Tour de France: Die 10 größten Momente in Alpe d'Huez
Ein Berg, ein Mythos: Alpe d'Huez ist nicht der schwerste Berg der Tour, aber der legendärste und mit Abstand beliebteste bei den Fans. Die Tour de France ist zum 30. Mal zu Gast - und hat dort viele Dramen erlebt.
1952: Fausto Coppis Solo
Die Mutter aller Bergankünfte entsteht, weil ein Hotelier Werbung für den Skiort Alpe d'Huez machen will. Bei der "Erstbesteigung" durch die Tour de France 1952 schüttelt Fausto Coppi (l.) aus Italien seinen französischen Gegenspieler Jean Robic (r.) ab, fährt als Solist ins Ziel und legt damit den Grundstein für seinen Gesamtsieg.
1976: Joop Zoetemelk und der Berg der Holländer
Er begründet einen Hype: Joop Zoetemelk ist 1976 der erste Niederländer, der in Alpe d'Huez gewinnt. Es folgen noch weitere sieben Etappensiege niederländischer Profis. Seitdem strömen bei jeder Austragung tausende Oranje-Fans nach Alpe d'Huez und machen den Anstieg mit Party, Bier und Frikandel zum Berg der Holländer.
1978: Michel Pollentier und der dreiste Betrug
Auf der Straße gelingt Michel Pollentier (im Bild bei der Deutschland Tour 1982) ein beeindruckender Erfolg: Der Belgier fährt als Etappensieger in Alpe d'Huez über den Zielstrich und erobert das Gelbe Trikot. Doch dann fliegt er bei der Dopingkontrolle mit einem Beutel Fremd-Urin unter der Achsel auf. Die logische Konsequenz dieses dreisten Betrugs: Disqualifikation.
1984: Amateur Luis Herrera ärgert Profis
Er ist der Wegbereiter für den kolumbianischen Radsports: Luis "Lucho" Herrera ist der erste Kolumbianer, der in Europa für Furore sorgt. Als Teil einer Amateur-Mannschaft aus Kolumbien gewinnt der 23-jährige Herrera (rechts im Bild im Duell mit Pedro Delgado 1987) 1984 die Bergankunft in Alpe d'Huez vor allen Profis - und verspielt eine gute Gesamtplatzierung durch miserable Zeitfahr-Leistungen.
1986: Die verfeindeten Freunde LeMond und Hinault
Was für ein Bild: Arm in Arm fahren Greg LeMond (l.) und Bernard Hinault (r.) über den Zielstrich. Tolles Teamwork. Von wegen. Denn bis kurz vor dem Ziel bekriegen sich beide. Der alternde Hinault hatte dem jungen LeMond im Vorjahr versprochen, für den Amerikaner zu fahren. Daran kann sich Hinault 1986 jedoch angeblich nicht mehr erinnern und attackiert. LeMond widersteht und gewinnt die Tour.
1997: Marco Pantani in Rekordzeit
Es ist wohl ein Rekord für die Ewigkeit: In unglaublichen 37:35 Minuten rast damals der mutmaßlich gedopte Marco Pantani (der 2004 verstarb) vom Fuß des Anstiegs in Bourg d'Oisans bis ins Ziel nach Alpe d'Huez. Nicht einmal Lance Armstrong kommt später an Pantanis Zeit heran. Und heute? Thibaut Pinot braucht 2015 bei seinem Sieg 41:11 Minuten für den Anstieg. Ein gutes Zeichen für den Radsport?
1999: Giuseppe Guerini und der Fotograf
Die Welt sieht durch ein Kamera-Objektiv bisweilen ganz anders aus. Im Falle dieses Hobbyfotografen sieht sie vor allem viel weiter weg aus, als sie tatsächlich ist. Der Italiener Giuseppe Guerini aus dem später ins Zwielicht geratenen deutschen Team Telekom jagt allein dem Ziel entgegen. Der Fotograf schätzt die Distanz falsch ein und bringt Guerini zu Fall. Dennoch gewinnt Guerini die Etappe.
2001: Der Bluff des Lance Armstrong
Den ganzen Tag lang spielt Lance Armstrong den sterbenden Schwan: Der Amerikaner fährt weit hinten im Feld, verzieht das Gesicht. Jan Ullrich lässt sein Telekom-Team an der Spitze fahren und verschleißt damit seine Kollegen. Im Anstieg nach Alpe d'Huez ersteht Armstrong dann auf wundersame Weise auf, schaut Ullrich kurz ins Gesicht und fährt ihm einfach davon. So geht psychologische Kriegsführung.
2008: Carlos Sastres Ritt ins Gelbe
Ein taktischer Kniff oder doch eher eine teaminterne Fehde? Der Luxemburger Fränk Schleck fährt im Gelben Trikot in den Anstieg nach Alpe d'Huez. Dort attackiert sein Teamkollege Carlos Sastre aus Spanien. Was zunächst wie eine Testattacke auf die Konkurrenz aussieht, entpuppt sich zum Angriff auf Gelb. Sastre erobert die Führung und gewinnt am Ende in Paris.
2013: Chris Froome wackelt
Seine Kritiker nennen ihn "Roboter" oder "Metronom". Chris Froome (l.) fährt so dominant, gleichmäßig und wie von seinem Watt-Messgerät ferngesteuert, dass Fehler ausgeschlossen scheinen. Doch 2013 ereilt ihn ausgerechnet in Alpe d'Huez ein Hungerast, Froome fordert vehement Verpflegung. Das Teamauto kommt nicht durch, Teamkollege Richie Porte (r.) hilft aus und Froome kann den Schaden begrenzen.