Neue Filmpreis-Chance für "Toni Erdmann"
5. November 2016In Cannes wurde Maren Ades Vater-Tochter-Drama in diesem Sommer zwar hoch gelobt und vom Publikum gefeiert, doch am Ende ging die Regisseurin ohne einen einzigen Preis nachhause. Nun ist die Tragikomödie der große Favorit beim Europäischen Filmpreis. Gleich fünf Mal ist Ades Film nominiert und hat nicht nur Chancen auf die Trophäe für den besten Film - auch die beiden Hauptdarsteller Sandra Hüller und der Österreicher Peter Simonischek sind als beste Schauspieler nominiert.
Vater-Tochter-Konflikt
In dem Film spielen Hüller und Simonischek ein ungleiches Vater-Tochter-Gespann, das sich über die Jahre zusehends entfremdet hat. Die Tochter arbeitet als Unternehmensberaterin vorübergehend in Bukarest, der Vater ist erfolgloser Klavierlehrer. Bei einem völlig überstürzten Besuch in Rumänien versucht der Vater, das zerrüttete Verhältnis zu kitten - indem er als sein kauziges Alter Ego "Toni Erdmann" bei seiner wenig erfreuten Tochter aufkreuzt.
Die Kritiker lobten "Toni Erdmann" als urkomisches filmisches Meisterwerk mit grandiosen Leistungen beider Hauptdarsteller. Umso größer war die Enttäuschung in Cannes. Nun geht Maren Ades Film als deutscher Beitrag ins Oscar-Rennen und könnte beim europäischen Pendant zu den US-amerikanischen Academy Awards ganz groß abräumen. Neben der Königskategorie "Bester Europäischer Film" ist "Toni Erdmann" auch in den Kategorien Regie und Drehbuch nominiert.
Viele deutsche Trophäen-Hoffnungen
Ein weiterer Deutscher geht ins Rennen um die Trophäe als bester Schauspieler: Die Akademie nominierte Burghart Klaußner für seine Leistung im Geschichtsdrama "Der Staat gegen Fritz Bauer". Bereits Ende Oktober wurde bekanntgegeben, dass die Hitler-Satire "Er ist wieder da" als beste Komödie nominiert ist.
Neben "Toni Erdmann" können sich noch vier weitere europäische Filme Hoffnung auf die Auszeichnung als bester Film machen, darunter Paul Verhoevens "Elle" aus den Niederlanden und Pedro Almodóvars "Julieta" aus Spanien. Die Nominierungen gab die Europäische Filmakademie am Samstag im Rahmen des Filmfestivals Sevilla bekannt. Der Europäische Filmpreis wird am 10. Dezember in der diesjährigen Europäischen Kulturhauptstadt Breslau vergeben.
jb/wl (dpa / European Film Academy)