Thai-Prinzessin kandidiert
8. Februar 2019Prinzessin gegen General: In Thailand tritt die älteste Schwester des Königs, Prinzessin Ubolratana, bei der Parlamentswahl als Spitzenkandidatin an. Die 67-Jährige wird am 24. März für die Partei Thai Raksa Chart ins Rennen gehen. Die Prinzessin sei die "beste Wahl" für das Amt der Ministerpräsidentin, sagte Parteichef Preechapol Pongpanich. Sie sei "gebildet und geschickt". Die Kandidatin selbst äußerte sich zunächst nicht weiter zu ihrem Vorhaben. Auf Instagram verbreitete sie jedoch die Botschaft: "Wir werden zusammen vorangehen."
Zurück zur Demokratie?
Bislang war Prinzessin Ubolratana in der Politik nie groß in Erscheinung getreten. Unterstützt wird sie aus dem Lager des gestürzten ehemaligen Regierungschefs Thaksin Shinawatra, der in Thailand immer noch großen Einfluss hat. Damit geht die im Volk sehr populäre Prinzessin direkt in Konkurrenz zum amtierenden Regierungschef Prayut Chan-o-Cha (64). Der General ist seit einem Militärputsch 2014 an der Macht. Mit der Parlamentswahl am 24. März soll sich Thailand zurück in Richtung Demokratie bewegen.
König lehnt Kandidatur seiner Schwester ab
Prinzessin Ubolratana ist das älteste von vier Kindern des jahrzehntelangen Königs Bhumibol und seiner Frau, Königin Sirikit. Seit dem Tod des alten Königs im Oktober 2016 steht ihr Bruder Maha Vajiralongkorn an der Spitze der Monarchie. Der 66-Jährige, der sich häufig in Deutschland aufhält, ist allerdings noch nicht offiziell gekrönt. Dies soll erst Anfang Mai geschehen - sechs Wochen nach der Wahl. Zu den Ambitionen seiner Schwester erklärte er, die Kandidatur stehe im Widerspruch zur Verfassung. Eine solche Stellungnahme des Königs zu aktuellen politischen Fragen ist äußerst ungewöhnlich.
Die Prinzessin hat enge Kontakte zur Familie der Shinawatras, die Thailands Politik seit langem mitbestimmt. Thaksin Shinawatra wurde 2006 als Premierminister vom Militär gestürzt. Acht Jahre später ereilte seine Schwester Yingluck das gleich Schicksal. Die Armee verhängte damals nach monatelangen politischen Unruhen zwischen den Yingluck Shinawatra unterstützenden Rothemden und den royalistischen Gelbhemden das Kriegsrecht, setzte die Regierungschefin ab und übernahm die Macht im Land. Die Geschwister leben inzwischen im Ausland.
Der Putsch wurde von General Prayut angeführt, dem heutigen Premierminister der Militär-Junta. Die Generäle hatten eigentlich versprochen, nur ein Jahr zu regieren, verschoben Wahltermine dann aber immer wieder. Prayut kündigte am Freitag - wie erwartet - ebenfalls seine Kandidatur an. Der General ist Spitzenkandidat der Partei Phalang Pracharat, die dem Militär nahesteht. Über mehrere Jahre hinweg hatte er angekündigt, die Macht abzugeben. Nun erklärte er: "Ich bekräftige, dass ich keine Absicht habe, meine Macht im Amt zu verlängern. Ich will nur zum Wohl des Landes und der Menschen arbeiten."
Die Kandidatur der Prinzessin macht die Dinge für die Militärs viel komplizierter. Es ist das erste Mal in der Geschichte des südostasiatischen Landes, dass sich jemand aus dem Königshaus um ein Amt in der Politik bewirbt. Prayut versicherte der Königsfamilie immer wieder seine Loyalität. Insgesamt treten bei der Wahl mehr als einhundert Parteien an. Verlässliche Umfragen gibt es nicht.
Die Prinzessin - mit vollem Namen Thunkramom Ying Ubolratana Rajakanya Sirivadhana Barnavadi - wurde 1951 in der Schweiz geboren. Wegen ihrer Hochzeit mit einem bürgerlichen US-Amerikaner 1972 wurden ihr Privilegien gestrichen. Sie lebte dann unter bürgerlichem Namen viele Jahre in den USA. Die Ehe wurde später geschieden. Im Jahr 2000 kehrte sie nach Thailand zurück, wo sie seither wieder den Titel Prinzessin führt. Wie ihr Bruder, der König, hat sie viele Verbindungen nach Deutschland. Bei der Fußball-WM im vergangenen Jahr posierte sie sogar im Trikot der deutschen Nationalmannschaft.
stu/jv (dpa, afp)