Tod an der Berliner Mauer
Die Grenze der DDR zur Bundesrepublik wurde "Todesstreifen" genannt. Weit mehr als hundert Menschen kamen allein in Berlin bei dem Versuch ums Leben, nach Westdeutschland zu fliehen.
Sprung in den Tod
In West-Berlin trifft am 19. August 1961, nur rund eine Woche nach dem Mauerbau, US-Vizepräsident Lyndon Johnson ein. Sein Besuch soll das Vertrauen in die USA stärken. Im Ostteil der Stadt bereitet unterdessen die Familie Urban die Flucht aus ihrer im ersten Stock gelegenen Wohnung vor. Sie wollen sich aus dem Fenster abseilen, doch Rudolf Urban stürzt ab und stirbt wenig später im Krankenhaus.
"Ein tragischer Unfall"
Der 24 Jahre alte Günter Litfin versucht nur wenige Tage später, über eine Kanalbrücke nach West-Berlin zu gelangen. Zwei Polizisten sehen ihn und geben Warnschüsse ab. Litfin springt ins Wasser und schwimmt Richtung Grenze. Ein Schuss trifft ihn tödlich in den Hinterkopf. Bei der Trauerfeier zwingt die DDR-Staatssicherheit die Angehörigen, Litfins Tod als "tragischen Unfall" zu bezeichnen.
Flucht um Mitternacht
Kurz nach Mitternacht Anfang 1962 schneiden fünf Jugendliche, darunter Dorit Schmiel, ein Loch in den ersten Zaun vor der Berliner Mauer und schlüpfen auf den Sperrstreifen. Sie haben ihr Ziel fast erreicht, als sie entdeckt und beschossen werden. Schmiel wird von einer Kugel tödlich in den Bauch getroffen. Die anderen Jugendlichen werden festgenommen.
In die falsche Richtung
Grenzsoldaten entdecken im August 1964 Hildegard Trabant, die sich im Gebüsch versteckt. Sie versucht zu fliehen, läuft aber nicht auf die Grenzanlagen zu, die sie noch von West-Berlin trennt, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Dennoch tötet der Grenzer die Frau nach einem Warnschuss mit einem gezielten Schuss in den Rücken.
Hoffnung auf ein Wiedersehen
Nachdem seine Mutter in den Westen geflohen ist, wird Dieter Brandes ins Kinderheim eingewiesen. Nach seiner Entlassung als 18-jähriger will er zu ihr nach Hamburg. Beim Fluchtversuch löst Brandes einen stillen Alarm aus, den er nicht bemerkt. Wenig später fällt ein Warnschuss. Brandes rennt um sein Leben. Er hat es fast geschafft, als eine Kugel ihn in die Brust trifft. Sekunden später stirbt er.
Tod ohne jede Vorwarnung
An der Sektorengrenze zwischen Berlin-Tiergarten und Berlin-Mitte wird im Oktober 1971 Dieter Beilig nach seiner Festnahme zum sogenannten Führungspunkt des DDR-Grenztruppen-Regiments gebracht. Unterwegs versucht er, seinen Bewachern zu entwischen, wird aber sofort wieder eingefangen. Als er erneut fliehen will, wird er ohne jede Vorwarnung erschossen.
Absturz im Ballon
Die letzte tödliche Flucht über die Mauer: Am 8. März 1989 versucht der 33-jährige Winfried Freudenberg, mit einem selbstgebauten Heißluftballon aus der DDR zu entkommen. Um an das dafür nötige Gas zu gelangen, nimmt er eine Arbeitsstelle beim Energiekombinat an und besorgt sich das Material in unauffälligen Mengen. Alles läuft zunächst nach Plan, aber der Ballon stürzt ab und Freudenberg stirbt.
Berlin war von 1961 bis 1989 eine geteilte Stadt. Die Mauer bildete für die Menschen im Ostteil ein fast unüberwindliches Hindernis. Die DDR-Grenzsoldaten hatten den Befehl, auf Flüchtlinge zu schießen. Trotzdem wagten immer wieder Mutige und Verzweifelte die Flucht nach Westdeutschland. Manchen gelang dies auf spektakuläre Weise. Andere verloren tragisch ihr Leben.