"Toni Erdmann" made in Hollywood?
8. Februar 2017Der deutsche Oscar-Kandidat "Toni Erdmann" soll einem US-amerikanischen Branchenmagazin zufolge neu verfilmt werden. Die Produktionsfirma Paramount Pictures sicherte sich die Rechte am Remake der Tragikomödie über einen Vater und seine ihm entfremdete Tochter, wie das Branchenmagazin "Variety" unter Berufung auf anonyme Quellen berichtete. Für die Rolle des unverwechselbaren Vaters sei der 79-jährige Jack Nicholson im Gespräch, die weibliche Hauptrolle könnte "Ghostbusters"-Star Kristen Wiig (43) spielen.
Ooops, they did it again
Tatsächlich werden erfolgreiche europäische Filmstoffe nicht selten für den amerikanischen Markt (und mit amerikanischen Stars) neu umgesetzt. Dabei reicht die Bandbreite von der bildgetreuen Neu-Umsetzung durch den gleichen Regisseur (Beispiel: Michael Haneke mit "Funny Games") über Neu-Inszenierungen mit amerikanischer Handschrift aber wenig eigenem Charme (Beispiel: "Bella Martha", der Film wurde in Amerika zu "No Reservations" mit Catherine Zeta-Jones) bis hin zu Remakes, die versuchen, sich eine Geschichte zueigen zu machen, sich dabei aber vom Original deutlich entfernen, wie zum Beispiel "City of Angels", das sich lose an Wim Wenders "Himmel über Berlin" anlehnt, aber auf Los Angeles bezieht und sich als Hommage an das Original versteht.
Remake notwendig?
Drehbuchautorin und Regisseurin Maren Ade hatte die Möglichkeit für ein amerikanisches Remake bereits 2016 gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press angedeutet: "Es wurde Interesse bekundet, aber ich muss noch darüber nachdenken. Ich sehe keine zwingende Notwendigkeit für ein Remake, aber es ist auch eine Frage der Rahmenbedingungen. Alles hat seinen Preis." Maren Ade soll dabei geschäftsführende Produzentin sein, ein Regisseur stehe aber noch nicht fest. Es gibt einige Beispiele von Regisseuren, die erfolgreich sowohl das Original als auch das Remake umgesetzt haben, zum Beispiel der Regisseur des dänischen Films "Nightwatch". Einer, der dem amerikanischen Publikum einen deutschen Film zugetraut hat, ist Tom Tykwer. Er weigerte sich standhaft, "Lola Rennt" als amerikanisches Remake zu verkaufen. Trotzdem (oder gerade deswegen?) gehört er bis heute zu den in Amerika erfolgreichsten deutschen Regisseuren.
jhi/pl (AP/DPA)