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"Terroristen können überall angreifen"

Carla Bleiker20. Januar 2016

DW-Journalist Shamil Shams ist zur Zeit in Pakistan. Er ist erschüttert, aber nicht überrascht von dem Anschlag auf eine Universität nahe Peshawar, bei dem mindestens 20 Menschen gestorben sind.

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Militärfahrzeuge vor dem Universitätscampus in Charsadda. (Foto: A MAJEED/AFP/Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/A. Majeed

Was denken Sie darüber, dass sich die Taliban zu dem Anschlag auf die Bacha-Khan-Universität bekannt haben ?

Die Taliban haben schon ähnliche Anschläge verübt, wie zum Beispiel den Terroranschlag von Peshawar vor gut einem Jahr [im Dezember 2014, als die Taliban 141 Menschen, davon 132 Kinder, in einer Schule erschossen]. Aber viele Menschen hier sagen, dass auch der "Islamische Staat" oder eine Gruppe, die ihm nahe steht, mit dem Massaker an der Universität zu tun haben könnte. Vielleicht war es auch ein Anschlag, bei dem die Taliban und der "Islamische Staat" zusammengearbeitet haben.

Wie sicher haben sich die Menschen in der Region vor dem Angriff auf die Universität gefühlt und wie ist die Stimmung jetzt?

Seit einem Jahr, seit dem Anschlag in Peshawar, ist es wirklich schlimm. Die Regierung und speziell die Armee haben einen landesweiten Aktionsplan gegen den Terror eingesetzt und sagen, dass sie die Terroristen erfolgreich bekämpfen. Aber die Situation vor Ort ist sehr komplex. Der Anschlag auf die Universität zeigt, dass die Terroristen immer noch sehr stark sind, trotz der andauernden Militäroperationen in der Region.

Was bedeutet der jetzige Angriff für die allgemeine Sicherheitssituation in Pakistan?

Er hat gezeigt, dass die Regierung eine Menge politischer Fehler macht. Wenn so etwas wie heute nach dem Peshawar-Anschlag passieren kann, bei dem die Taliban rund 150 Menschen getötet haben, wenn nach einem Jahr der nächste Campus zur Zielscheibe geworden ist, dann zeigt das, dass etwas falsch läuft bei der Art und Weise, wie die Regierung mit militanten Gruppierungen und Islamisten umgeht.

Shamil Shams. (Foto: DW/Per Henriksen)
Shams: Die Anti-Terror-Politik der Regierung greift nichtBild: DW/P. Henriksen

Die Verwandten der getöteten Studenten sind wütend darüber, dass die Regierung nicht viel getan hat, um die Sicherheitslage in Peshawar und der umliegenden Region zu verbessern. Sie fühlen sich nicht sicher. Dieser Anschlag ist ein Beweis dafür, dass die Terroristen überall angreifen können - und wann immer sie wollen.

Kam der Anschlag auf die Bacha-Khan-Universität überraschend für Sie und für andere, die mit der aktuellen Situation in Pakistan vertraut sind?

Nein, ich glaube nicht. Es ist schockierend, es ist abstoßend, aber es hat mich nicht überrascht. Ich denke, das Problem des pakistanischen Staates und der Regierung ist, dass sie immer noch glauben, gegen kriegerische Gruppierungen selektiv vorgehen zu können. Sie bekämpfen bestimmte Gruppen, von denen es heißt, sie würden sich gegen den Staat wenden, aber gegen andere tun sie nichts. Die pakistanische Regierung unterscheidet zum Beispiel zwischen guten Taliban und bösen Taliban. Wenn man sich so verhält und bestimmte Gruppen als strategische Partner betrachtet, dann werden solche Anschläge wie heute weiter passieren.

Shamil Shams ist Journalist in der Asien-Redaktion der Deutschen Welle. Er hält sich zur Zeit in Karachi im Süden Pakistans auf.

Das Interview führte Carla Bleiker.