Topspiele im Schatten des Anschlags
20. Dezember 2016"Wir sind alle erschüttert. Wir sind alle betroffen. Es passiert vor unserer Haustür, in unserer Stadt", erklärte Manager Michael Preetz von Hertha BSC. Die tragischen Ereignisse in Berlin überschatten auch den zweiten Teil des 16. Spieltages in der Fußball-Bundesliga. Vor jeder Partie gibt es eine Schweigeminute, alle Teams laufen mit Trauerflor auf. Doch der Fußball wird nicht ganz in den Hintergrund treten. Denn pünktlich zum Hinrunden-Finale kommt es zum direkten Spitzenduell um die Herbstmeisterschaft zwischen Rekordmeister FC Bayern München und dem punktgleichen Aufsteiger RB Leipzig (Mittwoch, 20:00 Uhr MEZ, im DW-Liveticker). "Sie sind Zweiter, sie spielen gut", zollte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge dem Liga-Neuling gehörig Respekt. Mats Hummels gab zu, dass RB eine Mannschaft sei, "der man gerne zuschaut."
Der freche Emporkömmling könnte den Bayern das Jahresende ganz schön versalzen, nur die schlechtere Tordifferenz trennt beide Teams. "Es geht um mehr als um drei Punkte", weiß Thomas Müller. Es ist das Duell der Gegensätze: Rekordmeister gegen Rekordaufsteiger. Erfahrene Weltstars gegen junge Talente. Trainer mit Weltruhm gegen coolen Projektentwickler. Dem gefällt die Außenseiterrolle ziemlich gut: "Der Gegner würde im eigenen Stadion alles andere als einen Sieg wahrscheinlich schon als Majestätsbeleidigung werten", sagte Leipzigs Coach Ralph Hasenhüttl und kündigte selbstbewusst an: "Wir werden mutig, mit einem klaren Plan und viel Selbstvertrauen auftreten." Ins selbe Horn stieß auch Sportdirektor Ralf Rangnick, der das Spiel als "Bonusspiel" bezeichnet: "Nach dem bisherigen Saisonverlauf traue ich uns vieles zu."
Hoeneß: "Spiel der Spiele"
Hasenhüttls Pendant Carlo Ancelotti steht da schon unter einem ganz anderen Druck. Während RB in der Hinrunde alle Erwartungen übertraf und die Herbstmeisterschaft nur noch das I-Tüpfelchen wäre, bedeutet das Spiel für Ancelotti so etwas wie ein Zwischenzeugnis. Nach 25 Partien unter seiner Regie soll endlich der Knoten platzen und die Dominanz auf den Platz zurückkehren. Zwar würde den Bayern bereits ein Unentschieden zur Herbstmeisterschaft reichen, doch die Bosse wollen im heimischen Stadion endlich wieder das "Mia-san-mia"-Gefühl erleben: "Es ist das Spiel der Spiele", machte Bayern-Präsident Uli Hoeneß klar. "Gegen Leipzig muss gewonnen werden, um klarzumachen, wer in Deutschland der Herr im Haus ist."
Gegen RB werde dazu eine ordentliche Leistung nicht reichen, vermutet Hummels. Oder - um es mit Thomas Müllers Worten auf den Punkt zu bringen: "Das Spiel ist als Jahresabschluss für ganz Fußball-Deutschland wunderbar. Für uns ist es auch wunderbar - falls wir gewinnen sollten."
Hält Hoffenheims Serie?
Auch hinter dem Spitzenduo bleibt es spannend: Verfolger TSG Hoffenheim ist als einzige Mannschaft immer noch ungeschlagen und will diese Serie im Heimspiel gegen Werder Bremen fortsetzen. Hertha BSC hofft gegen den SV Darmstadt 98 im Berliner Olympiastadion auf die Rückkehr der Heimstärke. Das Spiel wird wegen den Anschlags unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen ausgetragen.
In Köln kann man schon vor dem Anpfiff einen Etappensieg feiern: Selbst bei einer Niederlage im kleinen Derby gegen Bayer 04 Leverkusen bleibt der FC in der Tabelle vor den rheinischen Nachbarn. Nach der Niederlage gegen den FC Ingolstadt steht Roger Schmidt mit dem Rücken zur Wand: "Ich bin auch als Trainer in der Verantwortung", ist sich Leverkusens Coach dessen durchaus bewusst. "Wir wissen, dass wir in der Pflicht sind nach diesem schlechten Auftritt." Die gegen Leverkusen siegreichen Ingolstädter können in ihrem Heimspiel gegen den SC Freiburg indes einen Rekord aufstellen: drei Bundesligasiege in Folge.
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