Was macht das Technische Hilfswerk?
19. Juli 2021Am 22. August 1950 beauftragte der damalige Bundesinnenminister Gustav Heinemann die Aufstellung eines zivilen Ordnungsdienstes. Der ehemalige Pionieroffizier, Architekt und Bauingenieur Otto Lummitzsch übernahm die Aufgabe.
Lummitzsch hatte bereits 1919, kurz nach dem Ersten Weltkrieg, die zivile Hilfsorganisation Technische Nothilfe (TN) gegründet, die aus einer militärischen Organisation hervorgegangen war. 1934 wurde er von den Nationalsozialisten abgesetzt, weil er sich weigerte, sich von seiner "halbjüdischen" Frau zu trennen. 1950 ins Bundesinnenministerium berufen, wurde Lummitzsch erster Direktor des neuen Technischen Hilfswerks (THW), das seit dem 25. August 1953 eine Bundesanstalt mit eigener Verwaltung und dem Innenministerium zugeordnet ist.
THW hat rund 80.000 Mitarbeitende
Heute engagieren sich in Rahmen des THW fast 80.000 Menschen, darunter 15.000 Jugendliche, in ihrer Freizeit, um anderen in der Not zu helfen. Sie sind in 668 Ortsverbänden organisiert. Es gibt lediglich rund 1800 hauptamtliche Mitarbeitende - alle anderen sind ehrenamtlich dabei.
Das THW leistet Hilfe nach Katastrophen und Unglücken nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit. Seit seiner Gründung war das THW in mehr als 130 Ländern aktiv.
Vom Brückenbau bis zur Trinkwasseraufbereitung
Die Liste der Einsatzoptionen für das THW ist vielfältig. Deshalb werden Personal und Spezialtechnik in unterschiedlichen Einheiten organisiert. So gibt es beispielsweise neben Bergungsgruppen von Vermissten und Verschütteten auch Einheiten für Brückenbau und Elektroversorgung, für Lokalisierung und Beseitigung von Ölschäden, für die Räumung von Trümmern, für die Aufbereitung von Trinkwasser und viele mehr.
Bei der aktuellen Überschwemmungskatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sind nach Angaben der Organisation knapp 2100 Helferinnen und Helfer aus rund 165 Ortsverbänden im Einsatz.
Spezialpumpen im Einsatz
Beispielsweise um die massiv gefährdete Staumauer der Steinbachtalsperre bei Euskirchen zu entlasten, wurden sogenannte Schmutzwasserkreiselpumpen verwendet, die rund 5000 Liter pro Minute fördern können. Zum Vergleich: Eine Badewanne wäre damit in zwei Sekunden geleert. Außerdem wurde eine Spezialpumpe eingesetzt, von der es nur 14 Stück in Deutschland gibt. Sie kann sogar 25.000 Liter pro Minute fördern. Nach einem Zeitungsbericht sorgten in den Katastrophengebieten fünf THW-Gruppen des Typs Wassergefahren/Pumpen dafür, dass rund 70.000 Liter pro Minute abgepumpt werden. Mit Erfolg: Am Montag konnte für die Bewohner der unterhalb liegenden Ortschaften Entwarnung gegeben werden - sie konnten in ihre Häuser zurückkehren.
Wer mitmachen kann
Beim THW ist jeder willkommen, egal wie alt er ist oder welchen Beruf er ausübt. Kinder und Jugendliche werden bereits ab zehn Jahren in Jugendgruppen aufgenommen. Mindestens 17 Jahre muss man sein, um am aktiven Dienst teilzunehmen.
Die Freiwilligen bekommen eine kostenlose technische Ausbildung. Erlernt werden unter anderem der Umgang mit Kettensäge oder Trennschleifer sowie Holz- oder Metallbearbeitung. Auch Erste Hilfe oder Bergungstechniken stehen auf dem Programm. Das THW erstattet Verdienstausfall und Fahrtkosten und versichert seine Helfer bei Ausbildung und Einsatz. Arbeits- und Einsatzschutzbekleidung werden gestellt.