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Tiefgläubiger Texaner

Daniel Scheschkewitz, Washington20. März 2003

Der Oberbefehlshaber der US-Soldaten in der Golf-Region General Tommy Franks. Ein Porträt.

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General Franks,<br>US-Oberbefehlshaber am GolfBild: AP

Aufgewachsen ist Tommy Franks in Midland, einer Kleinstadt in Texas, wo er die gleiche High School besuchte wie Präsidentengattin Laura Bush. Die Texas-Connection mag für Franks ein Pluspunkt im Verhältnis zum Präsidenten sein, für seinen Aufstieg zum Oberbefehlshaber des US-Zentralkommandos und Vier-Sterne-General dürfte sie kaum den Ausschlag gegeben haben. Wohl aber die militärische Bilderbuchkarriere eines Soldaten, der vor allem bei der Truppe hohes Ansehen genießt.

Franks absolvierte die Militärakademie in Fort Sill, Oklahoma. Erste Kampferfahrung sammelte er als Oberstleutnant im Vietnamkrieg. Franks wurde dort dreimal verwundet und seine Erinnerungen an diesen Krieg dürften mitverantwortlich dafür sein, dass er heute gerne mit dem Satz zitiert werden wird, dass niemand den Krieg so sehr hasst wie ein Soldat. Franks wäre wohl der letzte dem man nachsagen könnte, dass er das Leben seiner Soldaten leichtfertig riskiert.

Triumph und Schlappe

Tora Bora unter Beschuß
Tora BoraBild: AP

Dem tiefgläubige Texaner, der Anfang der 1980er Jahre auch in Deutschland stationiert war, sind als Oberbefehlshaber des US-amerikanischen Zentralkommandos insgesamt 25 Länder zugeordnet: vom Jemen bis nach Afghanistan, von Ägypten bis zum Irak. Franks hat seit dem 11. September 2001 die verantwortungsvolle Aufgabe, den militärischen Teil des Anti-Terror-Krieges bestreiten zu müssen. Der für viele überraschend schnelle Sieg gegen die Taliban in Afghanistan gilt als sein bislang größter Triumph. Die Tatsache jedoch, dass Osama Bin Laden in der Schlacht um Tora Bora die Flucht ergreifen konnte, ist zugleich Franks größter Misserfolg.

"Er ist entweder tot oder er lebt. Und er ist entweder in Afghanistan oder er ist es nicht", musste Franks in einer seiner seltenen Pressekonferenzen am Jahresbeginn 2002 eingestehen. Im Pentagon hat ihm manch einer bis heute nicht verziehen, sich bei der Belagerung der Höhlen vor allem auf afghanische Milizen verlasen zu haben, statt mit einem massiven Einsatz von US-Truppen dafür zu sorgen, dass der Anführer der El Kaida den Amerikanern auch sicher ins Netz geht.

Einsatz von Bodentruppen oder "Hightech-Krieg"?

Diese Scharte wird Tommy Franks im Irakfeldzug versuchen auszuwetzen. Hier gelang es ihm bei der Vorbereitung, Verteidigungsminister Rumsfeld davon zu überzeugen, dass Saddam Hussein nur durch den Einsatz massiver Bodentruppen zuverlässig entmachtet werden könne. Rumsfeld, der als Freund kurzer Hightech-Kriege gilt, bot lange Widerstand. Doch schließlich setzten sich Franks und andere ranghohe Militärs durch.

Insider im Pentagon haben immer wieder mal über Differenzen und Spannungen zwischen Verteidigungsminister Rumsfeld und Tommy Franks berichtet. Rumsfeld hat dies stets empört zurückgewiesen und als guter Soldat würde Franks das Dementi seines obersten Dienstherren natürlich niemals in Zweifel ziehen.

Wortkarg im Hintergrund

Kommandozentrale Katar
Mobile Kommandozentrale in KatarBild: AP

In Friedenszeiten gibt der Viersternegeneral seine Befehle auf der Mac Dill Air Force Base in Tampa, Florida. Dort sind zu Friedenszeiten etwa 20.000 Personen stationiert. Den Irakkrieg jedoch wird Franks aus dem Wüstenemirat Katar aus führen. Dorthin hat das Zentralkommando Ende letzten Jahres seine Kommandozentrale verlegt.

Doch anders als sein Vorgänger Norman Schwarzkopf, der während des Golfkrieges fast täglich das Scheinwerferlicht der Pressekonferenzen suchte, bleibt der wortkarge Texaner lieber im Hintergrund. Als Soldat der einfach nur seine Pflicht tut. Für die Freiheit, Volk und Vaterland, aber ohne damit zu prahlen.