Tengelmann wird zur leichten Beute
23. September 2016Ein konkretes Ergebnis hat das Spitzengespräch über die Zukunft von Kaiser's Tengelmann nicht gebracht. Damit rückt eine Zerschlagung der Supermarktkette immer näher. Am Ende des dreistündigen Treffens von Vertretern des Rewe-Konzerns, von Edeka, Tengelmann, Markant und der Gewerkschaft Verdi wurde nur eine gemeinsame Erklärung veröffentlicht. Die Supermarktchefs wollten eine "für alle Beteiligten und die Beschäftigten von Kaiser's Tengelmann tragfähige, gemeinsame Lösung" finden, heißt es darin. Die Gespräche sollten "zeitnah" fortgesetzt werden. Ein Termin oder Ort wurde dafür aber nicht genannt.
Die Gewerkschaft Verdi hatte den Branchengipfel in Frankfurt/Main vermittelt. Verdi-Chef Frank Bsirske und die bei der Gewerkschaft für den Handel zuständige Stefanie Nutzenberger saßen mit am Tisch. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel hatte eindringlich an die Beteiligten appelliert, eine Lösung zu finden. Andernfalls seien rund 8000 der etwa 15.000 Arbeitsplätze bei Kaiser's Tengelmann in Gefahr.
"Faire Aufteilung"
Doch der Komplettverkauf der Kette an Marktführer Edeka ist immer unwahrscheinlicher. Rewe-Chef Alain Caparros, der das Geschäft vor Gericht hatte stoppen lassen, warb noch einmal für eine "faire Aufteilung" der über 400 Standorte unter den Wettbewerbern. Die Arbeitsplätze könnten trotzdem erhalten werden, und die wettbewerbsrechtlichen Bedenken wären vom Tisch.
Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub hatte wohl eher darauf gesetzt, dass Rewe und Markant ihre Klage zurückziehen, mit der sie die Ministererlaubnis für die Übernahme von Kaiser's Tengelmann durch Edeka ausgehebelt hatten. Nun könnte der Tengelmann-Aufsichtsrat bereits im Laufe des Tages die Zerschlagung des Unternehmens besiegeln.
Kaiser's Tengelmann schreibt seit Jahren rote Zahlen. Die Tengelmann-Gruppe als Eigentümer will sich deshalb über kurz oder lang aus dem Supermarktgeschäft verabschieden.
rb/ust (afp, dpa, rtr)