Tiefe Trauer nach Tauchboot-Katastrophe
23. Juni 2023Die Eltern von Shahzada Dawood, der zusammen mit seinem Sohn Suleman an Bord der "Titan" war, sprachen auch den anderen Familien ihr "tief empfundenes Beileid" aus. "Mit tiefer Trauer geben wir den Tod von Shahzada und Suleman Dawood bekannt", erklärte die Dawood-Stiftung in Pakistan.
Der 48-jährge Shahzada Dawood und sein 19-jähriger Sohn Suleman waren an Bord des Tauchbootes, das nach Angaben der US-Küstenwache bei einer Tauchfahrt zum in rund 3800 Metern Tiefe im Nordatlantik liegenden Wrack der "Titanic" bei einer "katastrophalen Implosion" zerstört wurde. Nach einer tagelangen fieberhaften Suchaktion hatte die Küstenwache am Donnerstag den Fund eines "Trümmerfeldes" bekanntgegeben.
An Bord der "Titan" waren auch der Chef der Betreiberfirma OceanGate Expeditions, Stockton Rush, der französische "Titanic"-Experte Paul-Henri Nargeolet und der britische Unternehmer und Abenteurer Hamish Harding. Hardings Familie und seine Firma Action Aviation erklärten, sie fühlten sich in ihrer Trauer mit den anderen Familien verbunden, "die ebenfalls Angehörige in dem 'Titan'-Tauchboot verloren haben".
War die Luke defekt?
Alles deutet darauf hin, dass der Rumpf des Boots dem enormen Wasserdruck nachgegeben hat und implodiert ist. Der britische frühere U-Boot-Kapitän Ryan Ramsay sagte der Nachrichtenagentur PA, womöglich sei die Luke, die von außen mit 17 Schrauben verschlossen werden musste, defekt gewesen. Eine andere Möglichkeit sei, dass es zuvor einen Defekt im Druckkörper selbst gegeben habe.
Unterdessen berichtete das "Wall Street Journal", dass die US-Marine die mutmaßliche Implosion der "Titan" bereits am Sonntag erfasst habe - kurz nachdem der Kontakt zu dem Tauchboot abgebrochen war. Die Aufzeichnung erfolgte demnach durch ein geheimes akustisches Überwachungssystem zum Aufspüren von U-Booten.
Kritik von "Titanic"-Regisseur James Cameron
Einer der Mitgründer von OceanGate wies unterdessen Kritik von "Titanic"-Regisseur James Cameron an den Sicherheitsvorkehrungen des Unternehmens zurück. "Titan"-Kapitän Rush habe immer "großen Wert auf Sicherheit gelegt", sagte sein Ex-Geschäftspartner Guillermo Söhnlein im Sender Times Radio.
Cameron, der selbst schon mehrere Tauchfahrten zum Wrack der "Titanic" unternommen hat, hatte OceanGate im US-Sender ABC vorgeworfen, Warnungen hinsichtlich der Sicherheit der "Titan" ignoriert zu haben. Das "Titan"-Unglück verglich er mit dem Untergang der "Titanic" 1912. Es sei eine "schreckliche Ironie", dass in beiden Fällen "Warnungen nicht beachtet wurden".
Stopp von Freizeitexpeditionen?
Der Wissenschaftler und Journalist Michael Guillen, der selbst im Jahr 2000 an einer Expedition zum Wrack der "Titanic" teilnahm, bei der sich das Forschungstauchboot vorübergehend in der Schiffsschraube des Wracks verfangen hatte, plädiert dafür, nun innezuhalten und Freizeitexpeditionen einzustellen.
"Ich denke, wir sollten auf jeden Fall alle touristischen Fahrten zur Titanic stoppen. Es ist gefährlich, selbst unter den idealsten Umständen", sagte er im Interview der Deutschen Welle. Nun sei es wichtig, die Trümmer zu bergen und zu analysieren. Erst wenn diese Daten vorhanden seien, könne man weitere Schlüsse bezüglich der Sicherheit ziehen.
Trümmer lagen in der Nähe der "Titanic"
Die "Titan" war am Sonntag zum Wrack der "Titanic" aufgebrochen. Nach knapp zwei Stunden brach der Kontakt zum Begleitschiff ab, von dem Tauchboot fehlte seitdem jede Spur. Am Donnerstag gab die US-Küstenwache dann den Fund von Trümmerteilen bekannt. Es handele sich um das Heck des Tauchboots sowie das vordere und das hintere Teil der Druckkammer. Die Trümmer lagen rund 500 Meter vom Wrack der "Titanic" entfernt auf dem Meeresboden.
nob/uh (dpa, afp)