Textil-Siegel für Umwelt und Mensch
Im Siegel-Dschungel für Mode und Textilien kann man sich schnell verirren. Aber nur solche, die von unabhängigen Prüfstellen vergeben werden, sagen wirklich etwas aus. Ein Überblick über die wichtigsten Prüf-Siegel.
IVN Best: der Primus unter den Öko-Siegeln
Das Siegel des Internationalen Verbands der Naturtextilwirtschaft (IVN) ist das strengste Siegel am Markt. Es reguliert die ganze Produktionskette für Naturfasern vom biologischen Anbau bis zum Endprodukt. Synthetikfasern sind ausgeschlossen, weil sie viel Energie und nicht erneuerbare Rohstoffe verbrauchen. Die Sozialstandards orientieren sich an denen der International Labour Organisation (ILO).
GOTS - weltweit bekannt
Der Global Organic Textile Standard erfordert mindestens 70 Prozent Naturfasern aus kontrolliert biologischem Ursprung. Bis zu 30 Prozent Recyclingfasern dürfen bis beigemischt sein, etwa aus Polyester. Ab 95 Prozent Bio-Anteil wird der Zusatz "organic" vergeben. Der GOTS zertifiziert die gesamte Wertschöpfungskette, auch nach den sozialen Kriterien der International Labour Organisation (ILO).
Better heißt nicht "bio" - das BCI-Siegel
Siegelinhaber ist die gemeinnützige Better Cotton Initiative, die sich aus Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen sowie Textilunternehmen zusammensetzt. BCI-Baumwolle ist nach ökologischen und sozialen Kriterien zwar deutlich besser als konventionelle aber eben nicht "bio" im eigentlichen Sinne. Das BCI-Siegel wird von externen Prüfern vergeben.
Reycyling total: Cradle to Cradle
Das Designkonzept Cradle to Cradle (Wiege zur Wiege) stellt den Kreislaufgedanken in den Vordergrund. Bewertet werden die Produkte in den Kategorien Materialgesundheit, Wiederverwendung, erneuerbare Energien, soziale Fairness und Wasserwirtschaft. Kreislauffähigkeit wird biologisch als auch technisch betrachtet. Es gibt fünf Zertifizierungsstufen: Basic, Bronze, Silber, Gold und Platin.
Bluesign: strenger Schadstoff-Ausschluss
Bluesign reguliert den Umgang mit chemischen Schadstoffen und Risiken umfassend und über die gesamte Herstellungskette. Zertifiziert wird jede Faserart. Zwar sind besonders schädliche Substanzen ausgeschlossen. Allerdings sind - wie auch beim GOTS - keine Abwassertests für besonders schädliche Stoffe vorgesehen. Dies wird, bei beiden Siegeln, von Umweltschutzorganisationen kritisiert.
EU-Ecolabel: EU-Blume für Textilien
Das Siegel steht für "umweltfreundlichere und gesündere" Produkte. Gesundheits- und umweltschädliche Substanzen sollen begrenzt, Wasser- und Luftverschmutzung reduziert werden. Die Grenzwerte sind häufig schwächer als bei anderen Textilstandards. Auch Textilien die zum Teil oder ganz aus Recyclingfasern, inklusive Fasern aus PET-Flaschen bestehen, können das EU-Ecolabel bekommen.
Schadstofffreie Endprodukte: Made in Green
Ein strenger Standard für die Textilproduktion und Endprodukte. Eine Bio-Qualität der Rohstoffe ist keine Voraussetzung, auch Recycling- und Mischfasern werden zertifiziert. Vergeben wird das Siegel von der Internationalen Oeko-Tex-Gemeinschaft, einem Zusammenschluss von Textilforschungs- und Prüfinstituten. Die Produkte müssen unter sozialverträglichen Arbeitsbedingungen hergestellt sein.
Verbraucher im Blick: Standard 100
Das am weitesten verbreitete Siegel kann für alle Arten von Textilprodukten vergeben werden, die seine Standards einhalten. Es dient in erster Linie dem Verbraucherschutz: Geprüft wird nur auf Schadstoffrückstände im Endprodukt. Für Herstellung und Umweltschutz macht der Oeko-Tex Standard 100 keine Auflagen.
Der Blaue Engel fliegt noch nicht
Das Siegel kennzeichnet Natur- als auch Kunstfasertextilien, die ohne gesundheitsgefährdende Chemikalien und unter Einhaltung hoher Umweltstandards hergestellt wurden. Begutachtet wird der gesamte Produktionsweg. Siegelinhaber ist das Bundesumweltministerium. Das Problem: Es gibt noch kaum Lizenznehmer und daher auch keine Textilien, die mit dem Blauen Engel gekennzeichnet sind.
Klangvoll aber nicht unabhängig
Solche Firmen-Siegel sind keine echten Prüf-Siegel sondern Marketing-Bezeichnungen. Denn welche Kriterien ein Produkt erfüllen muss und ob es sie einhält, entscheiden keine externen Prüfer sondern die Unternehmen selbst. Mag eine Firma noch so ambitionierte Nachhaltigkeitsstrategien haben - Sicherheit bringt nur ein unabhängiges Siegel.