Terror-Abwehr: Die Hauptaufgabe des FBI
1. Januar 1970Das Federal Bureau of Investigation (FBI) kann auf eine lange erfolgreiche Geschichte zurückblicken. 1908 auf Wunsch von Präsident Theodore Roosevelt gegründet, beschäftigt die Behörde zur Zeit knapp 30.000 Mitarbeiter im ganzen Land. Von der Spionageabwehr über die Bekämpfung von Wirtschaftskrininalität bis hin zur Aufklärung von Gewaltverbrechen hatte das FBI bislang viele Zuständigkeiten. Heute steht der Kampf gegen den Terror im Zentrum der Arbeit.
Kritik im eigenen Lande
In den vergangenen Wochen ist das FBI unter massive innenpolitische Kritik geraten. Politiker und Bürger sind empört darüber, dass frühzeitige Hinweise von FBI-Agenten aus der Provinz auf die Attentäter des 11. Septembers oder auf ihr Umfeld unberücksichtigt geblieben sind oder die Spitzen der Behörde nicht erreicht haben. Das FBI, das sich während des Kalten Kriegs vor allem um Spionageabwehr gekümmert hatte, war auf die Terrorattacken des 11. September nicht vorbereitet. Daraus hat man nun die Konsequenzen gezogen. FBI-Chef Robert Mueller über seine Reformvorstellungen: "Wir müssen besser werden, wenn es darum geht, mit anderen zusammenzuarbeiten. Aber wir müssen auch besser werden bei Verarbeitung, Analyse und Weiterverbreitung von Wissen. Kurz zusammengefasst, wir müssen uns künftig vor allem um die Prävention von Terrorismus kümmern, wir müssen unsere Prioritäten neu setzen und uns verändern."
FBI-Chef Mueller hatte die Leitung der Behörde erst im letzten Sommer am 4. September, also eine Woche vor den Anschlägen aufgenommen. Inzwischen hat er den Mitarbeitern neue, moderne Computer zur Verfügung gestellt und mit dem Aufbau umfassender Dateien begonnen, in denen künftig Zehntausende von Informationen gespeichert werden sollen, die Aufschluss über terroristische Aktivitäten geben können. Zum Beispiel über Flugschulen in den USA, an denen die Attentäter der 11. Septembers trainiert hatten.
Mobile Anti-Terror-Einheit
Künftig wird eine mobile Anti-Terror-Einheit in der FBI-Zentrale in Washington geschaffen, die sowohl in den USA aber auch rund um den Globus eingesetzt werden soll, wo immer sich Hinweise auf einen Terroranschlag verdichten. Darüber hinaus werden 500 Terroristenspezialisten stationär in Washington arbeiten. Sie sollen über spezielle Kenntnisse in den Sprachen des Nahen und Mittleren Ostens, aber auch über landeskundliche Kenntnisse und spezielle technologische Fähigkeiten verfügen. Insgesamt will man 900 neue FBI-Agenten einstellen, die sich ausschließlich mit Terrorismusbekämpfung beschäftigen werden. Die Finanzmittel des FBI für diese Aufgabe werden verdoppelt.
Die Umstrukturierungen werden allerdings auch auf Kosten anderer Bereiche gehen. Aus der Drogenbekämpfung sollen 400 FBI-Beamte abgezogen werden, rund 40 aus der Spezialabteilung für Wirtschaftskriminalität.
Zusammenarbeit mit dem CIA
Anti-Terror-Spezialisten des Geheimdienstes CIA sollen helfen, den neuen Prioriäten schnellstmöglich gerecht zu werden. Die Zusammenarbeit zwischen CIA und FBI soll enger werden, aber auch die mit anderen Sicherheitsbehörden auf Bundes- und lokaler Ebene. Justizminister John Ashcroft erklärt: "Wo wir verantwortbare Veränderungen durchführen müssen, werden wir dies veranlassen, und wo wir Fehler eingestehen müssen, tun wir dies."
Aber schon bei der Bekanntgabe der FBI-Reform wird Kritik daran laut. Ein grosser Mangel der Reform liege darin, heisst es, dass die FBI-Zentrale in Washington gestärkt werde, anstatt die Arbeit der FBI-Agenten vor Ort zu verbessern. In der FBI-Zentrale in Washington arbeiten derzeit knapp 10.000 Mitarbeiter. Die weitaus größere Zahl, rund 18.000 Beamte, sind im Felde über all in den USA für die Behörde tätig - gerade aus diesen Quellen hatten sich aber die Hinweise auf die Aktivitäten von Terrorismusverdächtigen in den USA vor den Anschlägen vom 11. September gespeist.