Textilabkommen für Bangladesch
8. Juli 2013Die Liste der rund 70 Unterzeichner liest sich wie ein "Who is who" der Textilindustrie: Hersteller wie H&M, Puma, Zara und Adidas sind ebenso dabei wie die Kaufhausketten Karstadt, Kaufhof und Metro. Auch zahlreiche Firmen aus anderen europäischen Ländern sind dem Abkommen beigetreten. Sie verpflichten sich, für mehr Sicherheit an ihren Produktionsstätten zu sorgen. Dazu gehört unter anderem ein Brandschutzabkommen, das die Arbeitssicherheit in den Werken garantieren soll.
Bis zum 15. Juli müssen die Unternehmen ihre Lieferanten in Bangladesch offenlegen, damit feststeht, welche Fabriken kontrolliert werden. Dann werden internationale Fachleute für Brandschutz und Gebäudesicherheit zusammen mit Kollegen aus Bangladesch neun Monate lang mehrere Tausend Nähfabriken inspizieren und Pläne für eventuell notwendige Reparaturen und Renovierungen aufstellen. Werke, in denen akute Gefahr für Leib und Leben der meist weiblichen Arbeitskräfte besteht, können sie nach Aussage der Kampagne für Saubere Kleidung (Clean Clothes Campaign) sofort stilllegen.
Kontrolleure werden kontrolliert
Die Kontrolleure werden ebenfalls kontrolliert: Dafür wird in den Niederlanden eine Stiftung eingerichtet, die mit Vertretern von Arbeitsschutzorganisationen und der beteiligten Unternehmen besetzt ist. Sie sollen die Arbeit der Inspektoren in Bangladesch überwachen.
Mit dem Abkommen reagiert die Branche auf den Einsturz einer Textilfabrik in Dhaka im Mai dieses Jahres. Damals kamen mehr als 1100 Arbeiterinnen und Arbeiter in den Trümmern ums Leben. Unglücksursache waren gravierende Bau- und Sicherheitsmängel.
Nur ein kleiner Anfang
Laut einer Anfang Juli veröffentlichten Studie ist nur jede zehnte Textilfabrik in Bangladesch sicher. Von 66 untersuchten Anlagen seien zwei akut einsturzgefährdet gewesen, sagte der Direktor des Instituts für Bauingenieurswesen, Mijibur Rahman. Insgesamt gibt es in dem Land jedoch mehr als 4500 Fabriken für die Kleidungsproduktion.
Bangladesch ist nach China der weltweit zweitgrößte Textilproduzent. 80 Prozent der Exporte des Landes im Wert von umgerechnet 19 Milliarden Euro pro Jahr sind Kleidung und Schuhe. Die Beschäftigten dagegen arbeiten für extrem niedrige Löhne und verdienen zum Teil weniger als 30 Euro pro Monat.
mak/se (afp, dpa)