Terror ohne Ende
22. März 2017Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 zieht die Welt in den "Krieg gegen den Terror". Zehn Jahre später wird Osama bin Laden, Drahtzieher der Anschläge und Anführer des Terrornetzwerkes Al-Kaida, in Pakistan am 2. Mai 2011 erschossen.
Was mit einem Militärschlag gegen das Taliban-Regime in Afghanistan begann, weitet sich später zum Irakkrieg aus. Der Konflikt im Irak wiederum bringt später die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hervor.
Fünfzehn Jahre nach 9/11 ist der IS zum weltweiten Schreckgespenst des Terrors geworden. Fast jeder Terrorakt - ob blutig, misslungen oder vereitelt - hat inzwischen Verbindung zu den selbst ernannten Gotteskriegern. Und sei es, dass sich Einzeltäter auf den IS berufen.
Am verheerendsten wirkt sich die Terrorwelle in Asien aus. In Ländern wie Afghanistan, Pakistan, im Irak und Indonesien gehören Anschläge zum Alltag. In Afrika werden insbesondere Nigeria und Somalia von islamistischen Milizen wie Boko Haram und Al-Shabaab erschüttert. In Europa befinden sich vor allem Frankreich und die Türkei im Visier des Terrors.
Ein Rückblick über die verheerendsten Anschläge seit dem 11. September 2001 - mit Ausnahme der Kriegs- und Krisengebiete Irak, Afghanistan und Syrien.
EUROPA
Großbritannien
22.05.2017: Bei einem Selbstmordattentat nach einem Konzert der US-amerikanischen Sängerin Ariana Grande in Manchester sterben 23 Menschen, darunter Jugendliche und Kinder. Der 22-jährige Attentäter soll eine Sprengstoffweste detoniert haben. Am Tag nach dem Anschlag reklamiert die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) den Angriff für sich.
22.03.2017: Am ersten Jahrestag der Anschläge von Brüssel 2016 fährt ein Attentäter auf der Westminister Bridge in London mit einem Geländewagen in eine Menschenmenge. Anschließend rammt er das Fahrzeug in einen Zaun am Westminsterpalast und ersticht einen Polizisten. Kurz darauf wird er von zwei Polizisten erschossen. Bei dem Doppelanschlag sterben sechs Menschen. Der IS bekennt sich zu dem Anschlag.
22.05.2013: In London wird ein Soldat auf offener Straße mit einem Fleischerbeil und einem Messer getötet. Die zwei Angreifer fliehen. Die Polizei stellt die Männer, bei denen es sich um kurz zuvor zum Islam konvertierte Briten handelt.
07.07.2005: Fast zeitgleich zünden vier Attentäter in Londoner Doppeldeckerbussen und U-Bahnen Bomben in ihren Rucksäcken. Bei diesen Anschlägen verlieren 52 Menschen ihr Leben, 700 werden verletzt.
Belgien
22.03.2016: Attentäter zünden mehrere Bomben am Brüsseler Flughafen und in einer Metrostation. 38 Menschen sterben.
24.05.2014: Ein französischer Islamist erschießt im Jüdischen Museum in Brüssel vier Menschen und wird kurz darauf festgenommen. Er soll davor als selbsternannter "Gotteskrieger" in Syrien gekämpft haben.
Deutschland
19.12.2016: In Berlin rast ein Tunesier mit einem LKW in einen Weihnachtsmarkt. Zwölf Menschen sterben. Dem Täter gelingt zunächst eine Flucht quer durch Europa, bis er drei Tage später bei einer Routinekontrolle in Italien von der Polizei erschossen wird. Der "Islamische Staat" behauptet, hinter dem Anschlag zu stecken.
24.07.2016: In Ansbach sprengt sich vor dem Eingang zu einem Musikfestival ein 27 Jahre alter syrischer Flüchtling in die Luft, mehrere Menschen werden verletzt. Der IS beansprucht die Tat für sich.
18.07.2016: Ein 17-jähriger Flüchtling aus Afghanistan attackiert bei Würzburg in einem Regionalzug Fahrgäste mit einer Axt und einem Messer. Mehrere Menschen werden schwer verletzt, der Täter auf der Flucht erschossen. Der Angriff ist offenbar islamistisch motiviert. Der 17-Jährige soll Kontakt zum IS gehabt haben.
16.04.2016: In Essen werden bei einem Sprengstoffanschlag am Eingang eines Sikh-Tempels drei Männer verletzt, einer von ihnen schwer. Bei den später festgenommenen Tätern handelt es sich um Jugendliche, die Kontakte zur salafistischen Szene hatten.
26.02.2016: Eine 15-Jährige sticht im Hauptbahnhof von Hannover einen Bundespolizisten nieder und verletzte ihn schwer. Die Angreiferin hatte Verbindungen zur deutschen Salafisten-Szene.
02.03.2011: Am Flughafen in Frankfurt am Main attackiert ein Kosovo-Albaner mit den Worten "Allahu akbar" ("Gott ist groß") einen Bus der US-Armee. Der Mann erschießt zwei US-Soldaten und verletzt zwei weitere schwer.
Dänemark
14./15.02.2015: Ein 22-Jähriger feuert in Kopenhagen auf ein Kulturcafé und tötet einen Mann. Vor einer Synagoge erschießt der Attentäter einen Wachmann. Er wird danach von der Polizei bei einem Schusswechsel getötet.
Frankreich
18.03.2017: Auf dem Pariser Flughafen Orly greift ein Mann eine Soldatenpatrouille an. Er will einer Soldatin das Gewehr entreißen und wird von anderen Soldaten erschossen.
26.07.2016: In Saint-Étienne-du-Rouvray bei Rouen stürmen zwei 19-Jährige während eines Gottesdienstes in eine Kirche, schneiden dem 86-jährigen Priester die Kehle durch und verletzen einen Gottesdienstbesucher schwer. Beide Täter werden erschossen. Der IS reklamiert die Bluttat für sich.
14.07.2016: Am französischen Nationalfeiertag rast in Nizza ein Islamist mit einem Lastwagen in eine Menschenmenge und tötet mindestens 84 Menschen.
13.07.2016: In Magnanville ersticht ein Einzeltäter einen Polizisten. Dabei soll er laut Zeugenberichten "Allahu akbar" ("Gott ist groß") gerufen haben. Anschließend nimmt der Mann Ehefrau und Kind des Polizisten als Geisel und tötet später die Frau. Spezialeinheiten erschießen den Angreifer, der bereits wegen Gewaltdelikten vor Gericht stand. Präsident Hollande spricht von einem "Terrorakt".
13.11.2015: Bei einer Anschlagsserie auf Bars, Restaurants und eine Konzerthalle in Paris werden mindestens 130 Menschen getötet und rund 350 verletzt.
07.01.2015: Zwei Attentäter stürmen die Pariser Redaktionsräume des Satire-Magazins "Charlie Hebdo" und töten zwölf Menschen. In einem koscheren Supermarkt kommt es anschließend zu einer Geiselnahme mit vier Toten.
Spanien
11.03.2004: In Madrid explodieren zehn Bomben in vier überfüllten Pendlerzügen. Es sind die ersten schweren Anschläge von Islamisten in Westeuropa. 191 Menschen sterben, mehr als 1800 Menschen werden verletzt. Das Terrornetzwerk Al-Kaida bekennt sich zu den Anschlägen.
Türkei
21.08.2016: Bei einer Hochzeitsgesellschaft in Gaziantep werden mindestens 54 Menschen durch einen Selbstmordanschlag getötet. Ankara macht den IS für die Tat verantwortlich. Ein Bekenntnis der Extremisten gibt es aber nicht.
28.06.2016: Mutmaßliche Mitglieder der Terrorgruppe IS verüben einen Anschlag auf dem Flughafen von Istanbul. 45 Menschen kommen ums Leben, über 200 werden verletzt.
12.01.2016: In der Altstadt von Istanbul reißt ein Selbstmordattentäter zwölf deutsche Touristen mit in den Tod.
10.10.2015: Durch Attentate auf eine regierungskritische Demonstration in Ankara kommen mehr als 100 Teilnehmer ums Leben. Auch hier wird der IS als Drahtzieher vermutet.
Russland
31.10.2015: Ein russischer Passagierjet der sibirischen Airline Kolavia stürzt über der ägyptischen Halbinsel Sinai ab. Die Maschine war auf dem Weg von Scharm el Scheich nach St. Petersburg. Alle 224 Passagiere, die meisten aus Russland, sterben. Der IS beansprucht das Attentat in einem Bekennerschreiben für sich.
24.01.2011: Bei einem Selbstmordanschlag auf dem Moskauer Flughafen Domodedowo sterben 37 Menschen, 100 werden verletzt.
09.03.2010: Ein Selbstmordanschlag in der Moskauer Metro fordert 40 Tote und 84 Verletzte.
ASIEN
Indonesien
12.10.2002: Islamisten verüben auf der Ferieninsel Bali Bombenanschläge. Ziel sind Diskotheken, die vor allem von Touristen besucht werden. 202 Menschen sterben, die meisten Opfer stammen aus Australien.
Indien
28.11.2008: Bei Angriffen mehrerer Terrorkommandos mit Schnellfeuerwaffen und Handgranaten kommen in der Finanzmetropole Mumbai mehr als 170 Menschen ums Leben.
11.07.2006: Ebenfalls in Mumbai explodieren kurz nacheinander sieben Bomben in voll besetzten Pendlerzügen und auf Bahnhöfen. Der Anschlag gilt als erster schwerer islamistischer Terrorakt seit dem 11. September. Bei der Anschlagsserie kommen rund 190 Menschen ums Leben, mehr als 700 werden verletzt.
Pakistan
Seit Beginn des Jahres 2016 werden mehr als 170 Menschen bei Anschlägen getötet: Im Oktober feuern Angreifer in der Stadt Quetta wahllos auf Kadetten einer Polizeischule. Der IS reklamiert die Tat für sich. Im September wird ein Selbstmordanschlag auf eine Moschee im Nordwesten des Landes verübt. Im August explodiert in Quetta eine Bombe vor einer Klinik , die Taliban bekennen sich. Im Januar war dort bereits ein Sprengsatz vor einer Polio-Impfstation detoniert.
Ostern 2016: Eine Selbstmordattacke auf einen Spielplatz in Lahore sorgt für besonders großes Entsetzen. Mindestens 70 Menschen kommen ums Leben, darunter viele Kinder.
Dezember 2014: Bei einem Anschlag auf eine Militärschule in Peschawar werden 134 Kinder getötet.
AFRIKA
In den ostafrikanischen Ländern Kenia, Somalia und Uganda versetzt die radikal-islamistische Terrormiliz Al-Shabaab seit Jahren die Bevölkerung in Angst und Schrecken. In Nigeria, der Elfenbeinküste und Mali fliehen die Menschen vor Boko Haram, und in Nordafrika werden gezielt Angriffe auf Tourismusgebiete verübt.
Kenia
In Kenia kommen von Januar bis Oktober 2016 mindestens 46 Menschen bei Anschlägen ums Leben. Anhänger der islamistischen Al-Shabaab-Miliz überfallen ein Gästehaus, erschießen Dorfbewohner, werfen Sprengsätze in Häuser und locken Polizisten in Hinterhalte.
02.04.2015: Al-Shabaab-Kämpfer verüben in Kenia ein Massaker auf dem Campus der Universität von Garissa. Sie gehen durch Wohnheime und machen gezielt Jagd auf Christen. Fast 150 sterben, die meisten sind Studenten.
21.09.2013: Maskierte Terroristen dringen in das luxuriöse Westgate-Einkaufszentrum in Nairobi ein und schießen um sich. Mindestens 67 Menschen kommen bei dem Anschlag ums Leben.
Uganda
11.07.2010: In Uganda tötet Al-Shabaab durch einen Bombenanschlag auf ein Public Viewing 76 Zuschauer, die sich das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft ansehen.
Nigeria
Im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias kämpft die Islamistengruppe Boko Haram seit dem Jahr 2009 für einen islamischen Staat. Im März 2015 leistete Boko Haram dem "Islamischen Staat" den Treueschwur. Die sunnitischen Fundamentalisten terrorisieren auch die angrenzenden Gebiete der Nachbarländer Kamerun, Niger und Tschad.
In Nigeria selbst werden in den ersten zehn Monaten 2016 fast 200 Menschen getötet. Oft werden einfach Dörfer überfallen. Auch durch Bomben- und Selbstmordanschläge, bei einem Angriff auf ein Flüchtlingslager, in Moscheen, auf Marktplätzen, bei Prozessionen und in Restaurants fallen Menschen dem Terror zum Opfer. Auch ein Selbstmordattentat mit 19 Toten auf eine Bar im Nachbarland Kamerun wird den Islamisten zugeschrieben.
Januar 2015: Bei einer der schwersten Attacken in der Stadt Baga sollen nach Medienberichten an einem einzigen Wochenende Anfang Januar 2015 bis zu 2000 Menschen ermordet worden sein.
14.04.2014: In Chibok im Nordosten Nigerias werden 276 Schulmädchen von der Terrormilliz Boko Haram entführt
25.12.2011: Bei einer Anschlagsserie auf Kirchen werden in den Städten Jos, Madalla, Gadaka und Damaturu mindest 39 Menschen getötet.
Somalia
In Somalia terrorisiert die islamistische Al-Shabaab die Bevölkerung. Besonders die Hauptstadt Mogadischu und dort wiederum Hotels und Restaurants, in denen sich viele ausländische Gäste aufhalten, sind Angriffsziel der Islamisten. Insgesamt sterben in den ersten zehn Monaten des Jahres 2016 in Somalia mindestens 47 Menschen durch islamistische Terrorangriffe.
Tunesien
26.06.2015: Ein IS-Unterstützer erschießt im tunesischen Badeort Sousse 38 Touristen, 35 wurden verletzt.
18.03.2015: Bei einem Überfall auf das Nationalmuseum von Bardo in Tunis töten Dschihadisten 24 Menschen, die meisten von ihnen sind ebenfalls ausländische Urlauber.
NORDAMERIKA
USA
12.06.2016: Ein 29-jähriger Mann erschießt in Orlando 49 Besucher eines Nachtclubs, der bei Homosexuellen beliebt ist. Der Attentäter bekennt sich zum IS. Spezialeinheiten töten den Täter bei der Erstürmung des Clubs.
2.12.2015: Die beiden Attentäter Syed Farook und Tashfeen Malik töten bei einer Weihnachtsfeier in einer Einrichtung für Behinderte 14 Menschen.
15.04.2013: Sprengstoffanschläge beim Boston-Marathon fordern drei Todesopfer und 264 Verletzte.