Tote und Verletzte beim Kampf um Kobane
3. Oktober 2014Es sind die heftigsten Kämpfe seit Beginn der Angriffe des "Islamischen Staates" (IS) auf die kurdische Hochburg Kobane (Arabisch: Ain al-Arab) Mitte September. Die Dschihadisten sollen nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte rund 60 Granaten auf die nordsyrische Stadt abgefeuert haben, die direkt an den NATO-Mitgliedsstaat Türkei grenzt. Es soll Tote und Verletzte geben.
Die Kurden verteidigen die Stadt erbittert und konnten nach eigenen Angaben drei Angriffe der Terroristen abwehren. Die Lage sei dennoch sehr kritisch, sagte ein Kurden-Sprecher am Freitag. Die Kämpfer des IS belagern die Stadt seit zwei Wochen und sind bis auf wenige hundert Meter auf die Vororte vorgerückt.
Kurden fordern effektivere Luftangriffe
Die Kurden forderten das von den USA angeführte internationale Bündnis gegen IS zu effektiveren Luftangriffen auf. Die Koalition solle die Kämpfer direkt an der Frontlinie in Kobane bombardieren, sagte die Ko-Vorsitzende der syrisch-kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD), Asia Abdullah, der Nachrichtenagentur dpa. Die bisherigen Angriffe, die weiter von der Stadt Kobane entfernt geflogen wurden, seien nicht effektiv gewesen. Die PYD steht der kurdischen Arbeiterpartei PKK nahe, die in der Türkei verboten ist. Sie ist zudem mit den kurdischen "Volksschutzeinheiten" (YPG) verbunden, die Kobane seit Tagen gegen die Terrormiliz verteidigen.
Gleichzeitig warnte Abdullah die Türkei vor einem einseitigen Eingreifen im Kurdengebiet. Das türkische Parlament hatte am Vorabend Militäreinsätze in Syrien und im Irak zum Schutz der Landesgrenze gebilligt. Damit könnte die Regierung in Ankara ab sofort auch Bodentruppen über die Grenze schicken. "Wir werden tun, was immer wir können, damit Kobane nicht fällt", hatte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu in einem Fernsehinterview am Donnerstag gesagt. Seit Beginn der Angriffe auf Kobane sind nach offiziellen Zahlen schon über 160.000 Syrier in die Türkei geflohen.
Auch Australien macht mit
Die USA fliegen seit Anfang August Angriffe auf Stellungen der IS-Miliz im Irak und seit der vergangenen Woche auch in Syrien. Unterstützung erhalten sie von zahlreichen arabischen und europäischen Partnern. Auch die kanadische Regierung hat nun angekündigt, sich an den Luftschlägen zu beteiligen. Am Donnerstag hatte bereits Australien seine Teilnahme an dem Militäreinsatz zugesagt. Es sollen auch australische Spezialeinsätze zum Einsatz kommen, die irakische Truppen trainieren, wie Premierminister Tony Abbott sagte.
IS-Terror auch Thema bei Festakt zum Tag der Einheit
Bundeskanzlerin Angela Merkel rief beim Festakt zum Tag der Deutschen Einheit in Hannover erneut zu einem internationalen Kampf gegen den "Islamischen Staat" auf. Der "barbarische Vormarsch" der "Terrororganisation", so Merkel, müsse gestoppt werden. "Die Größe dieser Aufgabe ist nicht zu leugnen", erklärte die Kanzlerin. Man können diese Problem nicht allein den USA und den arabischen Staaten der Region überlassen: "Die ganze Welt ist gefordert". Deutschland beteiligt sich im Kampf gegen den IS mit Waffenlieferungen an die kurdischen Kämpfer.
chr / wl (dpa, reuters, afp, ap)