Abdeslam nach Frankreich ausgeliefert
27. April 2016Bereits kurz nachdem die belgische Polizei Salah Abdeslam am 18. März in seinem Brüsseler Heimatstadtteil Molenbeek festgenommen hatte, beantragten die französischen Behörden seine Auslieferung mit Hilfe eines europäischen Haftbefehls. Dem ist Belgien in der Nacht zum Mittwoch nachgekommen. Eine Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft in Brüssel bestätigte einen entsprechenden Bericht der Zeitung "DH".
Anklage erhoben
Die französische Staatsanwaltschaft erhob formell Anklage gegen den Terrorverdächtigen. Sie lautet nach Angaben der französischen Justiz auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, Mord, Entführung und Waffenbesitz.
Nach Angaben aus informierten Kreisen soll Abdeslam in der Haftanstalt der südlich von Paris gelegenen Gemeinde Fleury-Mérogis untergebracht werden. In dem Gefängnis, eines der größten in Europa, sind derzeit mehr als 4400 Menschen inhaftiert.
Abdeslam wird unter anderem eine Beteiligung an den Pariser Attentaten vom 13. November mit 130 Todesopfern vorgeworfen. Ob er auch an der Vorbereitung der Brüsseler Anschläge vom 22. März beteiligt war, ist bislang unklar. In Belgien wird er beschuldigt, an einer Schießerei mit Polizisten beteiligt gewesen zu sein.
Kooperation mit Behörden angekündigt
Zuletzt war der 26-Jährige im nordbelgischen Beveren inhaftiert. Vor seiner Festnahme am 18. März galt er als einer der meistgesuchten Terrorverdächtigen Europas. Er besitzt sowohl die belgische als auch die französische Staatsbürgerschaft.
In Paris erklärte am Mittwoch der Anwalt Frank Berton in einem TV-Interview, er werde die Verteidigung Abdeslams übernehmen. Er beschrieb den Terrorverdächtigen als "zerbrochenen jungen Mann", der bereit sei, mit den Behörden zu kooperieren. Abdeslam gilt als einziger Überlebender der Attentäter von Paris. Sein älterer Bruder Khalid, der ebenfalls an den Anschlägen beteiligt war, sprengte sich damals in einem Café in die Luft.
djo/se (ap, afp, dpa, rtr)