Tesla-Fabrik Grünheide: Kurze Bauzeit, langer Streit
5. März 2024Die Produktion in der einzigen europäischen Tesla-Autofabrik steht nach dem Stromausfall seit Dienstagmorgen still. Mittlerweile hat sich eine als linksextremistisch eingestufte Gruppe zu dem Anschlag auf die Stromversorgung bekannt. Nach Rücksprache mit dem lokalen Stromanbieter geht das Unternehmen von Elon Musk nicht von einem schnellen Wiederanlaufen der Produktion aus. Der Schaden belaufe sich auf mehrere 100 Millionen Euro, hieß es von Tesla, pro Tag könnten rund 1000 Autos nicht gebaut werden.
Neben dem ursprünglichen Firmensitz im kalifornischen Freemont bei San Francisco gibt es fünf Tesla-Fabriken (sogenannte Gigafactorys) weltweit. Neben Standorten in den USA und China ist Grünheide im Bundesland Brandenburg (siehe Karte) die einzige Tesla-Autofabrik auf dem europäischen Kontinent.
Die sechste Gigafactory ist zurzeit in Mexiko im Bau. Sie sollte schon in diesem Jahr an den Start gehen. Nach einer Reihe von Verzögerungen machten zuletzt aber Berichte die Runde, dass dort erst 2026 die ersten Modelle produziert werden können. Derzeit bewerben sich u.a. Saudi-Arabien und die Türkei als Standorte für künftige Tesla-Fabriken.
Tesla stellt in Grünheide seit knapp zwei Jahren Elektroautos her. Dort arbeiten nach jüngsten Angaben des Unternehmens rund 12.500 Beschäftigte. Mehr als 500 Roboter sind dabei im Werk im Einsatz.
Im Januar waren erstmals rund 6000 Fahrzeuge pro Woche vom Band gelaufen. Angestrebt ist jedoch eine Zielmarke von jährlich 500.000 Autos und mittelfristig hat Elon Musk sogar von einer Million Fahrzeugen Made in Grünheide gesprochen.
Nach Rekordbauzeit Arbeitsplatz für mehr Tausende
Im März 2022 rollten die ersten Teslas vom Band, zur Eröffnung kamen Konzern-Chef Elon Musk und Bundeskanzler Olaf Scholz. Die Bauzeit lag bei etwas mehr als zwei Jahren, für deutsche Verhältnisse enorm schnell. Immer wieder ziehen sich Bauvorhaben wegen hohem Bürokratieaufwand, zahlreichen Umweltauflagen und juristischen Einspruchsmöglichkeiten um Jahre in die Länge. Elon Musk ging dabei voll ins Risiko und zog das Werk in Grünheide schon hoch, während man noch auf die Genehmigungen des Landes Brandenburg wartete.
Die Fabrik liegt im Wald von Grünheide im Bundesland Brandenburg, nur rund 30 Kilometer von Berlin entfernt. Weil für den Bau der Fabrik Teile eines Waldes abgeholzt wurden und die Region Wasserschutzgebiet ist, hatte es von Anfang an Widerstand von Umwelt-Aktivisten und Anwohnern gegeben. Auch jetzt gibt es Protestaktionen gegen die geplante Erweiterung der Fabrik. Tesla will neben dem 300 Hektar großen Werksgelände auf zusätzlichen rund 170 Hektar einen Güterbahnhof, Lagerhallen und einen Betriebskindergarten errichten. Dafür sollen mehr als 100 Hektar Wald gerodet werden.
Seit Ende Februar halten rund 80 bis 100 Umweltaktivisten einen Teil des betreffenden Waldstücks in der Nähe des Tesla-Werks besetzt, der zur Erweiterung abgeholzt werden soll. Die Aktivisten haben Baumhäuser in mehreren Metern Höhe errichtet und angekündigt, möglichst lange dort zu bleiben. Auch eine Bürgerinitiative spricht sich gegen die Erweiterungspläne von Tesla aus und unterstützt die Aktion der Wald-Besetzer.
Batteriepläne zurückgenommen
Ursprünglich hatte der US-Autobauer geplant, alle Komponenten der Batterie für die dort gebauten Teslas ebenfalls am Standort Grünheide zu produzieren. Firmenchef Elon Musk hatte die Berliner Gigafactory als größte Batteriefabrik der Welt angekündigt. Bei der Eröffnung im März 2022 sagte er, das Batteriewerk werde bis Ende 2023 die Serienproduktion erreichen.
Mittlerweile sind diese Pläne entweder auf Eis gelegt worden oder in ferne Zukunft gerückt. Größere Kapazitäten für die Batterieherstellung will Tesla stattdessen wegen erheblicher staatlicher Subventionen im Rahmen des Inflation Reduction Act in den USA aufbauen.