Todesschütze von Aurora schweigt vor Gericht
23. Juli 2012Im Gerichtssaal in Centennial bei Denver im US-Bundesstaat Colorado folgte der Verdächtige der Anhörung reglos. Dem 24-jährigen James H. wird vorgeworfen, in der Nacht zum Freitag während der Mitternachtspremiere des "Batman"-Films "The Dark Knight Rises" im US-Staat Colorado das Feuer auf Kinobesucher eröffnet und zwölf Menschen getötet zu haben. 58 Menschen wurden verletzt. Nach Angaben der Behörden verweigert der verdächtige Student bisher jede Zusammenarbeit mit den Behörden. Bis das Tatmotiv klar ist, könnten nach Angaben der Polizei daher Monate vergehen.
Wie die Ermittler mitteilten, fanden sie in der mit Sprengfallen gesicherten Wohnung des 24-Jährigen eine "Batman"-Maske. Nach Angaben der Polizei bereitete er die Tat wochenlang vor und erwarb dazu legal mehrere Waffen und tausende Schuss Munition.
Erwartet den Verdächtigen eine Mord-Anklage?
Richter William Sylvester legte den kommenden Montag als Termin für die Anklageerhebung fest. US-Medienberichten zufolge könnte dem Studenten bei einer Verurteilung wegen Mordes die Todesstrafe drohen. Seit Wiedereinführung der Todesstrafe 1976 wurde in Colorado allerdings nur ein Straftäter hingerichtet.
US-Präsident Barack Obama war am Wochenende nach Aurora gereist, um den Menschen Trost zu spenden. Unter dem Eindruck des Amoklaufs hatten Barack Obama und sein republikanischer Herausforderer Mitt Romney den Wahlkampf für die Zeit des Besuchs ausgesetzt. Obama traf Verletzte des Kino-Massakers und Angehörige der Toten. Am Sonntagabend (Ortszeit) hielt er eine kurze Rede im Universitätskrankenhaus der Stadt Aurora. Zugleich gedachten Tausende Menschen bei einer Gedenkfeier der Opfer.
Das Blutbad hätte noch schlimmer ausgehen können. Denn das Sturmgewehr, mit dem der Mann um sich schoss, hatte nach einem Bericht der "Washington Post" eine Ladehemmung. Mit der halbautomatischen Waffe können 50 bis 60 Schüsse pro Minute abgefeuert werden.
Keine Änderung der "Waffenkultur"
Der deutsche USA-Experte Henning Riecke erwartet nach der Bluttat keine Änderung der "Waffenkultur" in Amerika. "Tatsächlich ist es so, dass in den USA mehr als irgendwo sonst Verbrechen mit Feuerwaffen begangen werden. Aber die Befürworter des Waffenrechtes ziehen gerade aus diesem Umstand das Argument, dass die Amerikaner eben auch Waffen tragen müssen, um sich zu verteidigen", sagte der Wissenschaftler von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik der Nachrichtenagentur dpa.
Der Kriminologe Christian Pfeiffer wies auf einen Zusammenhang zwischen Amokläufen und medialer Gewalt hin. "Diese ist allerdings stets nur ein Verstärkungsfaktor und nicht der Auslöser solcher Taten", sagte der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen. Die Gewalt in den Medien trage gerade bei jungen Menschen zur Desensibilisierung bei und reduziere Tötungshemmungen. "Aber der Hass, die Wut auf andere Menschen und der Hang zur Gewalt entstehen häufig im familiären und sozialen Umfeld", betonte Pfeiffer.
Strengere Sicherheitsvorkehrungen
Die Bluttat von Aurora hatte zu verschärften Sicherheitsmaßnahmen in vielen Kinos geführt. Vor vielen Türen standen Polizisten, private Wachleute sollten den Besuchern ein größeres Sicherheitsgefühl geben. Kinobesucher mussten Taschen und Rucksäcke öffnen. Berichte über Vorfälle gab es nicht.
Ungeachtet des Amoklaufs von Aurora hat der Batman-Film "The Dark Knight Rises" an seinem ersten Wochenende den drittbesten Start der US-Kinogeschichte hingelegt. In den USA und Kanada spielte der Batman-Film nach Angaben der "Los Angeles Times" 160 Millionen Dollar ein.
gb/kle/gmf (dpa, rtr, afp, dapd)