Tote und Verletzte bei Protesten in Kerbela
29. Oktober 2019Bei Protesten gegen die Regierung im Irak sind erneut viele Menschen getötet worden. Allein in der im Zentrum des Landes gelegenen Schiiten-Hochburg Kerbela starben in der Nacht zum Dienstag Sicherheitskreisen zufolge mindestens 17 Menschen. Mehr als 800 seien verletzt worden. In Nassirija im Südirak erlagen nach Angaben von Medizinern drei Demonstranten ihren Verletzungen.
Ausgangssperre verhängt
Seit Ausbruch der Proteste Anfang Oktober sind mindestens 250 Menschen getötet worden, in der großen Mehrzahl Zivilisten. Auslöser waren ursprünglich - neben Korruption und hoher Arbeitslosigkeit - die schlechte Strom- und Wasserversorgung im Land. Inzwischen richtet sich der Zorn der Demonstranten zunehmend gegen die Regierung von Ministerpräsident Adel Abdul Mahdi und eine politische Elite, der sie Korruption vorwerfen. Ein Schwerpunkt der Demonstrationen ist Bagdad, wo die Sicherheitskräfte am Montag nach vier aufeinanderfolgenden Protesttagen hart gegen Studenten und Schüler vorgegangen waren. Wenig später wurde in der Hauptstadt eine Ausgangssperre angeordnet.
Regierung gibt sich reformwillig
Ministerpräsident Mahdi hatte in der vergangenen Woche eine Reihe von Reformen versprochen. Dazu zählen ein neues System bei der Besetzung öffentlicher Ämter, ein geringeres Mindestalter für Kandidaten bei Wahlen, höhere Renten und ein Umbau des Kabinetts. Allerdings sind die Parteien im Parlament so zerstritten, dass viele Entscheidungen blockiert sind.
Im Irak, dem zweitgrößten Ölproduzenten der OPEC, lebt jeder fünfte Bürger in Armut. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt nach Angaben der Weltbank bei rund 25 Prozent. Das Land wird von Transparency International als zwölftkorruptester Staat der Welt eingestuft.
bri/jj (rtr, ap)