carmen Smith aus Kolumbien besucht auf Wunsch ihres dreizehnjährigen Sohnes den Trump Tower und ist begeistert. Ein junges Paar aus Michigan ist eigens angereist um zwei Mützen mit dem Trump Wahlkampf-Slogan "Make American Great Again" zu kaufen.
Pro und Contra Trump
"Es gibt keinen perfekten Kandidaten. Aber für die Situation, die wir gerade erleben, ist er die erste Wahl", sagt Feuerwehrmann Steve Dela. "Ich glaube, Trump ist ein toller Typ, ein sehr intelligenter Mann." Domenico Montelone aus Italien hat nur einen Tag in New York und nutzt ihn, um den Trump Tower zu besichtigen - in der stillen Hoffnung, einen Blick auf Trump zu erhaschen. "Ich bin ein Fan von Berlusconi und ich finde, Trump ist der amerikanische Berlusconi", sagt er. "Wenn sich Amerika wirklich ändern will, muss Donald Trump der nächste Präsident der Vereinigten Staaten werden. Mit Hillary Clinton wird sich nichts ändern." Montelone erwischt einen Tag, an dem der Zugang zu einigen Etagen gesperrt ist. Sicherheitskräfte mit Trump-Sticker an ihren Uniformen behalten die zahlreichen Zaungäste immer im Auge. Die Leute rechnen anscheinend damit, dass Trump auftauchen würde. Aber es ist nur Tochter Ivanka, die vorbeihuscht, bevor sie in der Trump Bar verschwindet.
Draußen, vor dem Gebäude posieren Touristen. Sie machen Selfies von sich und dem Trump Tower mit seinen großen goldenen Buchstaben oder von sich mit einem livrierten Türsteher. "Ich dachte lange, es sei ein Witz, dass Trump sich um die Präsidentschaftskandidatur bewirbt. Dann nahm die Kampagne Fahrt auf und jetzt mach ich mir echt Sorgen wie viel Schwung Trump bekommen hat", sagt Ray Fatto und reckt seinen Mittelfinger für ein Selfie.
Die illustren Bewohner des Trump Towers, darunter Schauspieler Bruce Willis oder Fußballstar Cristiano Ronaldo, bekommen von den Touristen nichts mit. Sie haben einen eigenen Eingang, um die Ecke, in der 56. Straße.
at/ks (AFPE)