Touristen zieht es nach Deutschland
8. März 2011Eine aktuelle Studie des "World Economic Forum" attestiert Deutschland neben Frankreich und der Schweiz die höchste Wettbewerbsfähigkeit, wenn es um den Tourismus geht. Seit 2004 lassen sich Wachstumsraten in der Tourismusbranche feststellen, die über dem europäischen Durchschnitt liegen.
Mit einer geringen Inflationsrate ist die Europäische Union seit einigen Jahren für ausländische Besucher ein kalkulierbares Reiseland geworden. Das gilt besonders für Deutschland, dessen Preisniveau auch in den Tourismushochburgen unter dem europäischen Durchschnitt liegt. Bei der Entscheidung, einen Urlaub in Deutschland zu verbringen, spielen aber auch andere Faktoren eine Rolle: Sicherheit, Gesundheitsversorgung, öffentlicher Personennahverkehr und natürlich das Niveau des Service in Hotels und Restaurants. In allen Bereichen hat Deutschland im internationalen Ansehen aufgeholt und ist damit für immer mehr Touristen ein attraktives Ziel geworden.
Lohnende Ziele
Deutschland in der Mitte Europas liegt verkehrstechnisch günstig. Von hier aus kann man den Kern des alten Europas ebenso entdecken, wie man schnell in dem Teil des Kontinents ist, der erst seit den Revolutionsjahren 1989 und 1990 offen und zugänglich ist. Die lange Geschichte und Kultur Deutschlands hat dem Land aber auch ein großes Angebot an Besichtigungsmöglichkeiten hinterlassen. Der Kölner Dom etwa zählt zu den weltweit beliebtesten Kulturdenkmälern.
Dieses deutsche Kulturerbe lockt Millionen Touristen an und bewirkt damit gleichzeitig einen weiteren Boom: Städtereisen erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Alles in allem hat das im vergangenen Jahr 2010 zu einem Plus von zehn Prozent bei den Übernachtungen von ausländischen Gästen in Deutschland geführt. Deutsche Flughäfen registrierten im gleichen Zeitraum einen Zuwachs von elf Prozent. Die "Deutsche Zentrale für Tourismus" will die Besucherzahlen von derzeit über 60 Millionen auf etwa 80 Millionen im Jahr 2020 steigern.
Um dieses Ziel zu erreichen, sind nicht nur Städtereisen von Bedeutung, sondern auch die zahlreichen UNESCO-Welterbestätten. Vom Wattenmeer bis zu den Alpen überall in Deutschland finden sich Reservoire, die vor Industrie und Besiedelung geschützt werden und damit eine touristische Attraktion darstellen.
Imagewandel
Aber allein das könnte den Wandel Deutschlands zu einem weltweit bevorzugten Reiseziel nicht erklären. Das Land der Reiseweltmeister - ein Etikett, das den nach dem Zweiten Weltkrieg rasch zu Geld gekommenen Deutschen seit Jahrzehnten anhängt - hat einen Imagewandel vollzogen. Am deutlichsten sichtbar wurde das bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2006. Die Welt stand staunend vor diesen Deutschen, die ausgelassen und fröhlich feiernd eine vierwöchige Party im Land inszenierten. Aus den griesgrämigen, peniblen, ordnungsliebenden Deutschen wurden während dieser WM weltoffene, nette und tolerante Gastgeber.
In ein solches Land reist man offensichtlich gerne, zumal seit einigen Jahren in ehemaligen Industrielandschaften Freizeit- und Erholungsparks eröffnet haben. All diese Faktoren haben dazu geführt, dass Deutschland im "Travel & Tourism Competitiveness Report 2011" des World Economic Forum hinter der Schweiz auf Rang 2 notiert wird.
Autor: Matthias von Hellfeld (mit dapd)
Redaktion: Kay-Alexander Scholz