Tornado-Katastrophe entsetzt die USA
12. Dezember 2021"Dies ist wahrscheinlich einer der größten Tornado-Ausbrüche unserer Geschichte", erklärte US-Präsident Joe Biden. "Es ist eine Tragödie, und wir wissen immer noch nicht, wie viele Leben verloren wurden oder wie groß das ganze Ausmaß der Schäden ist."
"Ich verspreche Ihnen, was auch immer benötigt wird, die Bundesregierung wird einen Weg finden, es zu liefern", sagte Biden direkt an die betroffenen Bundesstaaten gerichtet. "Wir werden das gemeinsam durchstehen." Und er fügte hinzu: "Dies ist einer der Momente, in denen wir weder Demokraten noch Republikaner sind. Das klingt wie eine Übertreibung, ist aber real. Wir sind alle Amerikaner."
Biden stimmte einer Notstandserklärung für den Bundesstaat Kentucky zu, der am schlimmsten von den Tornados heimgesucht wurde. Damit wird Hilfe des Bundes beschleunigt.
"Alles ist weg"
Kentuckys Gouverneur Andy Beshear sagte, er sei sich sicher, dass die Zahl der Toten alleine in seinem Bundesstaat im Südosten der Vereinigten Staaten 70 übersteigen wird. "Sie könnte sogar über 100 liegen."
Die Zerstörung in Kentucky sei noch schlimmer als zunächst befürchtet, berichtete Beshear bei einem Besuch im Katastrophengebiet. Die Tornados hätten dort über 200 Meilen (320 Kilometer) hinweg eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. "Alles in ihrem Pfad ist weg. Häuser, Geschäfte, Regierungsgebäude - einfach weg. Teile von Industrieanlagen, Dächer sind in Bäumen."
"Ground Zero"
Besonders schwer getroffen wurde der Ort Mayfield. Dort wurde eine Kerzenfabrik dem Erdboden gleichgemacht. "Mayfield ist Ground Zero", meinte der Gouverneur.
Zum Zeitpunkt des Unglücks arbeiteten Beshear zufolge rund 110 Menschen in der Fabrik. 40 Mitarbeiter seien gerettet worden. Es wäre "ein Wunder, wenn noch jemand lebend gefunden wird", sagte er.
Der Sender CNN veröffentlichte den Hilferuf einer eingeschlossenen Fabrikmitarbeiterin, die später gerettet wurde. "Wir sind eingeschlossen, bitte, holt uns Hilfe", sagt Kyanna Parsons-Perez mit zittriger Stimme, während im Hintergrund das Stöhnen weiterer Betroffener zu hören ist.
Nach Angaben des Nationalen Wetterdienstes fegten in der Nacht zum Samstag (Ortszeit) insgesamt 36 Tornados durch sechs Bundesstaaten - neben Kentucky auch durch lllinois, Tennessee, Missouri, Arkansas und Mississippi. In Tennessee kamen zwei Menschen zu Tode, in Arkansas zwei. Ein weiterer starb in Missouri.
Lagerhalle zerstört
In Edwardsville in Illinois stürzte das Dach eines Verteilzentrums des Online-Händlers Amazon teilweise ein. Rund hundert Mitarbeiter waren zunächst eingeschlossen. Sie gehörten zur Nachtschicht, die Weihnachtsbestellungen bearbeitete. Sechs Menschen konnten nur noch tot geborgen werden. 45 Personen wurden aus den Trümmern gerettet. Der Feuerwehrchef James Whiteford sagte, er erwarte nicht, dass noch Überlebende gefunden werden.
Die Tornado-Serie ist die jüngste einer ganzen Reihe von Naturkatastrophen in den Vereinigten Staaten. Biden sieht in ihrer Häufung und Heftigkeit eine Folge des Klimawandels, dessen Bekämpfung der US-Präsident zu einer seiner Top-Prioritäten gemacht hat.
wa/ack/kle (dpa, rtr, afp)